UA-176845053-2 Partizipialinflation - Mens Mental Health

Oktober 11

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Partizipialinflation

Kennen Sie die Partizipialinflation? Radfahrende, Studierende, Mitarbeitende, Laufende usw. Dies sind Partizipien, die uns heutzutage so oft begegnen wie nur zuvor. Und das nur aus dem Grund, um die männliche Form zu vermeiden (das generische Maskulinum) und angeblich alle Personen sichtbar zu machen. Es wird dann „Laufende“ gesagt, selbst wenn das Laufen längst vorüber ist. Studenten oder Studierende? Zuschauer oder Zuschauende?

Die im Kontext der Gendersprache beliebte Verlaufsform (Partizip) verfolgt einen inzwischen auf Schritt und Tritt, auch an vielen Stellen, wo es überhaupt nicht passt. Sprichwörtlich ist der Zuschauende, der schon längst beim Betrachten des öden Programms eingeschlafen ist. Ist er dann noch ein Zuschauer? Nein, ganz sicher nicht. Er ist dann ein Schlafender. Dies aber auch nur, solange er schläft. Häufig stellt die Benutzung des Partizips in der Gendersprache eine grobe grammatische und semantische Regelverletzung dar. Auf Kölsch könnte man das Ganze auch mit dem Satz „Wat soll der Driss?“ bezeichnen und beenden. Aber so einfach ist es leider nicht. Deshalb an dieser Stelle: Was ist Partizipialinflation und was hat das mit Männern zu tun?

Gendersprache ruiniert die deutsche Sprache immer mehr

Im Rahmen der durch immer Leitlinien und behördliche Empfehlungen propagierten Gendersprache haben sich neben Binnen-I, Tiefstrich mitten im Substantiv, Genderstern, Knacklaut usw. noch weitere Fehler und Irrwege eingeschlichen, unter anderem der Missbrauch des Partizips, und zwar des Partizips Präsens mit der Endung „-end“. Der einzige Zweck für die Partizipialinflation in Texten und Reden ist die Kaschierung des männlichen Geschlechts.

Dies wird von der irrigen Annahme ausgelöst, das generische Maskulinum (besser unmarkiertes, oder erstes Genus) würde nur Männer bezeichnen. Tatsächlich ist das heutzutage oft verunglimpfte generische Maskulinum gerade geeignet, alle Personen – unabhängig von Geschlecht, sexueller Identität – inklusiv zu benennen. Der Satz: „Draußen warten 100 Bewerber“ umfasst natürlich Frauen wie Männer. Es ist also unnötig, überflüssig und falsch von Bewerbenden zu sprechen. Wenn Personen bewusst in Bezug auf ihr Geschlecht hin angesprochen werden wollen, besteht dafür explizit die Möglichkeit: „Liebe Bewerberinnen und Bewerber!“.

Die Partizipialform stellt nicht umsonst die Verlaufsform von Handlungen dar, bezeichnet also Menschen im Verlauf einer Tätigkeit oder Aktion und ist explizit nicht zur geschlechtsneutralen Bezeichnung von Personen geeignet. Die Fehlbenutzung des Partizips als vermeintlich geschlechtsfreies Ersatzgenus hat sich inzwischen unter dem Primat der Gendrifizierung von Sprache erheblich breitgemacht und ist in ideologiedominierten Kontexten, wie z.B. den Universitäten, die vorherrschende Wortform, vor allem zur Bezeichnung der dort anzutreffenden Personen, den Studenten.

Die seltsame Renaissance des Partizips

Ursprünglich stellte das Partizip (dt. Mittelwort) eine besondere Wortform dar, die zwischen Verb und Adjektiv liegt und beide auf geschickte Weise miteinander verbindet. Daher kommt auch das lateinische Ursprungswort participium, was so viel bedeutet wie teilhabend. Gemeint war damit, dass diese Wortform sich sowohl auf Verben als auch auf Adjektive bezieht. Ein „Laufender“ ist ein Mensch, der gerade läuft (Verb) als auch ein laufender (Adjektiv) Mensch. Grammatisch war die genderistische Verwendung nie vorgesehen. Daher ist die Partizipialflut gerade im Deutschen, wo diese Wortform seltener ist als etwa im Englischen, äußerst verstörend. 

Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass sich gerade unter Studenten die Partizipialform im Rahmen sogenannter gendergerechter Sprache fast vollständig durchgesetzt hat, obwohl damit meist grammatische und semantische Fehler verbunden sind. 

Viele „Studierende“ beteiligen sich ungern oder unreflektiert an der Partizipialinflation

Viele Studenten berichten hinter vorgehaltener Hand, dass sie Nachteile und Ressentiments befürchten, wenn sie beim Gendern nicht mitmachen. Die Gendersprache an Hochschulen ist in weiten Bereichen ein Phänomen der Konformität und Massenansteckung ohne Reflexion und Kritikvermögen, aber im Gefühl der moralischen Überlegenheit.

Darüber hinaus ist die gerade an Hochschulen übliche Gendersprache sprachlich und grammatisch oft inkorrekt. Nur wenige Studenten trauen sich heutzutage noch, in Seminaren und Abschlussarbeiten korrektes, ungegendertes Deutsch zu benutzen. Oft ist es ein Akt der Zivilcourage und des Nonkonformismus, an Hochschulen nicht Genderdeutsch zu benutzen. Studenten sind – auch im Interesse ihrer eigenen Gesundheit – nicht permanent am Studieren. Deshalb können sie nicht permanent Studierende genannt werden. Wenn man das Geschlecht deutlich machen will, sind es Studentinnen und Studenten („In diesem Seminar sind 80 Studentinnen und nur 5 männliche Studenten“). Die Partizipialinflation hat einen rein ideologischen und keinen linguistischen Hintergrund. 

Besonders unter Studenten ist die Wortform Studierende beliebt! Dabei müsste ihnen das Stress machen…

Im Prinzip wird durch die genderistische Partizipierung eine semantische Inkorrektheit erzeugt, da die Verlaufsform in Bezug auf die Handlung „studieren“ eine Absurdität darstellt. Studenten sind – auch im Interesse ihrer eigenen Gesundheit – nicht permanent am Studieren. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich gerade unter Studenten die Partizipialform im Rahmen sogenannter gendergerechter Sprache fast vollständig durchgesetzt hat. Ein Phänomen der Konformität und Massenansteckung ohne Reflexion und Kritikvermögen im Gefühl der moralischen Überlegenheit. So kaschiert sich Irrtum am liebsten.

Darüber hinaus ist die gerade an Hochschulen übliche Gendersprache sprachlich und grammatikalisch vollkommen inkorrekt. Nur noch wenige Studenten trauen sich heutzutage, in Seminaren und Abschlussarbeiten korrektes, ungegendertes Deutsch zu benutzen. Oft ist es ein Akt der Zivilcourage und des Nonkonformismus, an Hochschulen nicht Genderdeutsch zu benutzen. 

…Stress wegen des ungeheuren Anspruchs an Studierende im Geiste von Goethe und Fichte

Dabei ist die Wortwahl „Studierende“ gar nicht neu. Sie findet sich auch bei J.W. von Goethe oder bei Johann Gottlieb Fichte, dem ersten Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin. Die „Studierenden“ ist also kein Neologismus der Gendersprache. Fichte sprach die Erstsemester in seiner Antrittsrede im Jahr 1811 mit dem Wort „Studierende“ an. Er benutzte das Partizip dabei in seiner korrekten Form – anders als heute -, um auszudrücken, dass das Studium den größten Einsatz der Erstsemester forderte und sie gleichsam immerzu studieren sollten. Er hatte in seiner Tätigkeit an der Universität in Jena erlebt, wie sehr die Studenten dem Bier zusprachen und wollte aus wenig fleißigen Studenten Studierende machen. Sie sollten sich ganz auf das Studieren einlassen und dadurch zu Studierenden werden. Es handelt sich also um einen Anspruch und eine Zielsetzung zugleich. Heute wird mit diesem Ausdruck nur vermieden, das korrekte Wort „Studenten“ zu benutzen. Den meisten Studenten wird dieser historische Zusammenhang keinen Stress bereiten, weil er vermutlich nicht bekannt ist. 

