UA-176845053-2 Entwickele Dein Potential - Mens Mental Health

Übertriebene Rollenanforderungen an den modernen Mann

Moderne Männer sind heutzutage oft verunsichert und voller Selbstzweifel. Junge Frauen mit übertriebener Selbstsicherheit und allumfassenden Ansprüchen, die alles von ihnen verlangen – guter Liebhaber, super gutaussehender Typ, empathischer Freund, idealer Partner, perfekter Handwerker, beruflicher Erfolgsmensch, starker Beschützer, perfekter Vater künftiger Kinder u.v.m. – machen es ihnen schwer, sich selbst zu finden und sich gelassen in ihren Rollen zwischen Herkunftsfamilie und neuer Bezugsfamilie zu entwickeln. 

Im Schulsystem (siehe Kapitel Jungen) werden sie nicht so akzeptiert und gefördert wie Mädchen und sind heute die Verlierer, wie sich an Abschlusszahlen von Gymnasien und Hochschulen zunehmend ablesen lässt. Die politischen Steuerungssysteme versäumen es immer noch, bei diesen für Jungen sehr negativen Entwicklungen gegenzusteuern und folgen dem – inzwischen nicht mehr realistischen – Narrativ der Benachteiligung von Mädchen und Frauen.

Die entsprechenden Fakten werden auch gesellschaftlich weitgehend ignoriert, noch immer werden Mädchen und Frauen vielfältig gefördert – was richtig ist -, ohne dass es für Jungen und Männer in Problemlagen Gleiches gäbe. Hinzu kommt, dass Männer in den Medien oft problematisch dargestellt („toxische Männlichkeit“) oder – besonders in der Werbung – alleine aufgrund ihres Geschlechts lächerlich gemacht werden. Diese Zuschreibungen würden heutzutage bei anderen gesellschaftlichen Gruppen Stürme der Entrüstung auslösen. Bei weißen Männern geschieht: nichts! 

Multipler Rollenstress sorgt für Krisen und Versagen

Männer geraten oft in einen multiplen Rollenstress, der sie überfordert, chronisch unter Druck setzt oder gar aggressiv macht, meist ohne dass sie die Abläufe verstehen und verändern können. Sie erhoffen sich dann Empathie von ihrer Freundin, Partnerin, Frau oder der Gesellschaft insgesamt, bekommen dies aber oft nicht.

Es passt nicht zum traditionellen Rollenbild, aber interessanterweise auch nicht zum modernen feministischen Menschenbild, dass Männer Opfer von Stress und familialer und beruflicher Überforderung sein können. Auch hier spielt es eine Rolle, dass Medien und Gesellschaft die schwierige Rolle von Männern in der modernen Gesellschaft leugnen, so dass gerade junge Frauen inzwischen daran gewohnt sind, nur sich selbst als gestresst und im Extrem als Opfer zu sehen.

Aber auch Männer selbst erkennen oft nicht ihre eigene Lage im Kontext von Hyperstress, weil sie auf das Rollenbild des starken Mannes fixiert sind. Beim Mann, der es obendrein nicht gewohnt ist, offen über sich und seine Gefühle zu sprechen, können diese Leugnungen und Verzerrungen in der Fremd- und Selbstwahrnehmung der Beginn einer bisweilen sehr langen Leidensspirale nahe.

Eine Flucht in Alkohol, Glücksspiel oder andere Scheinwelten entwickelt sich bisweilen, aber alle derartigen Lösungen, die dem Mann kurzfristig ein Wohlbefinden vorgaukeln, haben den unangenehmen Nachteil, langfristig schädigend zu sein (siehe Kapitel Psychische Störungen beim Mann). Es handelt sich also um ungeeignete, langfristig selbstschädigende Wege der Problemlösung.

Zunehmende Verunsicherung durch Gleichstellungspolitik und sexuelle Verletzbarkeit

Gerade junge Männer berichten zunehmend von Verunsicherung durch die modernen, oft übertrieben sexualisiert erscheinenden gesellschaftlichen Entwicklungen. Mehr als 50% der US-Wähler meinten 2018, dass es heutzutage für junge Männer eine furchterregende Zeit sein müsse.

