Das Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) finanziert seit März 2023 den Betrieb einer „Meldestelle Antifeminismus“ in der Trägerschaft der Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS) mit 133.000 € jährlich. Das Ministerium, was seit Jahren als Kaderschmiede des Feminismus in Deutschland gilt, intensiviert damit bisherige Kampagnen und versucht, Antifeminismus als quasikriminelles Delikt in einem Atemzug mit Antisemitismus im öffentlichen Bewusstsein zu etablieren. Gleichzeitig wird der Schutz von gewaltbedrohten Jungen und Männern vollständig ausgeblendet. Er passt nicht in die herrschende Ideologie von Männern als patriarchal Privilegierte.
Die meisten öffentlichen Reaktionen in Bezug auf die Meldestelle waren bislang negativ und betonten die Ähnlichkeit zu denunziatorischen Vorgehensweisen in diktatorischen Regimen. Im Folgenden sollen die Hintergründe für die Einrichtung der Meldestelle ans Licht geholt werden. Vor allem geht es darum, ob die Meldestelle Frauen tatsächlich schützen und potentielle Täter abschrecken kann.
Es ist grundsätzlich bei aller Kritik an der Meldestelle immer wieder klarzumachen, dass der gesellschaftliche Schutz für Frauen, die bedroht oder misshandelt werden, Polizei und Justiz obliegt, wo er auch weiter ausgebaut werden sollte. Jungen und Männer, die sich gewalttätig gegenüber Mädchen und Frauen verhalten, sollten frühzeitig im Schul- und Bildungssystem oder im Falle von Erstauffälligkeit im Jugendhilfe- oder Strafrechtssystem erreicht und ihr Verhalten sowie die Einstellungen dahinter korrigiert werden.
Wozu überhaupt melden?
Wenn Menschen Äußerungen und Verhaltensweisen anderer Menschen an eine staatsnahe Institution melden, kann dies schwerwiegende Konsequenzen für die Gemeldeten haben. Falsche Beschuldigungen, Verunglimpfung, Rufschädigung bis hin zu Existenzvernichtungen können die Folgen sein. Es handelt sich im Falle der Meldestelle nicht um ein Whistleblowing im Sinne zivilen Widerstands, sondern um eine staatlich alimentierte Förderung des Denunziantentums mit unabsehbaren Folgen. Bei den auf der Webseite der Meldestelle genannten Beispielen für meldefähige Anlässe geht es zum Teil um eindeutig kriminelle Delikte („Attacken gegen trans Personen, bis hin zu körperlichen tödlichen Angriffen“), im anderen Teil um freiheitlich legitimierte Meinungsäußerungen (Stellungnahmen gegen Gendertheorien oder die Gendersprache). Ersteres gehört zu Polizei und Justiz, letztes sollte nicht im Kontext einer Meldestelle auftauchen, weil es sich um bürgerliche Grundrechte handelt, die nicht einschüchternde Denunziation delegitimiert werden dürfen.
Der Akt, eine Meldung an eine nicht demokratisch oder staatlich legitimierte Stelle zu machen, birgt immer die Gefahr des Missbrauchs dieser Meldung. Sie kann dann auch als Verunglimpfung, Denunziation oder falsche Verdächtigung missbraucht werden. Das Vorgehen einer Meldestelle passt historisch in den Kontext von Diktaturen, aber nicht in eine freiheitlich demokratische Gesellschaft. Auch wenn die AAS auf ihrer Plattform versichert, dass alle Meldungen anonym und vertraulich behandelt würden, muss dies in Zukunft nicht tatsächlich so geschehen. Mehrfaches Nachbessern und Veröffentlichungen von Klarstellungen durch BMFSFJ und AAS in den letzten Wochen nähren durchaus den Zweifel, was die künftigen datenschutzrechtlichen Praktiken der Meldestelle angeht. Zuletzt hat die Begründerin und Referatsleiterin der Meldestelle Antifeminismus bei der AAS, Judith Rahner, selbst geäußert:
"Wir behalten uns immer noch vor, etwa in Broschüren auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens als Beispiele zu nennen, deren antifeministischen Handlungen der Meldestelle bekannt sind. Das ist wichtig für ein Lagebild zu einem Phänomen, das bisher zu wenig Beachtung gefunden hat." (Interview in der Berliner Zeitung vom 07.03.2023).
