Nach dem durch starken äußeren Druck erzwungenen Rücktritt der Bundesfamilienministerin Anne Spiegel im April 2022 bot sich die Chance, eine Familienpolitik zu beginnen, die für alle Menschen, Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, zuständig ist, zu etablieren. Nicht überraschend, wurde diese Gelegenheit durch die Berufung einer fachfremden Politikerin, Lisa Paus, MdB aus Berlin, die als Steuer- und Finanzpolitikerin firmierte, offensichtlich vertan.
Ein entscheidender Grund für ihre Berufung dürfte ihr Bekenntnis zum Feminismus, wie ihrer Website zu entnehmen ist, sein. Darüber hinaus setzt sie sich seit Jahren für die Einführung einer Kindergrundsicherung und die Abschaffung des Ehegattensplittings ein. Diese Maßnahme stärkt die Position von alleinerziehenden Elternteilen und schwächt die Tendenz zu einem elterlichen Wechselmodell nach Trennung und Scheidung, das von vielen Alleinerziehendenverbänden vehement abgelehnt wird.
Im Wechselmodell, bei dem das getrennt im Wechsel bei beiden getrennt lebenden Elternteilen lebt, werden insbesondere die Recht von Vätern, die häufiger von ihren Kindern getrennt leben, gestärkt. Es gibt inzwischen vermehrt wissenschaftliche Hinweise, dass das Wechselmodell dem Kindeswohl durchaus nützen kann.
Unerfüllbare Wünsche
Und wenn es mein größter Wunsch auf Erden wäre, Familienminister zu werden, in Deutschland bliebe es unerreichbar. Zumindest seit 37 Jahren wurde kein Mann mehr zum Familienminister ernannt. In diesen knapp 37 Jahren wurden 14 Frauen auf dieses Amt berufen, darunter auch Angela Merkel.
Der Posten wird langsam für Männer so unerreichbar wie für Frauen das Papstamt. Auch Anton Hofreiter, bislang zu kurz gekommener grüner Spitzenpolitiker und ebenfalls kein ausgewiesener Familienpolitiker, kommt wegen seines Geschlechts nicht zum Zug. Von den nunmehr insgesamt 22 Amtsinhabern seit 1949 waren auch nur 3 Männer. Ich wäre so gerne Bundesfamilienminister. Aber die Chancen sind geringer als auf einen Hauptgewinn im Lotto.
Dabei bringe ich alles mit, mehr als alles, was es braucht. Fünffacher Vater, Psychologiestudium mit Schwerpunkt auf Kinder, Jugendliche und Familie, langjährige Praxis in der Beratung und Therapie von Familien. Aber das alles hilft nichts. Erstens bin ich mit 67 Jahren zu alt, obwohl das Ministerium auch ein Seniorenministerium sein soll, und zweitens – noch schlimmer - ich bin ein Mann.
Und Männer gelten unserer vermeintlich fortschrittlichen Politik als verdächtig und inkompetent in Kinder- und Familiendingen. Diese Haltung scheint insbesondere bei den Grünen weit verbreitet, die sich ja sonst für Wandel der Geschlechterrollen einsetzen. Lauert da im Hintergrund eine hyperkonservative Ader?
Grüne Familienpolitik ist konservativ
Gerade eine fortschrittliche Familien- und Gesellschaftspolitik könnte jedoch ein Signal an alle Menschen im Land senden, das Männer heutzutage mit veränderten Rollenmodellen prädestiniert für das Amt sind. Gerade die Veränderung der Rollenmuster in Gesellschaft und Familien haben in den letzten Jahren für Männer neue vielfältige Lebensformen und -chancen jenseits der Ernährerrolle hervorgebracht.
Scheinbar sind diese in den mentalen Konzepten des grünen Spitzenpersonals noch nicht wirklich angekommen. Es wäre ein starkes und wirklich fortschrittliches Signal gewesen, einen Mann zum Minister für Familie, Jugend, Senioren und Frauen zu machen, also für die Themen, die der Ex-Kanzler Schröder noch das Gedöns nannte, würde das Thema in die Mitte der Gesellschaft holen.
Hierfür ist im Jahre 2022 die Zeit noch nicht reif in der vermeintlich so fortschrittlichen Ampelkoalition. Vielmehr werden im Hintergrund die Pfründe der grünen Stammwählerklientel – Feministinnen, Alleinerziehende – sorgsam bewahrt und Veränderungen, die allen Familienmitgliedern dienen würden, sorgsam vermieden. Dies dient dem Kindeswohl auf die lange Sicht eher nicht. Eine konservative Familienpolitik – im schlechten Sinne des Wortes.