Gemeint sind ungerechtfertigte Anfeindungen sexueller Übergriffe, Rollenüberforderungen, Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts, gesellschaftliches Unverständnis und perfektionistische Anforderungen in Beruf und Familie. Auch haben viele das Gefühl, dass sie mit Leistung und Kompetenz nicht mehr zum beruflichen Ziel kommen, weil ihnen Frauen vorgezogen würden einfach, weil es Frauen sind.

Dies schafft bei Männern Enttäuschung, Frustration und psychosoziale Verletzbarkeit wegen ihrer Geschlechtszugehörigkeit. 

Der moderne Mann muss erst zu sich selbst finden 

In dieser Situation hilft eine Rückbesinnung auf die Rollen, Potentiale und Perspektiven von Männern. Im Kern geht es - zunächst einmal vor dem Hintergrund der stärkeren physischen Konstitution der Männer, der Besonderheiten ihrer Psyche und ihrer genetischen Ausstattung - um die psychosoziale Ausgestaltung des Lebens von Jungen und Männern.

Dies sollte zum einen in autonomer Weise und zum anderen in Verantwortung für sich und andere, besonders ihre Partnerinnen, Kinder, Familien, geschehen. Männer müssen sich selbst finden, eine eigene Identität entwickeln, bevor sie für die vielfältigen modernen Rollenanforderungen bereit sind. Genau dies wird aber gesellschaftlich kaum mehr vermittelt, da das Bildungssystem weiblich dominiert ist und Väter als Modelle und Vorbilder zu oft fehlen.

Obwohl Männer nach außen in der Regel als stärker erscheinen, sind sie es oft nicht. Ein trügerisches Bild, das auch zu einem Wunschbild von Stärke werden kann, entsteht. Aus Enttäuschung und Frustration über mangelnde Anerkennung werden manche Männer darüber aggressiv und gewalttätig.

In der Entwicklung in Kindheit und Jugend sind Mädchen meist robuster als Jungen, haben weniger Krankheiten, verunglücken und sterben seltener. Jungen sind offenbar zerbrechlicher, fragiler, obwohl sie durch die stärkere Physis nach außen stabiler erscheinen. Ein Scheineffekt! Es geht also auch darum, die Ambivalenz des Jungen und Mannes zu erkennen und zu bewältigen: Kraft, Stärke, Verletzlichkeit und Schwäche zugleich.

Rollenmuster helfen bei der Identitätsentwicklung

Um mit dieser Ambivalenz auf dem männlichen Lebensweg besser zurecht zu kommen, empfiehlt sich eine Rückbesinnung auf alte Erfahrungen und Weisheiten. Für den Lebensweg des Mannes gibt es diese – inzwischen leider oft in Vergessenheit geratenen – Rollenmuster schon lange: Der Kämpfer, der Liebhaber, der Magier und der König lauten sie in vielen Überlieferungen. Diese und weitere Rollenmuster geben Verhaltensmöglichkeiten wie Leitplanken vor.

Heutzutage wird oft suggeriert, dass diese Rollenmuster schlecht und überkommen seien. Aber das stimmt nicht! Sie dürfen nicht zu eng, aber auch nicht zu vage vorgegeben werden. Sie müssen also modern interpretiert und flexibel gelebt werden, damit sie helfen und funktionieren. Auf jeden Fall können sie beim Abbau von Verunsicherungen und Ängsten und beim Aufbau von Autonomie, Selbstsicherheit und Zuversicht helfen.

Die auch als Archetypen beschriebenen Rollenmuster prägen das Unbewusste vieler Männer – aber auch ihrer Mütter und Partnerinnen. Damit werden unbewusste Erwartungen und Hoffnungen an sie herangetragen. Bisweilen wird auch zwischen sieben oder gar zwölf relevanten Archetypen unterschieden. Im Kern geht es um die Bandbreite der Verhaltensoptionen für Männer und deren psychosoziale und psychosexuelle Folgen.


Mehr über die Archetypen und ihre Bedeutung für das Leben von Männern lesen Sie im Kapitel Männliche Archetypen - mehr als Märchenfiguren.

