UA-176845053-2 Kleine Männer – was tun? (Männerrat #20) - Mens Mental Health

Mai 3

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Kleine Männer – was tun? (Männerrat #20)

Erst war sie ihm gar nicht aufgefallen. Er arbeitete in einer Tankstelle an der Kasse. Dann kam sie immer öfter, tankte für kleine Beträge oder kaufte nur eine Cola. Er hatte das Gefühl, dass er ihr gefiel. Er (Leo): 29 Jahre, volles schwarzes Jahr, schlank trainiert und Junggeselle. Sie (Sarah): 25 Jahre, 170 cm, blond, sehr attraktiv, seit kurzem wieder Single. Schließlich fasste er sich ein Herz und fragte sie, ob sie mit ihm Abendessen gehen wollten. Sie stimmte zu und sie verabredeten sich für einen Abend in Kürze. Er wartete vor dem ausgewählten Restaurant auf sie. Schließlich kam sie auf ihn zu und schon auf 3 Meter Entfernung sah er sie Enttäuschung in ihren Augen. Das Abendessen wurde nett, aber es gab keinerlei erotische Stimmung zwischen ihnen. Schließlich fasste sich Leo ein Herz und fragte Sarah, was ihr an ihm nicht gefalle. Er habe im Vorfeld doch einen ganz anderen Eindruck von seiner Wirkung auf ihn gehabt. Sie eröffnete ihm dann, dass sie nur auf größere Männer stehe und er habe hinter der Kasse ganz anders auf sie gewirkt. Und in der Tat: Der Boden hinter der Kasse war etwa 15 cm höher als vor der Kasse. Das wusste Leo, aber er hatte nicht geahnt, dass ihn dies in den Augen von Sarah automatisch unattraktiv werden ließ. 

Kleine Männer haben es schwerer – wenigstens am Anfang

Kleine Männer haben es im Leben schwerer als große. Sie werden seltener von Frauen gedatet, bekommen seltener Leitungsjobs und die Mehrzahl der Menschen schreibt ihnen ganz allgemein weniger Kompetenzen zu. Das ist schon lange bekannt und Betroffene können davon ein Lied singen. Viele Männer unterschätzen aber die problematische Bedeutung ihrer Körpergröße bei Partnerwahl und Berufskarriere. Man muss davon ausgehen, als kleinerer Mann beim Dating wie auch bei der Kompetenzzuschreibung im öffentlichen und beruflichen Bereich diskriminiert zu werden. Erst wenn kleine Männer sich dieser potentiell nachteiligen Effekte bewusst werden, können sie gezielt etwas dagegen tun. Ihnen hilft dabei auch kein Antidiskriminierungsgesetz, weil die Diskriminierenden ihre Motive niemals zugeben und oft noch nicht einmal selbst bewusst wahrnehmen. Betroffene Männer können nur durch individuelles Verhalten ihr Manko zu kompensieren versuchen.

Während die medial verbreitete Gleichheitsideologie das irreale Hohelied der Body-Positivity singt, wird das Leben der Betroffenen in der Realität des Alltags immer schwerer. Die Body-Positivity-Bewegung fokussiert sich ohnehin fast ausschließlich darauf, Frauen jeglicher Körperformen als schön zu postulieren. Für Männer hat sich die Bewegung bislang nur wenig eingesetzt. 

Männer scheitern an Schönheitsdealen wie Frauen – aber sie reden nicht darüber

Dass auch Männer an implizit vorherrschenden Schönheitsidealen scheitern und verzweifeln, wird selten zum öffentlichen Thema. Umso stärker ist dann das innere Leiden. Sie reden mit niemandem darüber, weil sie sich zu sehr schämen und oft gar keine Worte für die Verurteilung finden, die sie erleben. 9.4% der erwachsenen Männer in Deutschland sind kleiner als 170 cm, 28.4% kleiner als 175 cm und 53.4% kleiner als 180 cm (vgl. www.grandiosgross.de), was von Frauen auf Datingportalen oft als die gewünschte Mindestgröße angegeben wird.  

Frauen wollen heutzutage mit Männern auf Augenhöhe sein, aber bei der Paarbildung dürfen es dann meistens doch 10 bis 15 cm mehr Höhe beim Mann sein. Nach Befragungen führender Online-Portale wünschen sich 70% bis 80% der suchenden Frauen einen größeren Mann als Partner. In einer amerikanischen Studie mit 693 Studenten (männlich und weiblich) zeigte sich, dass die Probandinnen am zufriedensten waren, wenn ihr Partner 21 cm größer als sie selbst war. 