Wieso die Meldestelle Antifeminismus kritisieren?
Die Meldestelle Antifeminismus ist ein falscher Ansatz zur Bekämpfung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft. Sie rückt echte frauengefährdende Delikte und vermuteten Antifeminismus in eine denunziatorische Grauzone, vermengt kriminelle Delikte mit freiheitlichen Meinungsäußerungen. Eine kritische Reflektion des eigenen Vorgehens des BMFSFJ in Bezug auf die Meldestelle und deren wissenschaftliche wie gesellschaftliche Legitimierung hat nirgendwo stattgefunden. Man will sich selbst nicht gesellschaftlicher Kritik in Bezug auf den eigenen Ansatz stellen. Es sollte nicht vergessen werden, dass es ein demokratisches Grundrecht ist, kritische Meinungen zu Ideologien, wie sie hinter der Meldestelle stecken, zu äußern. Da, wo Andersdenkende, die keine Gesetze brechen, einer vermeintlich legitimierten Institution gemeldet werden, wird es gefährlich für Demokratie und Rechtsstaat.
Zu den von der Meldestelle Antifeminismus beispielhaft genannten Anlässen für Meldungen gehören auch Kritik an Gender-Studien und organisierte Stellungnahmen zur Gendersprache. Beides sind aber Beispiele für demokratisch legitimierte Meinungsäußerungen. Dass diese zusammen mit eindeutig kriminellen Handlungen gegen Frauen (wie tätliche Angriffe, Nötigungen und Bedrohungen) auf einer Plattform dokumentiert werden, rückt legitime Grundrechte in den Geruch devianter Einstellungen und Handlungen. Es kann vermutet werden, dass diese Vermengung verschiedenartiger Ebenen nicht unabsichtlich geschieht. Eine kritische Haltung gegenüber dem Feminismus, die auch offen und angemessen kommuniziert wird, darf nicht wie eine Majestätsbeleidigung behandelt werden.
Die Meldestelle Antifeminismus geriert sich wie eine feudale Institution, für die Feminismuskritik eine hoheitliche Beleidigung darstellt. Dabei ist es ein demokratisch verbürgtes Grundrecht, an politischen und ideologischen Positionen Kritik zu äußern. Mit der Subventionierung der Meldestelle werden von der Regierungslinie abweichende, aber demokratische legitime Meinungsäußerungen, diffamiert.
Kritik am Feminismus soll delegitimiert und tabuisiert werden
Feminismuskritik muss in einer freien Gesellschaft erlaubt und möglich bleiben. Den treibenden Kräften bei der Meldestelle und im Ministerium geht es darum, Feminismuskritik und antifeministische Haltungen zu delegitimieren, als automatisch frauenfeindlich darzustellen und letzten Endes so zu stigmatisieren, dass sie völlig ausgemerzt werden. Es kann aber rechtsstaatlicherseits nur um strafrechtlich relevante Delikte und nicht um kritische Meinungsäußerungen gegenüber feministischer Ideologie gehen. Die beiden Bereiche müssten sauber voneinander getrennt werden. Das eine gehört in den Zuständigkeitsbereich von Polizei und Justiz, das andere sollte Teil eines offenen gesellschaftlichen Diskurses und nicht Ziel einer Meldeplattform sein. Bei der Meldestelle werden beide Bereiche miteinander vermengt.
