On-Off-Beziehungen sind Paarkonstellationen, bei denen die Paare wiederholt zusammenkommen, sich dann wieder trennen und dann wieder zusammenkommen. Instabilität ist das beherrschende Muster. Es kann durchaus zu mehr als 20 Trennungen im Laufe eines Jahres kommen. Bei manchen sind Trennungsdrohungen besonders häufig. Die Instabilität ist dann das stabilste an der Paarbeziehung und gibt den Partnern, meist ohne dass ihnen dies bewusst ist, einen gewissen Halt und Stabilität. Immer mehr Menschen in modernen Gesellschaften leben in solchen On-Off-Beziehungen. Nach vorsichtigen Schätzungen sind bis zu 20% aller Beziehungen von Menschen zwischen 20 und 40 Jahren nach diesem Muster organisiert. Das subjektive Leiden ist oft erheblich. Durch die kreisläufigen Zyklen zwischen Annäherung und Trennung entsteht ein hohes Ausmaß an Stress, das auch die psychische und körperliche Gesundheit bedroht und nicht selten in Mitleidenschaft zieht.
Hintergründe bei On-Off-Beziehungen
On-Off-Beziehungen, in denen Paare wiederholt zusammenkommen und sich trennen, können verschiedene Gründe haben. Hier sind einige mögliche Gründe für das Anhalten solcher Beziehungen:
1. Starke emotionale Bindung
Zwischen den Partnern besteht eine tiefe gespürte emotionale Verbindung, die es schwer und - manchmal schier unmöglich - macht, endgültig Schluss zu machen. Die Tiefe dieser emotionalen Bindung hat meistens weniger mit dem Partner an sich zu tun, sondern mit frühen Bindungserfahrungen, insbesondere Bindungstraumata, die unbewusst wiederholt werden. Es handelt sich im Grunde um das unausgelebte und unbeantwortete Bedürfnis nach tiefer emotionaler Bindung. Man traut dabei dem Partner eine Liebesfähigkeit und Tiefe zu, die idealistisch überhöht ist, und wird dann immer wieder von der realen, geringeren Liebesfähigkeit des Partners enttäuscht.
2. Hoffnung auf Veränderung
In einer On-Off-Beziehung herrscht lange die Hoffnung, dass sich bestimmte Probleme oder Umstände immer noch zum Besseren ändern werden, und die Partner versuchen es erneut und erneut, in der Erwartung, dass es diesmal besser wird. Die Überzeugung im Hintergrund lautet: „Wenn ich nur lange und intensiv genug liebe, wird es gut“. Meistens ist dies ein Trugschluss, weil sich längst ein stabiler Teufelskreis aus Annäherung und Enttäuschung entwickelt hat. Was sich nach vielen Monaten oder Jahren nicht verändert hat, verändert sich auch in der Zukunft meist nicht mehr. Wenn sich ein On-Off-Muster mehrfach wiederholt hat, ist eine nachhaltige Veränderung unwahrscheinlich. Es ist nur die Hoffnung, die immer wieder aufkeimt, und dann immer wieder enttäuscht wird.
3. Gewohnheit und Komfort
Die Gewohnheit, Zeit miteinander zu verbringen, und der Komfort, den eine bekannte Beziehung bietet, können dazu führen, dass Paare immer wieder zusammenkommen, selbst wenn es extreme Passungsprobleme und Alltagsschwierigkeiten gibt. Das alte Muster bietet einen vermeintlich sicheren Hafen, ist aber im Grunde nur das Resultat von Bequemlichkeit und Angst vor Veränderung. Die im Grunde stressreiche Komfortzone wird eher in Kauf genommen als die aussichtsreiche Veränderung. Dies ist menschlich nachvollziehbar, weil es dem intuitiven Sicherheitsverhalten entspricht, aber ist auf Dauer selbstschädigend.
4. Liebe überwindet Hindernisse
Manche Menschen glauben fest daran, dass wahre Liebe alle Hindernisse überwinden kann, und sind bereit, mehrmals einen Neuanfang zu versuchen. Dies ist ein rein romantisches, metaphysisches Verständnis von Liebe, was sehr gefallen kann, aber im Alltag nicht standhält. Es entstammt der Epoche der Romantik (19. Jahrhundert), in der die Liebe sehr verklärt und idealisiert wurde. Die moderne Psychologie hat diese Vorstellungen nicht bestätigen können. Nach den Forschungen des Liebesexperten Robert Sternberg ist die Qualität einer Liebesbeziehung von drei Faktoren abhängig, die jeweils stark ausgeprägt und gegenseitig ausbalanciert sein sollten: Leidenschaft/Hingabe, Vertrautheit/Intimität und Entscheidung/Bindung.
