Zum bevorstehenden Weltmännertag am 19.11. besteht die Website „Mens-Mental-Health“ seit einem Jahr. Im Folgenden finden Sie Hinweise und Gedanken, wie die Lage des Mannes heutzutage zu interpretieren ist und das Verhältnis zwischen den Geschlechtern verbessert werden kann.
Männer sind anders
Männer sind anders und vor allem vielfältig. Deshalb sollte man auch eher von Männlichkeiten als von einer Männlichkeit sprechen. Immer dringlicher wird es, in der heutigen Gesellschaft darauf hinzuweisen, dass die Welt in Bezug auf Männer anders ist, als dies die sozialen Netzwerke und viele Medien unablässig vorgaukeln. Eine der besonderen Leidenschaften feministischer und genderistischer Medienbeiträge ist die Verunglimpfung von Männern als toxisch, gefährlich und herrschsüchtig (vgl. „Stimmung machen gegen Männer als Geschäftsmodell – toxische Männlichkeit und die gesellschaftliche Realität“).
Aber nicht alle Männer sind in deren Welt böse und toxisch, sondern nur die weißen, alten Männer (vgl. „Der alte, weiße Mann – Hassobjekt, Privilegienträger oder einfach nur Mensch?!“ ). Nur seltsam, dass dies eben jene Männer sind, die diese Welt, auf der deren Verunglimpfer in Wohlstand sitzen, ganz entscheidend nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts mitaufgebaut haben. Diese Tatsache wird allzu gerne ausgeblendet.
Aber es ist wichtig: Die ganze Geschichte zählt! Und vor allem braucht die Gesellschaft ein anderen Narrativ als das vom bösen Mann und der Frau als dessen Opfer, um dauerhaft zu einem Geschlechterfrieden zu gelangen.
Der Weltmännertag am 19.11. als humanistische Aktion
Es ist eine humanistische Pflicht, allen Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Eine antidiskriminierende Haltung, wie sie von feministischer und antirassistischer Seite oft gefordert wird, ist nicht glaubwürdig, wenn gleichzeitig eine gruppenbezogene menschenfeindliche Haltung gegen ältere Männer verbreitet wird. Deshalb gilt es, allen Menschen mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen, wie dies eine Grundforderung des Humanismus ist.
In diesem Sinne wird auch seit mehr als 20 Jahren wird am 19. November der Weltmännertag begangen. Damit soll auf Not- und Missstände im Leben von Männern aufmerksam gemacht werden. Es herrschen besondere Gesundheitsrisiken für Männer in den Bereichen Frühsterblichkeit, Arbeitsunfälle, zu spät erkannte Krebserkrankungen, Suchtstörungen u.v.m.
Geschlechtergerechtigkeit ist keine Einbahnstraße
Dass das Verhältnis zwischen den Geschlechtern angespannt ist, hat viel mit der Gesellschaftspolitik der letzten Jahrzehnte zu tun. Männer fühlen sich oft benachteiligt (Scheidungsfolgen), verunglimpft (toxische Männlichkeit), diskriminiert (alte weiße Männer) oder einfach aufs Abstellgleis geschoben. Das gesellschaftliche Klima ist einseitig vergiftet. Eine männerfeindliche Haltung (Misandrie) hat in viele Gesellschaftsbereiche Einzug gehalten und gehört „zum guten Ton“ in Werbung und Presse (vgl. „Misandrie – Philanthropie“).
Frauenfeindlichkeit (Misogynie) wird zu Recht bekämpft und taucht gesellschaftlich nur bei rechten und islamistischen Randgruppen auf. Misandrie ist gesellschaftsfähig und wird jeden Tag in den Medien unzählige Male verbreitet. Damit hier eine umfassende Geschlechtergerechtigkeit zwischen Frauen und Männern entsteht, ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts im öffentlichen Ansehen und den latenten wie manifesten Botschaften in den Medien von zentraler Bedeutung.
Die von feministischer Seite einstmals begonnene Bewegung für Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit kann heutzutage keine Einbahnstraße mehr sein und muss die Lage und Rechte der Männer entscheidend mit in den Blick nehmen.
Nicht nur gesamtgesellschaftlich und politisch, sondern auch im Alltag der Männer bekommt die Verbesserung des Geschlechterverhältnisses eine immer wichtigere Bedeutung. Männer sind hier oft in einer schwächeren Position: Sei es, dass sie ihrer Partnerin mental und psychologisch unterlegen sind, sei es dass sie finanziell nach einer Trennung/Scheidung in Notlage geraten. Besonders schwerwiegend kommt hinzu, dass Männer nach Trennung und Scheidung oft schmerzvolle Kontaktverluste zu ihren Kindern erleiden. Jedes Jahr verlieren in Deutschland mehr als 150.000 Väter dauerhaft gegen ihren Willen den Kontakt zu ihren Kindern, weil in Sorgerechts- und Umgangsfragen Mütter oft einseitig und unreflektiert bevorzugt werden. Für die betroffenen Kindern entsteht oft eine leidvolle Entfremdung vom getrennt lebenden Elternteil („Männer als Väter“). Um in solchen Notlagen zu helfen, haben sich in Deutschland Organisationen wie der „Väteraufbruch für Kinder“ e.V. gegründet, dem inzwischen mehrere Tausend betroffene Väter angehören.
Unbewusst sind uns Jungen und Männer weniger wert…
Viele psychologische Studien zeigen, dass uns das Leid von Jungen und Männern weniger trifft als das von Mädchen und Frauen. Und dies gilt für beide Geschlechter als Beobachter. Männer wird unbewusst mehr Leidens- und Opferfähigkeit zugeschrieben. Von ihnen wird Rücksichtslosigkeit gegenüber sich selbst erwartet – eine unhaltbare Forderung! In diesem Zusammenhang wird vom Gender-Empathy-Gap (mangelndes Mitgefühl mit der Lage von Jungen und Männern, z.B. in Kriegsgebieten, als Kindersoldaten, bei Kinderarbeit, aber auch als Verlierer des Bildungssystems) bis zu den Gewaltopfern in Gesellschaft und Familien (insgesamt sind mehr Männer Opfer von Gewalt als Frauen) gesprochen (vgl. https://genderempathygap.de/). Allen Gewaltopfern sollten Hilfen, Prävention und Beratung zuteil werden. Auch dafür setzt sich der internationale Weltmännertag ein!
NDR-Video stellt die spannungsreiche Lage der Männer heutzutage dar
In dem Beitrag „Sei ein Mann! Aber was für einer?“ des NDR-Kulturjournals werden viele Themen der aktuellen Männerdebatte aufgegriffen. Dazu gehören: Männer sind stärker suchtgefährdet und begehen häufiger Suizid als Frauen. Der „alte weiße Mann“ ist ein Schimpfwort geworden. Was ist los mit dem „starken Geschlecht“? Wo stehen Männer heute - zwischen Gleichberechtigung und „toxischer Männlichkeit“? In dem Beitrag von Thorsten Mack (15 Min.) werden die aktuellen Fragen der Debatte um Männer und Männlichkeiten von verschiedenen Standpunkten aus aufgegriffen und auch ein Interview mit mir als Männerexperten werden Sie in diesem Beitrag sehen können.