Die Gendertheorie selbst macht beliebig, was überhaupt eine Frau ist
Der Ansatz einer Meldestelle spaltet die Gesellschaft, anstatt sie zusammenzuführen. Wenn die Verantwortlichen einen offenen Dialog mit der Zivilgesellschaft führen würden, könnte deutlich werden, ob Antifeminismus tatsächlich eine so große Bedrohung darstellt, wie postuliert wird. Die Betreiberinnen agieren aus einer völlig zugespitzten, radikalisierten Perspektive, ohne den Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft zu suchen. Man gibt den nicht demokratisch legitimierten „Wächterinnen“ bei der AAS damit ein Machtinstrument in die Hand, das dort nicht hingehört.
Die Spaltung geht so weit, dass die im Ministerium und in der Meldestelle dominierenden Queerfeministinnen nicht konsensuell definieren können, wer und was überhaupt eine Frau ist. Ganz im Sinne der Bundesfrauenministerin Paus wird eine Frau als eine Person angesehen, die sich selbst als Frau definiert. Große Teile der Gesellschaft – traditionelle Feministinnen inklusive – akzeptieren diesen Ansatz nicht und sehen eine Frau biologisch definiert durch chromosomale und anatomische Erkennungsmerkmale. Alles andere sind Fragen der psychologischen Identitätsbildung.
Andere Menschenrechtsthemen sind auf höchster politischer Ebene irrelevant
Andere ebenfalls relevante Menschenrechtsthemen, wie etwa der Schutz von Jungen vor Gewalt jeglicher Form, werden vom BMFSFJ weitgehend ignoriert. Besonders die jüngst mit viel Aufwand propagierte „feministische Außenpolitik“ fällt damit auf, dass sie Leiden und Sterben von Jungen und Männern ignoriert, so auch zuletzt im Ukraine-Krieg.
Diese Art von Menschenrechtsverletzungen passen nicht ins ideologisch verengte Weltbild, das Jungen und Männer als Gefahr ansieht, weil sie zum sogenannten Patriarchat gehören. Was unsere Gesellschaft bräuchte, wäre ein umfassender, nicht ideologisch verengter Diskurs zu den Risiken und Gefährdungen im Leben aller Menschen durch Gewalt, Extremismus (von allen Seiten!), Hassbotschaften, Radikalisierung und Benachteiligungen. Dazu gehören Bedrohungen und Gewalt gegen Mädchen und Frauen genauso wie Risikosituationen für Jungen und Männer. Es braucht eine umfassende humanistische und keine nur feministische Politik.
Bedrohungen und Gewalt zählen nur, wenn sie politisch opportun sind
Die heutzutage für Mädchen und Frauen bestehenden Risiken müssen umfassend dokumentiert werden. Das sollte außer Frage stehen! Dazu gehören Gewaltdelikte – Messerdelikte, Vergewaltigungen - durch Männer, aber auch Gewalt innerhalb von Mädchengruppen. Die Gewaltdelikte, die in den letzten Jahren häufig von männlichen Zuwanderern begangen wurden, werden von den Betreiberinnen der Meldestelle nicht als beispielhafte antifeministische und meldefähige Delikte in ihrer Beispielsammlung erwähnt. Viele Frauen fürchten sich aber genau davor. Stattdessen taucht bei der Meldestelle die organisierte Kritik an der Gendersprache als Bedrohung auf.
Die Relationen, was Gewalt und Gefährdung für Mädchen und Frauen angeht, sind offensichtlich schief und beliebig. Sie unterlegen eher ideologischen als sachlich begründeten Sichtweisen. Der intersektionale Feminismus, der bei den Betreiberinnen der Meldestelle vorherrscht, schließt die Nennung von Delikten durch Migranten aus, weil dies aufgrund ihrer Ideologie nicht sein darf, da es sich bei diesen Männern selbst um rassistische oder kolonialistische Opfer handelt. Somit bleiben relevante Bedrohungen für Mädchen und Frauen außerhalb der Wahrnehmung, weil sie nicht in die vorherrschende Ideologie passen.