Gründe gegen eine On-Off-Beziehung
Instabilität und UnsicherheitAuch wenn es im ersten Moment überraschend erscheint, kann es durchaus Gründe für eine On-Off-Beziehung geben. Dazu gehören die Tendenz zur Unverbindlichkeit, die Angst vor tieferer Bindung sowie ein nicht geklärtes Autonomie- und Freiheitsstreben. Allerdings überwiegen – auch im Erleben der Betroffenen – die Nachteile. Vor allem berichten Menschen in On-Off-Beziehungen ein hohes Ausmaß an psychischem Stress. Gegen eine On-Off-Beziehung sprechen vor allem:
1. Instabilität und Unsicherheit
On-Off-Beziehungen sind oft von Unsicherheit und Instabilität geprägt, was zu chronischer emotionaler Belastung führen kann. Da die Instabilität bei näherer Betrachtung das stabilste Element darstellt, fühlt sich die Beziehung an, wie der Lauf auf einer in starken Turbulenzen befindlichen Hängebrücke oder – in extremen Fällen – wie die Fahrt in einer Achterbahn. Das macht auf Dauer wenig Spaß. Betroffene sollten ihre Beziehungswünsche und -ziele klären und diese zur primären Maxime ihres Handelns machen.
2. Schwierigkeiten bei der Vertrauensbildung
Jede Trennung kann das Vertrauen in die Beziehung und den Partner beeinträchtigen, und das häufige Wiederaufnehmen der Beziehung macht es schwierig, Vertrauen wieder aufzubauen. In der Praxis gehen Trennungen häufiger von Frauen aus, was aber nicht heißt, dass sie dafür alleine verantwortlich sind. Männer fühlen sich dadurch aber häufiger dem Geschehen machtlos ausgeliefert und sehen ihre Rollenanteile und eigenen Handlungsmöglichkeiten oft zu wenig.
3. Persönliches Wachstum wird behindert
Eine konstante On-Off-Dynamik kann dazu führen, dass persönliches Wachstum gehemmt wird, da die Partner möglicherweise nicht die notwendigen individuellen Veränderungen vornehmen können. Sie sind zu sehr mit dem täglichen On-Off-Stress beschäftigt. Oft stellt dies genau die hintergründige Funktionalität der Abläufe das dar, was verhindert werden soll: In Ruhe nachdenken und reflektieren. Deshalb ist es gerade in einer On-Off-Beziehung wichtig, sich frühzeitig und immer wieder eine Auszeit (alleine oder mit einem engen Vertrauten) zur Besinnung und Selbstreflektion zu nehmen.
4. Verlust von Respekt und Würde
Häufige Trennungen und Wiedervereinigungen können zu einem Verlust von Respekt und Würde führen, da die Partner möglicherweise den Eindruck haben, dass die Beziehung nicht ernst genommen wird. Es kann auch dazu führen, dass der Respekt vor einem Partner verloren geht, wenn die Trennungen immer wieder von derselben Person ausgehen.
Passung in Partnerschaften und Trennungsprobleme
Es gibt viele Gründe, die zu häufigen Trennungen in Partnerbeziehungen führen können. Ein sich Im-Kreise-Drehen mit häufigen Trennungen und Versöhnungen kann ein Zeichen mangelnder oder schlechter Passung für eine Langzeit-Beziehung sein. Jede Beziehung ist einzigartig, entwickelt spezielle Alltags- und Verhaltensmuster, aber einige häufige Faktoren, die zu Problemen und letztendlich zu Trennungen führen können, sind identifizierbar:
1. Kommunikationsprobleme
Kommunikationsprobleme und -fehler sind die häufigste Ursache von Partnerschaftsproblemen. Diese zeigen sich in Alltagskonflikten (Haushalt, Kindererziehung, Respekt) und in Krisensituationen. Mangelnde Kommunikationsfertigkeiten oder missverständliche Kommunikation können zu sich wiederholenden und am Ende verfestigenden Unklarheiten, Frustration und Konflikten führen.