Männer leiden ganz besonders an ihrer zu geringer Körpergröße, also an etwas, das sie nicht wirklich ändern können. Betroffene Männer leiden oft sehr unter ihrer geringen Körpergröße, reden aber mit niemandem über ihr diesbezügliches Scham- und Minderwertigkeitsgefühl. Das muss sich ändern! Eine geringe Körpergröße wird auch am häufigsten auf Datingplattformen von Männern „gefaked“. Durchschnittlich geben Männer eine um 5 cm übertriebene Körpergröße bei Tinder und Co. an. Dass dieser Schwindel beim ersten realen Date auffliegt, vergrößert das Schamgefühl am Ende noch mehr. Es ist im heutigen Leben härter, ein kleiner Mann als eine schwere Frau zu sein. Frauen kämpfen für ihre Geschlechtsgenossinnen – wenigstens in den Medien -, Männer hadern alleine mit sich. Sie empfinden den körperlichen Mangel als demütigend und reden lieber nicht darüber.

Das Wort „Zwerg“ wird sogar aus Märchenbüchern verbannt – das Problem mit dem Kleinsein bleibt

Das Wort „Zwerg“ wird zwar aus den Märchenbüchern verbannt, weil es kleine Menschen beleidigen könnte, im realen Leben spüren kleine Männer beim Dating immer häufiger Zurückweisungen, wie viele sozialpsychologische Online-Datingstudien inzwischen zeigen. Die Wahrheiten des Alltags werden durch Konzepte wie Body-Positivity immer weiter tabuisiert, da in der bunten woken Medienwelt solche Diskriminierungen gar nicht auftauchen dürfen. Mit ihren Erlebnissen von Zurückweisungen und Kränkungen beim Dating bleiben kleine Männer alleine und unverstanden. Die in vielen Medien negativ als Frauenhasser beschriebenen INCELs („Involuntary Celibates“ – unfreiwillig ohne Sex lebende Männer; vgl. INCELs – Von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung zu Hilfen und Selbstmitgefühl (Männerrat #14)) sind Männer, die auch wegen ihrer Körpergröße Zurückweisung erfahren. In einer psychologischen Studie aus dem Jahr 2023 ergab sich, dass INCELs durchschnittlich 2.4 cm kleiner waren als ihre sexuell erfolgreichen Altersgenossen. 

Viel zu selten finden sie den Weg zu psychologischen Hilfen, wo ihr Selbstwertgefühl endlich wachsen könnte. Klein zu sein ist dabei für Männer in einem viel stärkeren Maß Diskriminierungsanlass als für Frauen, wo es nur in Fällen extremer Klein- oder Großwüchsigkeit Probleme gibt. Bei Männern spielt dabei die unbewusst zugeschriebene Beschützerrolle eines großgewachsenen Mannes eine entscheidende Rolle. So geht es auch Sarah, für die der reale Leo mit seinen 171 cm eine herbe Enttäuschung war. Kleinen Männern wird weniger Fähigkeit zum Beschützen, Führen und Dominieren im Privat- wie auch im Berufsleben zugeschrieben.

Kleinere Männer werden diskriminiert – von Frauen und von Chefs

Die psychologische Forschung zeigt das Phänomen der Diskriminierung von kleinen und dicken Männern besonders deutlich, seitdem Datingprofile die häufigste Form der Anbahnung für Sex und Partnerschaft darstellen. Schon mehr als 40% aller Beziehungen (kurz- und langfristige) beginnen in der Online-Welt von Tinder, Bumble, Parship und Co. Viele einschlägige psychologische Studien zeigen, dass Frauen für Datings Männer bevorzugen, die durchschnittlich 15 cm größer als sie selbst sind. Damit ergibt sich eine ideale „Männergröße“ von 180 cm. Nach solchen Männern streben die meisten Frauen, bewusst oder unbewusst. Viele Frauen auf Datingprofilen geben an, dass sie keine Männer daten, die kleiner als 180 cm sind. Damit wären ca. 48% aller Männer ausgeschlossen. Ohnehin streben – vor allem junge – Frauen bei freier Partnerwahl 15% der attraktivsten Männer an, von denen kein einziger kleiner als das Idealmaß ist. Im späteren Leben relativiert sich der Hype für große Männer. Ältere Frauen werden weniger wählerisch. Vor allem, wenn sie bereits Nachwuchs in die Welt gesetzt und schlechte Erfahrungen mit großen Alpha-Männern gemacht haben, ändert sich das Beute-Schema oft deutlich. Abwarten lohnt sich also für kleine Männer.