Ministerium ohne Männer
Heute stehen die Themen Gleichstellung, Geschlechterverhältnis und Lebensmodelle im Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit, sind hart umkämpft und spalten die Nation wie kaum ein anderes Thema. Man denke an die Konflikte um die Gendersprache, die ganz wesentlich von den letzten Frauenministerinnen gefördert wurde.
Dabei ist es kaum nachvollziehbar, wieso Gendersprache ein Thema der Familienpolitik sein sollte. Aber je nach Ziel und Zweck nennt man sich im Hause des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Familien-, Frauen- oder Jugendministerin, manchmal auch Gleichstellungsministerin. Die wahre Identität dieses Ministeriums scheint flexibel und oft auch beliebig.
Einzig der Begriff Männerministerin ist von Grund auf verpönt. Kein Wunder, denn Männer sind die einzige Personengruppe, die im Portfolio des Ministeriums ausgespart bleiben. Deshalb nennen Kritiker der Männerrechtebewegung das Haus logischerweise dann auch „Ministerium ohne Männer“.
Im Ministerium gibt es nur ein kleines Männerreferat, das jedoch bislang von einer Frau geleitet wurde, und „Gleichstellung für Jungen und Männer“ heißt. Sicherlich in der Theorie eine gute Idee, um auch Benachteiligungen für Jungen und Männer anzugehen, aber in einer Atmosphäre des „Klappe-Haltens“ für Männer nicht wirklich gewünscht.
Das genderistische Programm des Hauses transportiert die Regel, dass Männer nur so lange akzeptiert sind, wie sie den Feminismus ohne Widerspruch unterstützen. Äußern sie sich feminismuskritisch, gelten sie automatisch als frauenfeindlich. Ein politisches Framing, das große Teile der Männer in der heutigen Gesellschaft mundtot macht, ohne dass dies bislang zu einem gesellschaftlichen Aufschrei geführt hätte.
Männer: Einfach mal die Klappe halten!
Seitdem die Ampelkoalition regiert, wurden die im Internet abrufbaren Organigramme vieler Ministerien dahingehend geändert, dass die jeweiligen Abteilungs- und Referatsleitungen nicht mehr mit Namen einsehbar sind. Es ist also nicht mehr erkennbar, wie viele Frauen und Männer diese Funktionen bekleiden. Eine politische Vorsichtsmaßnahme? Denn mehr und mehr Leitungsposten sind inzwischen mit Frauen besetzt und die Gleichstellungsquote der Frauen schießt allerorten auf über 50%.
Unter der alten Regierung war im BMFSFJ bereits eine weibliche Leitungsquote von knapp 70% erreicht worden. So viel zum Thema Gleichstellung der Geschlechter. Wenn da nicht noch eines wäre: Im Gleichstellungspapier des BMFSFJ, das 2021 mit großem Aufwand veröffentlicht wurde, hieß es in Richtung alter, weißer und sonstiger Männer, welche die Politik des Hauses anders sehen, „die sollten doch einfach mal die Klappe halten“.
Wer weiß, wie sorgfältig und oft Papiere in Ministerien gelesen und korrigiert werden, kann erahnen, dass dies kein Lapsus, sondern Programm war. Wörtlich heißt es in dem Papier des BMFSFJ auf Seite 15: „Jungen und Männer sind Unterstützer von Gleichstellung und Frauenemanzipation – weil sie Verantwortung für ihre „patriarchale Dividende“ (keine Erbschuld!) tragen müssen. Deshalb erachtet es partnerschaftliche Gleichstellungspolitik als notwendig und zumutbar, dass Jungen und Männer Frauenemanzipation unterstützen, zurückstehen, Verzicht leisten, auch „einfach mal die Klappe halten““.
So einfach ist es im „hyperfeministischen Kosmos“ des BMFSFJ: Männer büßen wegen ihrer vermeintlichen patriarchalen Dividende bei der Gleichstellungspolitik büßen und im Zweifelsfall die Klappe halten. Was das Ministerium damit für eine einzigartiges Demokratieverständnis transportiert, wird dem kritischen Leser schnell klar werden.