Eine wirklich valide Analyse und Prävention von Gewaltdelikten gegen einzelne Gruppen in der Gesellschaft darf jedoch nicht einen verengten Blick aufweisen, bei dem nur politisch genehme Opfer inkludiert werden und politisch nicht opportune Täter ausgeblendet werden. Wenn es um legitimen Gewaltschutz für die Bevölkerung insgesamt geht, müssen alle Bedrohungsszenarien tabufrei erfasst, analysiert und verändert werden. Dafür ist eine Meldestelle Antifeminismus wenig hilfreich, wenn nur politische opportune antifeministische Punkte benannt werden. Auch das Mittel-Effekt-Verhältnis ist wenig förderlich, da aufgrund der hochgradig selektiven Meldungen sich am Ende kein valides Bild ergeben wird. Es handelt sich eher um eine politisch-propagandistische Aktion, da auch nicht wissenschaftlich solide, sondern höchst selektiv, Daten erhoben werden.
Die Mehrheit der Bevölkerung ist heutzutage feminismuskritisch
Was den Betreibern des Meldeportals entgeht, ist die Tatsache, dass heutzutage eine Mehrheit in der Bevölkerung der Entwicklung dem aktuellen radikalisierten Feminismus kritisch gegenübersteht. Eine große Befragung in England zeigte jüngst, dass rund 52 Prozent der Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2010) und 53 Prozent der Millennials (geboren zwischen 1980 und 1995) der Meinung sind, dass die Gesellschaft bei der Förderung der Frauenrechte so weit gegangen ist, dass sie Männer diskriminiert. Nach vom Statistischen Bundesamt (statista) veröffentlichen Daten auf der Basis von 1.009 befragten Personen betrachteten sich im Jahr 2021 nur 22% der Frauen und 8% der Männer als Feministen.
Es wird deutlich, dass der Feminismus heutzutage nicht mehr als eine notwendige Befreiungs- und Emanzipationsbewegung angesehen wird. Und dies offenbar aus guten Gründen. Nicht Antifeminismus ist das gesamtgesellschaftlich relevante Problem, sondern die Radikalisierung des Feminismus selbst. Die Meldestelle Antifeminismus dürfte diesen Trend verstärken. Andererseits sind weit über 90% der Bevölkerung für Gleichberechtigung und Fairness zwischen den Geschlechtern. Und genau da sollte Politik fördern und versöhnen statt weiter auf Spaltung und Verunglimpfung zu setzen.
Feminismuskritisch ist nicht frauenfeindlich
Ein wichtiger Unterschied wird von den Aktivistinnen gerne verwischt. Eine feminismuskritische Haltung ist nicht automatisch frauenfeindlich, noch nicht einmal zwingend antifeministisch. Sie entspricht oft einer kritischen oder ablehnenden Einstellung gegenüber der Ideologie des Feminismus. Und Ideologie ist nichts anderes als eine Sammlung von Ideen. Feminismuskritik ist ganz und gar nicht identisch mit einer feindseligen oder hasserfüllten Einstellung gegenüber Frauen. Dies wäre Misogynie. Deshalb ist auch eine antifeministische Einstellung eine, die den Feminismus als Ideologie ablehnt und sonst nichts. Misogynie ist aus psychologischer Sicht gefährlich und verurteilenswert, wie es bei solchen Einstellungen immer der Fall sein sollte. Es ist also ein großer Unterschied zwischen Feminismuskritik und Misogynie.