Auch in der Berufswelt geht es für kleinere Männer ungerecht zu: Der Wirtschaftshistoriker Guido Heineck hat den Zusammenhang zwischen Körpergröße und Gehaltshöhe für deutsche Männer statistisch bewiesen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass bei gleicher beruflicher Qualifikation jeder Zentimeter jenseits des Durchschnitts von 1,79 ein Gehaltsplus von 0,6 Prozent bedeutet. Er kommt bei einem Größenunterschied von zehn Zentimetern auf bis zu 2000 Euro mehr Gehalt im Jahr. Also auch hier herrschen automatische unbewusste Zuschreibungen zugunsten größerer Männer vor, dass diese kompetenter, leistungsfähiger und insgesamt „mehr Geld wert“ sind. 

Bei der sexuellen Selektion geht es um möglichst gesunde Nachkommen

Die Triebfeder für das selektierende Partnerwahlverhalten der Frauen ist die evolutionspsychologisch geprägte Tendenz nach möglichst gesundem Nachwuchs. Sexualpartner mit äußerlich gesundem Erscheinungsbild, wozu auch eine mindestens durchschnittliche Körpergröße zählt, versprechen der unbewussten Wahrnehmung der Frau diesen Nachwuchs. Hinzu kommt die Suche nach einem starken Beschützer für Frau und Kinder, was durch Körpergröße und Muskeln signalisiert wird. Mit solchen Männern gesunde Nachkommen zu erzeugen, ist eine der zentralen unbewussten Triebfedern bei der Partnerwahl. Spezielle Auswahlkriterien hierfür sind ein ebenmäßiges Gesicht, ausreichend Muskeln, gesunde Zähne und eben auch körperliche Größe und der Eindruck von körperlicher Stärke und Überlegenheit. Außerdem spielen mentale Eigenschaften wie Klugheit und Humor eine entscheidende Rolle. Am besten sollte natürlich alles vorhanden sein. Das ergibt den idealen Sexpartner, den Alpha-Mann. 

Größenwachstum – hauptsächlich genetisch und hormonell gesteuert

Für das Größenwachstum sind vor allem genetische und hormonelle Faktoren verantwortlich. Gesunde, ausreichende Ernährung, ausreichend Schlaf und wenig hochstresshafte Lebenszeit sind ebenfalls wichtig. Neben Testosteron ist das Wachstumshormon, Somatotropin, ein Peptidhormon, das von in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert wird, hauptverantwortlich für die Steuerung des Größenwachstums. Es spielt eine zentrale Rolle in der Regulation des Wachstums, der Zellteilung, aber auch bei der Regeneration und beim Stoffwechsel im menschlichen Körper.

Während der Kindheit und Jugend fördert das Wachstumshormon das Längenwachstum der Knochen, indem es die Zellteilung und das Wachstum von Knorpel- und Knochengewebe anregt. Die Freisetzung des Wachstumshormons erfolgt in einem pulsierenden Muster. Der Großteil wird während des Schlafes, insbesondere während der Tiefschlafphasen, ausgeschüttet. Der Höhepunkt der Produktion von Somatotropin ist während der Pubertät, wo es zu einem verstärkten Längenwachstum kommt. Deshalb ist insbesondere im Jugendalter regelmäßiger und ausreichender Schlaf wichtig. Die Ernährung spielt ebenso für die optimale Entfaltung des genetischen Potenzials eine wichtige Rolle. Ausgewogene Ernährung mit ausreichender Zufuhr von Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen ist während der Wachstumsphasen besonders wichtig.

Wie wird man groß?

Heranwachsende Jungen können ihre Körpergröße nur sehr schwer direkt beeinflussen. Die meisten Faktoren liegen nicht im Bereich der eigenen Beeinflussbarkeit. Vor allem spielt die Genetik eine entscheidende Rolle. Große Eltern zeugen in der Regel Kinder, sie wiederum groß werden – und umgekehrt. Aber auch hormonelle Einflüsse und Umweltfaktoren sind wichtig. Der genetische Einfluss auf die Körpergröße liegt bei ca. 80%. Jugendliche können aber wenigstens einiges dafür tun, dass sie ihr genetisches Potential voll ausschöpfen.