Jede Menge Gaps zwischen den Geschlechtern
Das Ministerium ist alljährlich in der Öffentlichkeit sehr mit dem Thema des Gender-Pay-Gaps präsent. Egal ob dieser nun 21%, 17% oder 6% beträgt, er sollte geschlossen werden, so dass Frauen für gleiche Arbeit den gleichen Lohn erhalten.
Wenig aktiv ist das Haus jedoch bei anderen Gaps zu Lasten von Männern, die dementsprechend auch kaum im öffentlichen Bewusstsein verankert sind: Dass Männer nach wie vor 5 Jahre kürzer leben als Frauen, 75% aller Suizide von Männern begangen werden, über 90% aller tödlichen Arbeitsunfälle Männer betreffen und 85% aller Wohnungslosen Männer stellen.
Auch dass jährlich Tausende von Kindern nach Trennung und Scheidung den Zugang zu ihren Vätern verlieren und oft schwerwiegende psychische Probleme im Rahmen des Eltern-Kind-Entfremdungssyndroms (EKE) entwickeln, ist dem Familienministerium bislang nicht wichtig genug gewesen, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Feministische Agenda als Leitthema
Den vielen feministisch orientierten Fachkräften im Ministerium und nicht zuletzt den Ministerinnen der letzten Jahre ist es gelungen, das Haus zu einer Kaderschmiede des Feminismus auszubauen. Kein Gedöns mehr, sondern knallharte Klientelpolitik ist angesagt.
Deshalb kann sich das Ministerium auch nicht einer fortschrittlichen Familienpolitik, die Jungen und Männer einschließt, öffnen. So werden Projekte wie „Genderleicht“ (Gendersprache in den Medien), eine Tagung zur „lesbischen Sichtbarkeit“ und zahllose feministische Anliegen gefördert. Das Ministerium hat sich längst in der Förderung von kleinen und kleinsten Interessengruppen und Minderheiten verheddert und das Große und Ganze aus den Augen verloren, das Wohl der Familien und der Bevölkerung in den ganz normalen, häufigen Lebenslagen.
Durchschnitt ist spießig, nur die extremen Lebenslagen sind anziehend, ist die hintergründige Botschaft des Haues.
Gebraucht wird ein Ministerium für den Geschlechterfrieden
In den letzten 10 Jahren wurde das Ministerium nach und nach zu einer Steuerungszentrale für feministische Politik ausgebaut. Was das Land wirklich bräuchte, wäre ein Ministerium für Menschen, Generationen, Geschlechter und Familien. Nichts ist so zukunftsträchtig wie der Geschlechterfrieden.
Die Agenda des Ministeriums ist wie ein Dampfer, der beharrlich in die falsche Richtung steuert. Immer mehr Zwietracht zwischen den Geschlechtern säen, immer mehr Misandrie (Negativität gegenüber Männern) und immer mehr Fokussierung auf zwanghaft betriebene Geschlechterparität, selbst da, wo es Mädchen und Frauen mehrheitlich gar nicht anstreben, wie z.B. in den MINT-Berufen und bei der Bundeswehr.
Unter dem wohlklingenden Namen „Gleichstellung“ verbergen sich nahezu ausschließlich Aktivitäten, die entweder frauenpolitische oder queere, transsexuelle oder intersexuelle Themen behandeln und oft gegen Männer gerichtet sind. Die Arbeit an der Förderung des Geschlechterfriedens ist für gelingende Partnerschaften (wird nirgendwo „gelehrt“!) und konstruktive Kooperationsformen in der Arbeitswelt von entscheidender Bedeutung. Auch für das Aufwachsen von Jungen und Mädchen ist das Thema unerlässlich.
Wenig für die Mehrheit, viel für die Minderheiten im Programm
Das Ministerium hat wenig für die große Mehrheit der Bevölkerung im Angebot und stattdessen seine Spezialisierung auf Minderheitenthemen auf die Spitze getrieben. Wohlgemerkt, natürlich sollen diese Themen behandelt werden.
Was jedoch auf der Strecke bleibt, sind die Bedürfnisse der Mehrheitsbevölkerung. Und die sind nicht ohne: Auflösung der klassischen Familienstrukturen, Trennungsbewältigung, Männerrollen in der postmodernen Gesellschaft und Jungen als Bildungsverlierer sind nur einige der Beispiele, die unbearbeitet blieben.