Männer sind das, was sie aus sich machen

Viele Männer fühlen sich heutzutage fremdbestimmt und unter zahlreichen Zwängen stehend. Ob sie sich von ihren Müttern übermäßig kontrolliert und gesteuert erleben, von ihren Vätern vernachlässigt, von ihren Frauen gegängelt, all dies gehört heutzutage zum Leben vieler Jungen und Männer und macht ihnen das Leben schwer. 

Dies alles kann und darf jedoch kein Anlass sein, die Kontrolle über das eigene Leben aus der Hand zu geben. Ein Mann wird sich nur gesund entwickeln können, wenn er selbstbestimmt sein Leben in die Hand nimmt. Er muss die Hindernisse erkennen, die ihm dabei im Weg stehen und sich entscheiden, ob er die Hindernisse ändern will oder sie gänzlich aus dem Weg räumen muss, z.B. in dem er dysfunktionale Beziehungen entscheidend verändert oder verlässt, oder ob er weiter damit leben will. Letzteres ist auf Dauer die schlechteste Lösung.

Der Weg ist das Ziel

Unterm Strich sollte jeder Mann sich irgendwann auf den Weg machen, das Beste und Intensivste aus seinem Leben zu machen, sein Leben durch Gestaltung und Willen zu formen. Sicher sind die Startchancen hierfür sehr verschieden: aus biographischen, biologischen oder sozialen Gründen. Das Entscheidende ist, seine Ziele zu definieren und zu verfolgen und am Ende auch zu erreichen (siehe Kapitel Praktische Tipps). 

Körperliche, psychische und intellektuelle Ressourcen sind sehr unterschiedlich verteilt. Es hilft dem Mann nicht, von einem schöneren Aussehen zu träumen, wenn dies für ihn nicht erreichbar ist. Auch kann er sich nicht jünger machen, als er tatsächlich ist. Kurz: Er muss auf dem Boden der gegebenen Realität beginnen, das Beste aus sich zu machen und nicht Illusionen hinterherzulaufen. Langfristig zählt nicht Aussehen, sondern Ausstrahlung! Und die erreichen Sie mit der Arbeit an sich selbst am besten (siehe Kapitel Psychische Gesundheit). Auf allen Ebenen: Bio-psycho-sozial. Bei Bio geht es um körperliche Fitness und Aussehen, bei Psycho um Selbstwert und Persönlichkeit und bei Sozial um Freunde, Beziehungen und Partnerschaft.

Selbstfürsorge ist für Männer unerlässlich

Der Mann ist das, was er aus sich macht. Natürlich geschieht dies stets unter bestimmten kulturellen, sozialen und biologischen Bedingungen. Das Ziel sollte in jedem Fall die gelingende Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung des Mannes sein. Und dies am Ende nicht nur für sich selbst, sondern in sozialer Verantwortung für Kinder, Partner, Familie und Mitmenschen.

Dies heißt nicht falsche Toleranz gegenüber irreführenden Meinungen, Glaubenssätzen und Fehlverhaltensweisen anderer, sondern auf sich selbst zu achten, seine innere Stimme und Bestimmung zu erkennen, zu prüfen, ob sie echt oder durch Erziehung, Medien und Gesellschaft schon verbogen und manipuliert ist, und mit ihr in einen gesund machenden Dialog zu treten. Dabei ist auch die Abgrenzung gegenüber Manipulationen und Zurückweisungen wichtig.

Der Weg zum gelingenden Leben für Männer führt nicht, wie im Jahre 2020 in einer Schrift des BMFSFJ zur Gleichstellung für Jungen und Männer über den Feminismus und „dann einfach auch einmal die Klappe zu halten“, wie dort für Männer empfohlen wird. Dies ist der falsche Weg! Die Vorschläge sind in Wirklichkeit herabsetzend und respektlos für Männer. Männer müssen mit sich, mit anderen Männern und dann mit der Gesellschaft als Ganzes ihren Weg finden. Dies kann nur mit Respekt für sich selbst und im gegenseitigem Respekt gelingen. 

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