Jugendliche brauchen zum gesunden Wachstum genug Schlaf

Schlaf spielt eine wichtige Rolle beim Wachstum, insbesondere während der Pubertät. Während des Schlafs wird vermehrt Wachstumshormon freigesetzt, das für das Längenwachstum der Knochen und die Entwicklung von Muskeln entscheidend ist. Daher kann Schlaflosigkeit während der Pubertät das Wachstum beeinträchtigen, insbesondere wenn diese andauernd und mit langen Wachphasen auftritt. Während der Pubertät erleben Jugendliche eine intensive Wachstumsphase, die durch eine erhöhte Freisetzung von Hormonen, einschließlich des Wachstumshormons, gekennzeichnet ist. Der Großteil dieser Hormonproduktion erfolgt während des Tiefschlafs, insbesondere in den ersten Stunden der Nacht. Wenn Jugendliche nicht ausreichend Schlaf bekommen, wird diese wichtige Phase des Hormonausschusses gestört und der Organismus kann sich nicht entsprechend entwickeln. Störungen des Nachtschlafes sind heute durch übermäßiges Computerspielen (Gaming) häufig. Chronischer Schlafmangel kann sich negativ auf die Produktion des Wachstumshormons Somatotropin auswirken und somit das Potenzial für das Längenwachstum beeinträchtigen.

Es ist wichtig zu beachten, dass individuelle Unterschiede bestehen und nicht jeder Jugendliche, der gelegentlich Schlafprobleme hat, zwangsläufig Wachstumsprobleme erlebt. Um das optimale Wachstum zu fördern, sollten Jugendliche in der Regel zwischen 8 und 10 Stunden Schlaf pro Nacht erreichen. Eltern und Jugendliche sollten darauf achten, eine gute Schlafhygiene zu praktizieren, wie regelmäßige Schlafenszeiten, keine Störungen in der Nacht, eine angenehme Schlafumgebung und die Vermeidung von stimulierenden Aktivitäten vor dem Schlafengehen, um die Qualität des Schlafs zu verbessern.

Kleine Männer wehren sich – von der Kompensation zur Überkompensation

Die meisten kleinen Männer erkennen über kurz oder lang, dass sie durch ihre geringere Körpergröße einen Nachteil haben, wenigstens was Partnermarkt und berufliche Karriere angeht. Sie lassen sich dies auch nicht durch realitätsferne Gleichheitsideologien, wie Body Positivity u.ä., ausreden. Sie spüren es im realen Leben immer wieder, dass sie einen Nachteil haben. Aber es gibt Wege, diesen Nachteil zu kompensieren oder sogar mehr. 

Männer, die unter ihrer kleineren Körpergröße leiden und dies als Manko wahrnehmen, haben die Chance, das Defizit durch besondere Anstrengung in anderen Bereichen auszugleichen. Es ist gut, wenn sie nicht auf die ideologisch verbreitete Schönmacherei hereinfallen, dass alle die gleichen Chancen haben. Dies ist nämlich eine gefährliche Lüge. Schon der Psychoanalytiker Alfred Adler, einer der wichtigsten Schüler Sigmund Freuds, wusste, dass aus einem Minderwertigkeitskomplex eine große Energie zum Wettmachen dieses Nachteils erwachsen kann. Denn sich nur benachteiligt fühlen und nichts daran zu ändern versuchen, führt ausschließlich in eine chronische Opferhaltung.  Natürlich ist es ungerecht, dass kleinere Männer gesellschaftlich benachteiligt werden. Das Gefühl, Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse zu sein, ändert jedoch für den Einzelnen gar nichts, sondern bestärkt eine Haltung des Jammerns und Klagens, und führt schlimmstenfalls in Depression und Selbstzerstörung. Also ist es für den Einzelnen wichtig, positive Energien zur Kompensation des Nachteils zu entwickeln. Wie dies konkret funktionieren kann, wird in den „5 Tipps“ am Ende des Beitrags erläutert. 