Es scheint, dass das Ministerium mit großem Impetus die Themen ihrer Wählerklientel bedient, ohne auf die Interessen und Anliegen der Gesamtbevölkerung zu achten. Immerhin stehen im Hintergrund noch Forschungsinstitute wie das Deutsche-Jugend-Institut (DJI) und das Deutsche Zentrum für Altersfragen, die noch eine Restsolidität des Ministeriums garantieren. Was jedoch ganz und gar in die identitätspolitische Richtung führt, ist die im letzten Jahr unter der alten Regierung auf SPD-Druck entstandene Stiftung Gleichstellung, die derzeit mit 5 Mill. € jährlich gefördert wird, um Stimmung für die ideologielastige Genderbewegung mit ihrem Lieblingsthema Gleichstellung zu machen.
Einer feminismuskritischen, aber am nachhaltigen Geschlechterfrieden orientierten Organisation, dem Forum Soziale Inklusion (FSI), jedenfalls wurden vom letzten Bundestag genehmigte Fördergelder bis heute nicht ausgezahlt.
Gewalt an Männern – wo gibt´s denn so was?
Auch das Thema Gewalt an Männern – immerhin fast 30% aller Fälle häuslicher Gewalt – ist im Ministerium als Thema noch nicht richtig angekommen, im Unterschied zu Großbritannien, wo dies ein längst erkanntes Problemthema darstellt. Aber wenn weit mehr als die Hälfte alle Abteilungs- und Referatsleitungen von Frauen – die meisten bezeichnen sich in ihren Facebook- und Twitter-Profilen als Feministinnen – besetzt sind, hat das Thema Gewalt gegen Männer kaum eine Chance auf Berücksichtigung.
Es gibt nur ein paar kleine Aktivitäten in diese Richtung. Also eher wieder das Bild von dem Dampfer, der stur in die falsche Richtung fährt. Dabei ist schon lange in der Gewaltforschung bekannt, dass Männer, die als Kinder Gewalt erlitten haben, ein erhöhtes Risiko aufweisen, als Erwachsene wieder Gewalttäter zu werden. Hier gibt es also ein wichtiges Themenfeld für Gewaltprävention über die Generationen hinweg.
Vertane Chancen
Wenn jetzt wieder eine grüne Politikerin zur Familienministerin, die sich dann doch mehr als Frauen- und Gleichstellungsministerin versteht, berufen wurde, ist eine Chance auf eine neue Familien- und Geschlechterpolitik weitgehend vertan. Noch dampft der Dampfer mit Unterstützung der grünen-feministischen Parteiideologie in die falsche, weil einseitige, Richtung. Das, was Familienpolitik sein sollte, ist leider immer noch überwiegend Klientelpolitik. Es handelt sich um feministische Frauenpolitik, die einmal ihre Berechtigung hatte zur Förderung der Gleichberechtigung, heute aber dringend einer Umsteuerung zu Gunsten von Frauen und Männern und des Geschlechterfriedens bedarf.
Es dauert leider noch, bis aus der feindseligen Haltung, die vom Feminismus zwischen den Geschlechtern oft eingenommen wird, ein konstruktives und kritisches Miteinander wird. Derweil werden sich die Probleme der Jungen und Männer anhäufen. Schon jetzt ist international die Rede von der „Boy Crisis“, einer Generation heranwachsender Jungen in prekärer psychischer Verfassung.
Mit unklaren Identitäten, Hang zum exzessiven Mediengebrauch, häufig Gewaltspielen, die erleben müssen, dass sie als Verlierer und Träger des toxischen „Männergens“ angesehen werden. Schon machen in Deutschland im Durchschnitt 8% weniger Jungen ein Abitur im Vergleich mit Mädchen. Dieser Trend wird sich weiter durchziehen in die Hochschulen und später ins Berufsleben. Dadurch werden Probleme am Arbeitsmarkt, in der Wirtschaft und letztlich in der Gesellschaft insgesamt entstehen. Solange der Dampfer in die falsche Richtung fährt, werden diese Probleme nicht gelöst, ja noch nicht einmal erkannt werden. In der Politik ist dieser problematische Trend noch nicht angekommen. Dort wird noch munter einseitig Mädchen- und Frauenförderung betrieben.
Toller Artikel,
wie ich immer sage: "Männer haben zu zahlen und die Fresse zu halten".
Ich bin Unterhaltszahler (leider geht davon nichts an die Kinder, aber laut dem Familiengericht Würzburg, Herrn Richter Dr. Och, ist
das ja auch gut so)
Ich könnte so oft schäumen vor dieser Wut.