2. Ungleichgewicht in der Beziehung
Wenn eine Partei das Gefühl hat, dass die Beziehung unausgewogen ist, sei es in Bezug auf Aufwand, Engagement oder Entscheidungsfindung, kann dies zu Unzufriedenheit führen. Die glücklichsten Partnerbeziehungen zeichnen sich durch eine gute Balance von Rechten und Pflichten, gegenseitigen Bedürfnisbefriedigungen und Alltagsabläufen aus.
3. Vertrauensbruch
Vertrauen ist entscheidend für jede Beziehung. Ein Vertrauensbruch, sei es durch Untreue oder andere Verletzungen, kann schwerwiegende Auswirkungen haben. Dennoch ist es wichtig, auch in Vertrauenskrisen den Versuch des Vertrauensaufbaus zu wagen. Erst wenn sich dauerhaft kein Vertrauen mehr einstellt, sind weitergehende Entscheidungen notwendig.
4. Unterschiedliche Lebensziele und Werte
Wenn Partner grundlegend unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft oder unvereinbare Werte haben, kann dies zu sich wiederholenden Konflikten und Krisen führen. Entweder es gelingt, die Werte und Ziele zu harmonisieren oder die Konflikte werden anhalten. Interkulturelle Partnerbeziehungen zeigen naheliegenderweise öfter solche Divergenzen hinsichtlich Lebenszielen und Werten. Diese können bei vorhandener Motivation beider Partner gelöst werden. Es bedarf dafür anhaltender Fürsorge zur Beziehungspflege.
5. Mangelnde emotionale Unterstützung
Fehlende emotionale Unterstützung oder mangelnde Wertschätzung kann dazu führen, dass sich Partner nicht verstanden oder vernachlässigt fühlen und aus einer Distanzierung heraus einen Trennungswunsch entwickeln. Hier sollte auf bessere gegenseitige emotionale und respektvolle Unterstützung hingearbeitet werden.
6. Stress und äußere Einflüsse
Externe Faktoren wie beruflicher Stress, finanzielle Schwierigkeiten oder familiäre Probleme können Druck auf die Beziehung ausüben. Auch wenn nahe Verwandte (Eltern, Geschwister) die Beziehung nicht akzeptieren oder gar aktiv dagegen einwirken, kann dies den beziehungsinternen Stress ungünstig erhöhen.
7. Langeweile und Routine
Eine stagnierende Beziehung ohne neue Herausforderungen oder gemeinsame Aktivitäten kann zu Langeweile und Unzufriedenheit führen. Die erlebte Langeweile wird dem Partner vorgeworfen, so dass dieser entweder ins Agieren oder in den Rückzug flüchtet. Beide Muster sind ungünstig. In diesem Fall hilft nur ein gemeinsamer Problemlösungsansatz.
8. Unzureichende Konfliktbewältigung
Wenn Konflikte nicht konstruktiv und respektvoll gelöst werden, können sie zu anhaltenden Spannungen führen. Daraus kann sich ein Teufelskreis aus mangelnder Konfliktbewältigung – auch bei starken Liebesgefühlen –, Distanzierung und Wiederannäherung entwickeln.
9. Ungelöste Probleme
Wenn bestehende Probleme ignoriert oder nicht angemessen angegangen werden, können sie sich im Laufe der Zeit verschärfen und zu Distanzierung und Trennungswünschen führen. Es macht also keinen Sinn, Probleme aufzuschieben und darauf zu hoffen, dass sie sich von alleine lösen. Das Gegenteil ist der Fall: Sie werden immer größer!
10. Unrealistische Erwartungen
Übertriebene oder unrealistische Erwartungen an den Partner oder an die Beziehung selbst können zu Enttäuschungen und längerfristig zu Distanzierung führen. Es lohnt sich auf jeden Fall, die gegenseitigen Erwartungen an einer frühen Stelle der Beziehung auszutauschen und abzustimmen. Oft kann eine gewisse Angleichung und Harmonisierung gelingen. Im anderen Falle werden sich die Konflikte im Laufe der Zeit verschärfen.