Davon ist auf der Website der Meldestelle Antifeminismus keine Rede. Alles wird mit allem vermengt: Kriminelle Delikte mit freiheitlichen Meinungsäußerungen, Feminismuskritik mit Frauenfeindlichkeit. Die Betreiber der Meldestelle behaupten, dass Antifeminismus ein geschlossenes, rechtes Weltbild und eine Strategie antiliberaler Kräfte darstelle. Dies stellt eine unbewiesene, aber politisch und ideologisch nützliche Behauptung dar, aber gleichzeitig auch einen intellektuellen Kurzschluss. Es geht im Kern darum, jegliche Kritik an der Ideologie des Radikalfeminismus mit Frauenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gleichzusetzen und damit ein für allemal mundtot zu machen. Während die Meldestelle offiziell aus Mitteln des Programms „Demokratie leben!“ finanziert wird, ist der Versuch, Kritik am Radikalfeminismus zu unterbinden, in Wirklichkeit eine Gefährdung von Demokratie und Freiheitsrechten.
Feminismuskritik ist keine Misogynie
Was bei der Propagierung von Antifeminismus als Gefahr für die Demokratie mehr und mehr vergessen wird, ist die Tatsache, dass Feminismuskritik demokratisch legitim ist und auch in Zukunft möglich sein muss, ohne dass die feminismuskritische Person (wozu heutzutage übrigens auch sehr viele Frauen zählen) verunglimpft oder gar denunziert wird. Genau dies liegt aber in der Absicht der Betreiber der Meldestelle. Dadurch wird ein freiheitsfeindliches, ängstliches und damit letztlich totalitäres Klima geschaffen.
Feminismuskritik ist in der Demokratie keine Majestätsbeleidigung und auch nicht misogyn. Sie richtet sich nicht gegen Frauen als Personen, sondern gegen die (gegenwärtige) Ausprägung einer Ideologie, eines Denkansatzes, der oft auf zentralen Ansätzen wie Opferhaltung, Misandrie, Männerdominanz (sog. Patriarchat) und Hass gegen Weiße und Ältere beruht. Eine kritische Haltung gegenüber derartigen recht einseitigen Ansätzen muss möglich sein. Der Radikalfeminismus, der die Gründung der Meldestelle motiviert hat, steht dem Postmarxismus nahe, hat aber keine Bezüge mehr zum Humanismus.
Deshalb geht es nicht an, dass er durch Meldeportale und Mediendominanz unantastbar, weil unkritisierbar, gemacht werden soll. Frauen, die unter Bedrohung, Entrechtung und Gewalt leiden, müssen durch Polizei und Justiz wirksam geschützt werden. Dafür braucht es Sensibilität und Aufklärung, aber kein Meldeportal, bei dem kriminelle Delikte und bürgerschaftlich berechtigte Kritik am Feminismus in einen Topf geworfen werden.
Die Absicht hinter der Absicht
Schon Machiavelli hat aufgezeigt, dass politisches Handeln immer auch Machthandeln ist. Wie ist die Einrichtung einer Meldestelle diesbezüglich zu verstehen? Vordergründig will die Meldestelle Antifeminismus Gewalt gegen Frauen aufzeigen, individuell und strukturell. Dies ist ein begrüßenswerter Ansatz, der jedoch eher in die Kriminologie und Sozialforschung gehört, weil dort die passende Methodik beherrscht und verwendet wird. Dazu gab es in den letzten Jahren durchaus viele einschlägige Forschungs- und Praxisprojekte. Es fragt sich also, wozu es zusätzlich ein Meldeportal geben muss. Die Betreiber begründen dies mit der Notwendigkeit, das Vorfeld von Gewalt und Radikalisierung erkunden zu wollen. Aber auch diese Fragestellung lässt sich besser mit professioneller Sozialforschung als mit einem hochselektiven Meldeportal beantworten.
Vielmehr geht es tatsächlich darum, Antifeminismus als gesellschaftliches Tabu zu etablieren. Deshalb werden kriminologisch relevante Delikte (sexuelle Nötigung, Gewalthandlungen, Bedrohung) in einem Kontext mit bislang demokratisch legitimen Verhaltensweisen (Kritik an Gendertheorien, an feministischen Theorien und an der Gendersprache) genannt und erhoben. Die aus freiheitlich-demokratischen Grundüberlegungen unzulässige Vermengung von Delikten mit bürgerlichen Freiheitsrechten macht die tiefere Absicht der Etablierung der Meldestelle deutlich: Kritik am heutigen Feminismus und seinen Erscheinungsformen (Transtheorien, Gendersprache, Gendertheorien) zu delegitimieren und Antifeminismus pauschal mit so grundlegenden Menschenrechtsverletzungen wie Antisemitismus und Rassismus gleichzusetzen. Langfristig soll ein Meldereflex für alles etabliert werden, was feminismuskritisch ist.