Die Partizipialinflation ist eine unlogische Sackgasse zur Entmännlichung der Sprache

Der inflationäre Gebrauch des Partizips, um der vermeintlichen Männerdominanz in der Sprache zu entgehen, ist ein schwerwiegender grammatischer und semantischer Fehler der Gendersprache. Denn „Studierende“, „Radfahrende“, „Lehrende“ usw. sind Menschen, die diese Aktivität im Moment des Bezeichnetwerdens auch ausführen müssen. Aber dies trifft fast niemals wirklich zu. Ein Begriff wie „alle Lebenden“ ist grammatisch und semantisch korrekt. Ein Student, der gerade schläft oder ein Bier trinkt, ist in diesem Moment eben kein Studierender, wohl aber ein Student. Im Moment des Artikulierens wird vielen „Sprechenden“ nicht klar, dass sie meistens einen logischen Fehler bei der Verwendung des Partizips Präsens im Dienste der Entmännlichung der Alltagssprache begehen.

Im Singular lässt sich das Partizip Präsens ohnehin nicht „genderneutral“ verwenden, denn ein Studierender ist wiederum im generischen Maskulinum formuliert. Gendersprachlich kann also dann nur die Rede von „ein*e Studierende*r“ sein und die Sprachverschwurbelung beginnt von Neuem, nunmehr aber auf der Partizipialebene. Wenn Studenten beim Bier zusammensitzen und von sich als Studierenden sprechen, kann es sich höchstens um die von Fichte in seinen Jahren in Jena schon gefürchtete Bierakademie handeln, der sich die Studenten mehr hingaben als dem Studieren. Aber hier hilft gute Grammatik und Liebe zur Sprache

Benutzen Sie als selbstbewusster Mensch das verschwurbelte, entmännlichende Partizip erst gar nicht

Die zentrale Botschaft lautet: Benutzen Sie als selbstbewusster Mann (und natürlich auch als selbstbewusste Frau) das Partizip nicht inflationär, sondern sparsam und korrekt!

Die zentrale Stoßrichtung der Gendersprache ist die Vermeidung des generischen Maskulinums. Alles Männliche wird negativ konnotiert, deshalb ist es zu vermeiden. Implizit bedeutet dies eine Abwertung aller Männer und alles Männlichen. Wenn Sie dies nicht wünschen, sprechen Sie (wieder) normal! Das auch aus Respekt vor Männern und Frauen. Feministische Linguisten wie Luise F. Pusch propagieren seit Jahrzehnten die Ausmerzung des generischen Maskulinums als Ziel. Das kann nicht der Weg in einer Gesellschaft sein, die inklusiv, fair und respektvoll sein will. 

Wenn man das generische Maskulinum so benutzt, wie es konzipiert ist, nämlich inklusiv, wird aus dem Kontext heraus deutlich, welche Personen mit welchen Identitäten gemeint sind. Nicht immer sind dabei Geschlecht und sexuelle Orientierung relevant. Das generische Maskulinum verhindert damit auch eine kontinuierliche Sexualisierung der Sprache durch ständige Benennung des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung. Damit wird die weitere falsche Verwendung des Partizips zur Vermeidung des Männlichen obsolet. Wenn man explizit betonen will, dass es sich um eine Frau handelt, wird aus Student eine Studentin. Ansonsten bezeichnet die Wortform „Ich habe heute mehr als 300 Studenten in meiner Vorlesung“ automatisch Frauen und Männer. Selbst in Fächern, die von Frauen meist gemieden werden wie Informatik und Maschinenbau, werden in den Vorlesungen so viele Frauen sein, dass sie mit der genannten Formulierung inkludiert sind. 