Langfristig gelingende und glückliche Partnerbeziehungen sind wie ein filigranes, fein komponiertes Kunstwerk. Sie bedürfen dauerhafter intensiver Beziehungspflege und gegenseitigen lebendigen Respekts. Die Fähigkeit, konstruktiv mit Problemen umzugehen, zu kommunizieren und Kompromisse einzugehen, kann erheblich dazu beitragen, die Zufriedenheit mit der Beziehung zu erhalten und das Risiko von Trennungen zu verringern.
Was Persönlichkeit mit On-Off-Beziehungen zu tun haben
Im Hintergrund sich langfristig hinziehender On-Off-Beziehungen stehen oft spezifische Persönlichkeitskonstellationen, die ein anderes Verhalten nahezu unmöglich machen. So kann eine dominante Partnerin einen dependenten Mann über viele Jahre in Abhängigkeit halten und am Nasenring durch die Manege ziehen (natürlich geht das auch umgekehrt). Eine andere wichtige Konstellation ist eine emotional-instabile Person („Borderline-Persönlichkeitsstörung“) mit üblicherweise sehr charismatischen, intensiven Verhaltensanteilen, die sich erst auf Dauer als destruktiv und toxisch erweisen. Das Gegenüber gerät durch Offenheit für neue Erfahrungen („Neugierde“), unkonventionelle Haltungen („Nonkonformität“) und ängstliche Dependenz („Hyperdependenz“) nach und nach in eine hochgradig schwierige Beziehungskonstellation. Dabei ereignen sich Hunderte von Trennungen und sich kreisläufig wiederholende Trennungen und Versöhnungen. Sie stellen einen Teil des Problems und keine Lösung dar.
Psychische Probleme und On-Off-Beziehungen
Neben den schon erwähnten Persönlichkeitsauffälligkeiten können auch psychische Störungen die Balance von Paarbeziehungen belasten. Wenn der Partner sich dauerhaft als ohnmächtig erlebt und seine Hilfen ohne Effekte bleiben, kann sich aus Frustration, Ohnmacht und Ärger eine instabile Konstellation der Partnerschaft entwickeln. Falls ein suchtkranker Partner etwa sein Suchtverhalten – aus Scham oder Überlegenheitsgefühl – heimlich weiterführt, obwohl er dem Partner andere Versprechungen gemacht hat, kann das immer wieder zu Instabilität und Trennungen führen.
Zwischen Nähe und Rückzug – Wie psychische Störungen zu On-Off-Beziehungen führen
In meiner Arbeit als Psychotherapeut begegnen mir immer wieder Paare, deren Beziehung einem Pendel gleicht: Nähe und Distanz, Hoffnung und Enttäuschung, Trennung und Rückkehr. Diese oft schon langwierig als „On-Off-Beziehungen“ verlaufende Partnerschaften wirken von außen oft unverständlich. Für die Beteiligten bedeuten sie meist emotionales Dauerchaos – verbunden mit einer Mischung aus Abhängigkeit, Schuld, Angst und tiefer Bindung. Psychische Störungen auf Seiten eines oder beider Partner spielen dabei eine zentrale Rolle – und verdienen es, jenseits der Klischees betrachtet zu werden. Sie sorgen für eine vermeintliche Beziehungsqualität, die noch besser erscheint als die Alternative: Ablösung und Trennung.
1. Wenn Bindung verletzt – und gleichzeitig ersehnt wird
Viele psychische Störungen gehen mit verändertem Bindungserleben und -verhalten einher. Menschen mit Borderline-Muster etwa erleben zwischenmenschliche Beziehungen als existenziell nötig – gleichzeitig aber als potenziell bedrohlich. Sie sehnen sich nach Nähe, fürchten jedoch den Verlust des Partners oder das Verlassenwerden so sehr, dass sie selbst Distanzierungen und Trennungen inszenieren, um das Gefühl der Kontrolle zu gewinnen.
Fallbeispiel 1:
Lisa (27) lebt mit einer Borderline-Diagnose. Ihre Beziehung zu Jonas (33) gleicht einer Achterbahn: Wenn sie sich sicher fühlt, klammert sie. Sie hat permanent Angst, dass er sich von ihr trennen könnte. Wenn Jonas sich zurückzieht, gerät sie in Panik. Trennungen erfolgen dann impulsiv – Rückkehr folgt meist nach Stunden oder Tagen voller Sehnsucht. Beide leiden – doch beide können nicht anders. Jonas war zu Beginn der Beziehung von ihrem lebendigen Wesen und von dem Sex mit ihr vollkommen geflasht. Inzwischen leidet er mehr unter der Beziehung, als dass er noch zufriedene Momente erlebt. Eine dauerhafte Trennung hat er bislang noch nicht geschafft, obwohl es ihm in den Tagen von Trennungen besser geht als zuvor.