Einschüchterung und Disziplinierung
Der tiefere, nicht kommunizierte Zweck der Meldestelle ist die Disziplinierung und Einschüchterung Andersdenkender, selbst innerhalb der Feminismusszene. Es ist kein Geheimnis, dass die langjährige Leiterin der Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, ehemaliger Stasi-Spitzel war. Die Kultur der Denunziation lebt bisweilen in Einrichtungen implizit fort. So scheint es auch hier zu sein. Man hat den Bock zum Gärtner gemacht, statt für freiheitliche Debattenkultur zu sorgen. Es weht hier kein demokratischer Geist, obwohl das Portal bezeichnenderweise mit Mitteln aus dem Programm „Demokratie leben“ finanziert wird. Die Denunziation kritischer Äußerungen zum heutigen Radikalfeminismus (vor allem in den Themenbereichen Transsexualität, biologische Zweigeschlechtlichkeit, Gendertheorien, Gendersprache) soll zum Standard staatsbürgerlichen Handelns gemacht werden, indem ein kriminelles Quasidelikt „Antifeminismus“ etabliert wird. Das BMFSFJ sollte vielmehr in der Zivilgesellschaft einen offenen Diskurs über die Vorzüge und Nachteile des modernen Feminismus führen.
Indem justitiell relevante Delikte in einem Atemzug mit demokratisch legitimen kritischen Äußerungen zu Gendersprache, Feminismus als Ideologie und zum umstrittenen Selbstbestimmungsgesetz gesammelt und zu einem Lagebild zusammengeknetet werden sollen, werden Einstellungen, die mit Extremismus gar nichts zu tun haben, in ein delegitimiertes, quasikriminelles Licht gerückt. Es handelt sich um die altbekannten Manipulationstechniken des Labeling und der Stigmatisierung unbequemer, abweichender Meinungen.
Durch eine Nähe zu antisemitischen Delikten und Haltungen soll eine vollkommene Delegitimierung und Stigmatisierung feminismuskritischer Einstellungen erreicht werden. Gewaltdelikte gegen Frauen können nach den derzeit gültigen Regelungen im Strafgesetzbuch konsequent und gezielt bestraft werden und umfassen auch Formen wie Stalking und Bedrohung. Eine speziell von Männern ausgehende Straftat anders zu behandeln als eine, die von einer Frau ausgeht, ist mit der Gleichheit der Geschlechter im Grundgesetz nicht vereinbar und würde eine Stigmatisierung des Geschlechts „Mann“ bedeuten. Ein Totschlag aus Eifersucht, der von einem Mann an einer Frau begangen wird, ist ein genauso schlimmes Delikt wie ein Totschlag von einer Frau aus Eifersucht an einem Mann.
Feminismus gegen Feminismus
Die Meldestelle Antifeminismus stellt auch einen Versuch dar, innerhalb der heftig zerstrittenen feministischen Lager die Oberhand für den Queerfeminismus über die anderen Richtungen zu gewinnen. Es ist durchaus möglich, dass Queerfeministinnen Meldungen über kritische Äußerungen traditioneller Feministinnen zum Thema Transsexualität erhalten und diese dann als antifeministisch deklarieren.