Überkompensation – ein erfolgreicher Weg zur Problembewältigung für kleine Männer

Männer, die versuchen, ihren offensichtlichen Nachteil aktiv zu bewältigen, neigen meist zu Überkompensation und übertreffen damit die notwendigen Anforderungen bei weitem. Sie bringen es dann in ihrem Metier zu ganz besonderen Leistungen. Ihr unbewusster Minderwertigkeitskomplex versorgt sie mit so viel positiver Energie, dass sie Übermenschliches leisten und sich damit beweisen, dass sie groß sind. Solche Kompensationen können in besonderen akademischen, sportlichen oder kulturellen Leistungen liegen. Beispiele aus dem Bereich Schauspieler, Musiker und Sportler sind: 

Ronan Keating (Boy-Group-Star), 173 cm; Justin Bieber, 175 cm; Tom Cruise, 170 cm; Ben Stiller, 170 cm; Bruno Mars, 165 cm; Prince, 160 cm; Ed Sheeran, 173 cm; Jeff Bezos (Gründer Amazon), 171 cm; Dustin Hoffman, 166 cm; Lionel Messi, 170 cm; Philipp Lahm, 170 cm. 

Napoleon-Komplex: Den gibt es gar nicht!

Der im Zusammenhang mit kleinen Männern oft genannte Napoleon-Komplex ist eine irrige Annahme auf der Basis historischer Unkenntnis. Zu Napoleons Lebenszeit waren Männer deutlich kleiner als heutzutage. Als Alfred Adler seine Theorie vom Minderwertigkeitskomplex ersann, fiel er auf den zu dieser Zeit schon weit verbreiteten Irrglauben herein, Napoleon sei ein auffällig kleiner Alleinherrscher gewesen. Es hätte zu gut in seine Theorie von der Überkompensation des Mankos der Kleinheit durch Macht- und Imponiergehabe gepasst. Aber Napoleon (1769 – 1821) war mit seinen 168 cm (andere Quellen gehen von 166 cm aus) ähnlich groß wie französische Männer (Rekruten) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nämlich 167 cm. Trotzdem bleibt natürlich die Idee, dass Menschen ein Manko durch übermäßiges Streben in anderen Bereichen auszugleichen suchen. Neben den schon erwähnten besonderen Leistungen in Sport, Musik und Kultur kann dazu natürlich auch ein überzogenes Geltung- und Auffälligkeitsstreben zählen. 

Die Tugenden der Kleinen

In vielen psychologischen Studien zeigen kleine Männer besondere Tugenden wie Ausdauer, Zielstrebigkeit, Ehrgeiz und Optimismus. Der vermutliche Grund: Kleine Männer bemerken oft bereits früh im Leben, dass sie mehr leisten müssen als größere, um Anerkennung und Status zu erreichen. Sie strengen sich dann mehr an und leisten mehr. Dies gilt wenigstens für eine substantielle Gruppe unter den Kleinen. Es kann aber auch zu unerfreulichen Nebenwirkungen in der Psyche kleiner Männer kommen: Das Gefühl, zu klein zu sein, macht eher misstrauisch und ängstlich. Personen glaubten eher, dass andere sie wegen ihrer Körpergröße anstarren und über sie reden (vgl. Lowered height leads to paranoia).
 Die Körpergröße nimmt also nicht nur Einfluss auf die Wahrnehmung durch andere, sondern auch auf das Selbstbild.

Probleme der Mitmenschen mit kleinen Männern

Die Mehrheit der kleinen Männer ist psychisch gesund und ausgeglichen. Einige Studien haben sogar gezeigt, dass sie seltener an Depressionen erkranken. Oft werden kleinen Männern heutzutage aber, insbesondere wenn sie kleiner als 168 cm sind, von außen negative Eigenschaften automatisch zugeschrieben. Es kann also in vielen Fällen durchaus so sein, dass das Umfeld mehr Probleme mit der Kleinheit von Männern hat, als diese selbst. Die am häufigsten auftretenden Probleme sind: 

  1. Kindchenschema: Körperlich kleine Männer werden manchmal als niedlich oder süß betrachtet, ähnlich wie kleine Tiere oder Kinder. Dies kann zu einer unterschätzten Ernsthaftigkeit und einer Nicht-Akzeptanz als Mann führen.

  2. Mangel an Durchsetzungsvermögen: Es besteht die unbewusste Tendenz, körperlich kleine Männer als weniger durchsetzungsstark oder selbstsicher zu betrachten. Dies kann zu Vorurteilen führen, dass sie in bestimmten sozialen oder beruflichen Situationen weniger leistungsfähig und erfolgreich sind.