Auch Menschen mit Depressionen oder sozialen Angststörungen ziehen sich häufig emotional zurück. Der Partner erlebt dies als Ablehnung – obwohl die Ursache in Überforderung, Selbstzweifeln oder Schuldgefühlen liegt. Hier beginnt oft ein stiller Rückzug, der sich in Trennung und späterem Reuewunsch entlädt.
2. Schuld, Scham, Sehnsucht – der toxische Kreislauf (Bipolare Störung)
Psychische Störungen führen oft zu inneren Konflikten, die sich auch zwischenmenschlich niederschlagen: Rückzug, Impulsdurchbrüche, emotionale Kälte oder Bedürftigkeit. Der betroffene Partner erlebt sich häufig als „nicht beziehungsfähig“, fühlt sich schuldig oder schämt sich für seine Reaktionen.
Fallbeispiel 2:
Markus (41) lebt mit einer bipolaren Störung. In manischen Phasen ist er euphorisch, liebevoll, voller Ideen und Tatendrang. In depressiven Phasen zieht er sich wochenlang zurück. Seine Partnerin Julia (39) trennt sich immer wieder, weil sie es nicht mehr aushält, wie sie ihm sagt. Aber in den Phasen der Stabilität keimt Hoffnung auf und sie kommt wieder zu Markus zurück. Beide sind erschöpft vom Rhythmus – und hängen dennoch aneinander. Markus hat besonders in seinen depressiven Phasen viel Angst, Julia zu verlieren.
Auf der anderen Seite steht oft ein Partner oder eine Partnerin, der oder die in einer Helferrolle verhaftet ist – mit dem Wunsch, zu retten, zu halten, zu stabilisieren. Diese Dynamik kann viel Partnerschaftsstress auslösen.
3. Die Funktion der Wiederholung früher Beziehungsmuster
On-Off-Beziehungen erfüllen häufig eine unbewusste Funktion: Sie sind Versuche, frühere Beziehungserfahrungen zu korrigieren. Für Menschen mit Bindungstraumata ist das Wiederholen des Bekannten – selbst wenn es schmerzhaft ist – oft sicherer als das Wagnis der Autonomie oder echter, tiefer Nähe.
Fallbeispiel 3:
Samira (34) hat in ihrer Kindheit eine instabile Bindung zu ihrer suchtkranken Mutter erlebt. In ihrer heutigen Beziehung zu Leo (40) zeigt sich das gleiche Muster: Nähe wechselt mit Rückzug, Trennung mit Wiedervereinigung. Für Samira fühlt sich das vertraut an – unbewusst wiederholt sie das alte Drama in neuer Form. In Phasen der Nähe wird es ihr schnell zu eng und sie reagiert mit verbalen Aggressionen. Wenn sie zu viel Distanz verspürt, erlebt sie heftige Verlustängste, in denen sie Weinanfälle hat und Leo mit Vorwürfen und Eifersucht begegnet.
Was hilft? Was nicht?
Pathologisieren hilft nicht. Menschen in On-Off-Beziehungen brauchen kein Urteil, sondern eine verstehende Haltung – und ein professionelles Gegenüber, das das Beziehungsmuster mit ihnen entwirrt. Einzel- und ggf. Paartherapie können helfen, wieder handlungsfähig zu werden und dem schier ewigen Teufelskreis von On-Off-Phasen zu entkommen. Stabilisierung, Selbstwert- und Autonomieförderung, Psychoedukation und der Blick auf persönliche Schutz- und Risikofaktoren stehen dabei im Vordergrund.