Viele sprachliche Missverständnisse durch die Partizipialinflation

Auch von der tieferen Bedeutung einzelner Partizipialformen her schafft die genderistische Inflation von Partizipien vielerlei Missverständnisse: Ein „Denkender“ ist kein „Denker“, ein „Musikschaffender“ kein „Musiker“, ein „Schlafender“ kein „Schläfer“ usw. Es werden jeweils Wortbedeutung und Verwendungsmöglichkeit verändert. Ein anderes Beispiel: Nico, ein begeisterter Radfahrer, der mit dem Fahrrad zum Büro gekommen ist und nun dort arbeitet, ist auf seinem Weg zum Büro sehr wohl ein Radfahrender. Im Büro angekommen ist er dies aber nicht mehr. Er ist dann bestenfalls Opfer der sprachlichen Inkorrektheit durch die Gendersprache, wenn er dann immer noch als „Radfahrender“ bezeichnet würde. Er ist bestenfalls einer, der Fahrrad fahrend gewesen ist. Das notwendige Partizip Perfekt ist im Deutschen äußerst sperrig! Also lieber Finger weg davon! Solange das Geschlecht nicht interessiert, ist er ein Radfahrer. Wenn aus irgendwelchen Gründen das Geschlecht betont werden soll, kann von Sarah, der Radfahrerin, oder Nico, dem Radfahrer, die Rede sein. Auch von zwei Radfahrern kann korrekterweise die Rede sein, wenn das Geschlecht nicht interessiert.

Selbstbewusste Männer sprechen im generischen Maskulinum und sind dabei respektvoll

Die Manipulation der Sprache, um Männer durch die Verwendung des Partizips unsichtbar zu machen, ist aus logischen und semantischen Gründen abzulehnen. Dahinter steckt die radikalfeministische und linksidentitäre Ideologie, dass alles Männliche per se negativ, toxisch und gewalttätig ist. Selbstbewusste Männer brauchen sich solchen Ideologien nicht unterzuordnen oder gar anzuschließen, weder aus konformistischen noch aus submissiven Motiven. Viele unsichere Männer bezichtigen sich heutzutage freiwillig selbst in Bezug auf reale oder vermeintliche Schwächen, nur um dem Furor feministischer Frauen vorzubeugen. 

Für selbstbewusste Männer bietet die existierende Sprache alle Möglichkeiten, adäquat und respektvoll zugleich zu kommunizieren. Sie müssen nicht für jede sexuelle oder andere Minderheit ein Sonderzeichen oder Partizipialformen benutzen. Das generische Maskulinum inkludiert alle Menschen im Deutschen. Und wer sich nicht angesprochen fühlt, tut dies oft, weil er sich beleidigt fühlen will.

Sie haben die Möglichkeit, mit unserer existierenden Sprache jederzeit adäquat und respektvoll zu kommunizieren. Generisches Maskulinum gehört zur Leitsprache, Beidnennungen und Neutralisierung der Geschlechter sind möglich, wo nötig und erwünscht. So kann der selbstbewusste Mann (und natürlich auch jede Frau) adäquat kommunizieren, ohne sich selbst abzuwerten, zu bezichtigen, schuldig zu fühlen oder ähnliches. Wozu auch? Selbstbewusste und sozial sensible Männer bringen diese Welt voran und brauchen sich nicht im Partizip Präsens Plural zu verstecken. 

 


Tags

Gender, Gendersprache, generisches Maskulinum, Partizip


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  1. Der Artikel enthält aus sprachwissenschaftlicher Sicht einige wichtige Klarstellungen zur Verwendung von Partizipien. Sie sind nicht neu, sollten aber immer wieder in die Argumentation aufgenommen werden.
    Als Sprachwissenschaftler, der die Anfänge der "feministischen Linguistik" mitbekommen hat, war mir damals schon klar, dass die Behauptung, Deutsch sei eine "Männersprache" und das generische Maskulinum unterdrücke die Frauen, nahtlos zur allgemeinen feministischen Opfererzählung passte. Das ist einer der Gründe, weshalb der Gender-Unsinn dankbar von Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten aufgegriffen worden ist. Man konnte (und kann) mit wenig Aufwand eine große Welle machen. Jetzt haben wir den Salat und dürfen uns an ihm abarbeiten 😉 Aber wir geben nicht auf!

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