  3. Komplexe wegen Körpergröße: Viele Menschen nehmen an, dass körperlich kleine Männer aufgrund ihrer Größe zwingend Komplexe oder Unsicherheiten haben müssten. Dies kann zu falschen Annahmen und Schlüssen zu ihrer Persönlichkeit führen.

  4. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft: Oft wird angenommen, dass kleinere Männer freundlicher und hilfsbereiter sein müssten. Dies kann auf Stereotypen über "kleine Helden" oder "fleißigen Zwergen" zurückzuführen sein. Wenn sie sich dann anders verhalten, werden sie umso negativer bewertet.

  5. Kompensationszwang: Einige Menschen neigen dazu anzunehmen, dass körperlich kleine Männer versuchen könnten, ihre Größe durch bestimmte Verhaltensweisen oder Errungenschaften zu kompensieren, um sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen.

Vorteile des Klein-Seins

Neben den vielen Nachteilen für Männer, klein zu sein, gibt es auch einige Vorteile, die wenig bekannt sind: Kleinere Männer erkranken seltener an einzelnen Formen von Krebs, sind insgesamt etwas langlebiger und erleben – wenn sie verheiratet sind – seltener eine Scheidung. Dafür sind sie aber auch eifersüchtiger, was wiederum mit einem niedrigen Selbstwertgefühl als Mann aufgrund ihrer Körpergröße zusammenhängt. Dass sie aufgrund genau dieses Minderwertigkeitskomplexes nicht selten besondere Leistungen erbringen, gereicht ihnen am Ende auch oft zum Vorteil.

Wie wird man ein großer Mann?

Die im Lebensverlauf entscheidenden Einflussfaktoren für die wahrgenommene Größe eines Mannes gehen weit über die Körpergröße hinaus. Mit zunehmendem Alter spielen Persönlichkeit, Ausstrahlung und Klugheit die entscheidende Rolle. Es geht also immer mehr um Charisma und Ausstrahlung. Größe bemisst sich mit zunehmendem Alter an einer Vielzahl von Kriterien, die zunehmend mit Charakter, Ausstrahlung und Verhalten zu tun haben. Nicht umsonst taucht das Attribut „groß“ in Worten wie Großzügigkeit und Großherzigkeit auf. Und um wahre Größe zu erreichen, dafür kann ein jeder kleinere Mann eine Menge tun.

Fünf Tipps: Kleine Männer – was tun?

(1) Beenden Sie das Leiden daran, dass Sie klein sind! Zu klein sind Sie bestenfalls in den Augen anderer. Akzeptanz und Selbstwert fängt bei Ihnen und in Ihnen an (siehe auch: Mehr Selbstwertgefühl für Männer (Männerrat #12)). 

(2) Machen Sie das Maximum aus Ihrem Typ! Je älter Sie werden, desto mehr zählen Ausstrahlung und Charisma. Darauf haben Sie Einfluss. 

(3) Setzen Sie sich gut in Szene! Tun Sie dies mit großer Ruhe und Gelassenheit. Bauen Sie Ihre Stärken aus und zeigen Sie diese!  Kleinheit wird mit zunehmendem Alter immer unwichtiger. 

(4) Treten Sie selbstbewusst auf! Machen Sie sich dabei aber nicht zum Clown, es sei denn, Sie wollen beruflich Comedian werden. Dennoch: Humor ist bei Frauen sehr wichtig. Pflegen Sie Ihren Stil, Ihr Aussehen und Ihre Kultiviertheit. Auf die lange Sicht gewinnen Sie so.

(5) Seien Sie offen für Hilfe und Unterstützung! Lassen Sie sich auch helfen! Durch psychotherapeutische Unterstützung, Coaching für Dating und Berufswelt und Selbsthilfegruppen.

Zum Schluss in eigener Sache: Den Nachnamen „Klein“ zu tragen, kann schon eine Last sein. Mein Tipp: Betonen Sie Ihren Vornamen, entwickeln Sie Ihre besonderen Talente und stehen Sie drüber. Werden Sie eine unverwechselbare Marke im Bereich Ihrer Stärken!



Tags

Charisma, Dating, Diskriminierung, Kleine Männer, Kleinsein, Körpergröße, Minderwertigkeitskomplex, Minderwuchs, Napoleon-Komplex, Psychische Gesundheit, Wachstum, Wachstumshormon


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