Männer in On-Off-Beziehungen
Die Rollenverteilungen in On-Off-Beziehungen können sehr unterschiedlich sein. Wenn die Beziehung nicht ausbalanciert ist, drohen auf Dauer viele Konflikte und Streitereien, die zu vorübergehender Labilisierung und Instabilität führen. Männer mit unsicherer Bindungserfahrung in ihrer Kindheit neigen zu Angst vor Nähe und schnellem Rückzug. Aber auch Angst vor dem Verlassenwerden quält sie sehr, so dass es zu den beschriebenen On-Off-Beziehungen kommen kann. Bei Frauen kann dies genauso der Fall sein. Auch beim Partnerwahlverhalten („mating“) wählen sich oft Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl oder Ängsten gegenseitig aus. Es gibt bislang kaum Zahlen, wie die Rollenanteile von Männern und Frauen in On-Off-Beziehungen sind. Da aber insgesamt mehr Frauen neurotische Störungen (Angst, Depression, Selbstunsicherheit) und mehr Männer Suchtstörungen entwickeln, zeigen sich genau diese Problem besonders stark in On-Off-Beziehungen.
Fazit
On-Off-Beziehungen sind oft Ausdruck innerer Ambivalenz – nicht nur zwischen zwei Menschen, sondern auch in einem selbst. Wenn psychische Störungen mit im Spiel sind, wird das Beziehungsgeschehen nicht nur komplizierter, sondern auch verletzlicher. Es braucht beides: die Bereitschaft zur Selbsterkenntnis – und ein Umfeld, das Halt gibt, ohne zu fixieren. Nähe ist nicht immer die Lösung, weil sie zu schneller anschließender Distanzierung führen kann. Aber Verstehen, Selbstreflektion und die Arbeit am eigenen Selbstwert sind immer der Anfang.
Tipps für den Umgang mit On-Off-Beziehungen
(1) Überprüfe, was Dich wirklich in der Beziehung hält. Ist es die Qualität der Beziehung oder sind es Ängste vor dem Verlassenwerden, der Einsamkeit oder Schuldgefühle? Was gibt Dir die gegenwärtige Beziehung? Mache eine schriftliche Bilanz dazu, furchtlos und offen!
(2) Wenn Dich das sich wiederholende On-Off-Muster belastet oder gar depressiv macht, lass Dir helfen, einen Weg daraus zu finden. Möglicherweise handelt es sich um eine Schlechte-Gewohnheits-Falle, in der schon lange die Nachteile überwiegen, die Du aber nicht in letzter Konsequenz wahrhaben und anerkennen willst.
(3) Verlasse Deine Comfort-Zone! Sie hilft Dir nur kurzfristig. Auf die Dauer schädigst Du Dich immer mehr und erreichst Deine Lebensziele nicht. Stelle Dir immer wieder die Frage, wie Du Dein Leben aus der Rückschau in 20 Jahren beurteilen wirst, wenn Du in der Comfort-Zone verharrst!
(4) Kläre für Dich, ob Du eine solche Beziehung wie die jetzige haben möchtest und was sie Dir bringt! Warum verweilst Du in dem On-Off-Muster? Brauchst Du vielleicht nur eine Unterstützung im anfänglichen Alleinsein? Dann suche Dir gute Männerfreunde oder einen erfahrenen Therapeuten! Im Falle einer akuten Krise, nutze das 24/7-Angebot der Telefonseelsorge (0800-1110111 oder 0800-1110222)!
(5) Was sind Deine Lebensziele? Welche Bedeutung haben für Dich dabei Beziehungen, Partnerschaft und Familie? Wie steht es um Deine Autonomiefähigkeit und Deine Selbstfürsorge? Schreibe alles auf, was Dir dazu einfällt und stelle eine vertiefte Analyse (gerne auch mit KI) dazu an! Kläre die Ergebnisse auch gerne mit einem engen Vertrauten oder Therapeuten!
Literaturhinweise
Hegener, R. (2021): Beziehungsdynamiken verstehen. Psychotherapie mit Paaren in destruktiven Mustern. Klett-Cotta.
Holmes, J. (2011): Bindungstheorie und Psychotherapie. Schattauer.
Kröger, C. (2018): Borderline-Störungen verstehen und bewältigen. Springer.
Sulz, S. (2020): Nähe und Distanz in Beziehungen. Beltz.
Woidtke, L. & Wrede, K. (2022): On-Off: Psychodynamik instabiler Beziehungen. In: Psychotherapie im Dialog, 23(4), S. 220–225.
Zenz, G. & Schiepek, G. (2016): Ambivalenz und Entscheidung in Beziehungen. Psychosozial Verlag.