Die Meldestelle ist im Wesentlichen als ein Versuch anzusehen, den Feminismus, der sich selbst in unzählige Fraktionen zerlegt hat, die sich gegenseitig bekämpfen, zu retten und mit neuen Aufgaben zu füllen, damit weiterhin Förder- und Steuergelder fließen. Was die Feminismen noch verbindet, ist das äußere Feindbild, der weiße alte Mann. Was tun, wenn der ausstirbt? Oder wenn man sich erinnert, dass sehr viele heute alten Männer in den 1968er-Jahren Unterstützer der Gleichberechtigung waren und es immer noch sind?
Warum die Meldestelle schädlich für Männer ist!
Die Meldestelle ist keine geeignete Hilfe für von Gewalt bedrohten oder betroffenen Frauen. In solchen Fällen müssen Polizei und Justiz schnell und unmittelbar eingreifen und im Vorfeld im Zusammenspiel mit der Zivilgesellschaft für Prävention sorgen.
Problematische Jungen müssen früh erreicht werden. Für Männer stellt die Meldestelle ein Risiko dar. Es besteht die Gefahr, dass sie pauschal als potentielle Täter und toxisches Geschlecht diffamiert werden. Der Ansatz, der trotz einer überwiegenden Ablehnung des heutigen Radikalfeminismus Feminismuskritik als Sakrileg stigmatisiert, macht es gerade für Männer schwierig bis unmöglich, sich kritisch und authentisch zu öffnen. Wenn sie sich feminismuskritisch äußern, laufen sie Gefahr, als gefährliche Antifeministen stigmatisiert zu werden. Das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ist komplex und oft schwierig zu durchschauen. So hegen viele Männer Angst vor Frauen, etwa aufgrund ihrer Erziehung durch eine übermäßig strenge Mutter oder im Kontext eine Partnerbeziehung mit einer sehr dominanten Frau. Männer mit fragiler Männlichkeit sind – genauso wie Frauen mit fragiler Weiblichkeit – leichter manipulierbar und gewaltbereiter.
All diese filigranen Tiefenstrukturen im Geschlechterverhältnis werden einer einseitig auf Frauen als Opfer und Männer als potentielle Täter ausgerichteten Sichtweise nicht gerecht. Frauen und Männer sollten sich gegenseitig für die Abkehr von Hass und Gewalt im Geschlechterverhältnis einsetzen. Misandrie (Hass auf Männer) ist schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie Misogynie (Hass auf Frauen) an den extremen Rändern der Gesellschaft verbreitet ist. Zur Förderung eines gewaltfreien, fairen Geschlechterverhältnis sollte das BMFSFJ viel Geld ausgeben statt für zwielichtige Denunziationsprojekte und Förderansätze für linksextreme Politikmodelle.
Was wirklich zählt: Humanismus und die Unteilbarkeit der Menschenrechte
Die Hysterie um die Meldestelle Antifeminismus ist ein Spiegelbild der inneren Dynamik der queerfeministischen Szene. Immer wieder Aufgeregtheiten, Übertreibungen und Feindbilder. Das hilft den potentiellen Opfern genauso wenig wie dem notwendigen gesellschaftlichen Diskurs um den Radikalfeminismus heutiger Prägung. Gewalt und Menschenhass müssen in jeder Form bekämpft werden. Das gilt im Hinblick auf trans- und intersexuelle Menschen genauso wie für diskriminierte alte, weiße Männer. Die Prävention von Hass- und Gewaltdelikten gegenüber Frauen und Männern ist eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe.
Wieso man gegen Misogynie (Frauenhass) und gleichzeitig auch gegen Misandrie (Männerhass) sein sollte? Weil man Humanist ist und die Menschenrechte unteilbar sind! Wieso man gegenüber der Meldestelle Antifeminismus kritisch sein sollte? Weil man als Demokrat halbanonyme Denunziationen für gefährlich hält! Denunziation kritischen Denkens darf keine Staatsräson werden! Wieso man kritisch gegenüber dem heutigen Feminismus sein sollte? Weil es eine radikale Ideologie geworden ist, die Menschen ausgrenzt, demokratisch legitime Diskurse meidet und kritisches Denken unterdrückt!