Seit vielen Jahren werden in der westlichen Gesellschaft das Männliche einseitig negativ dargestellt und Männer insgesamt als toxisch verunglimpft. Dadurch werden insbesondere bei Jungen und jüngeren Männern Angst und Unsicherheit erzeugt, die zu Selbstunsicherheit und einer tiefen Identitätsstörung führen können. Das wirksamste Mittel, um diese verunsichernden Effekte zu erzielen, ist die Erzeugung und Verbreitung von Geschlechtsscham. Diese besteht in dem Gefühl, als Mann nicht stimmig und passend zu sein.
„Die Männer sollten sich etwas schämen“, so oder so ähnlich wird seit Jahren die öffentliche Meinung durch führende Medien und die Feuilletons der großen Zeitungen bedient. Männer sind toxisch, schlecht, für das Böse in der Welt verantwortlich, wird immer wieder suggeriert. Und in der Tat geht von einigen, wenigen Männern sehr viel Schlechtes aus. Aber das ist eine verschwindend kleine Minderheit von Männern, die nicht das Bild der Männer im Großen und Ganzen prägen dürfen. Nicht wenige Feministinnen glauben allen Ernstes, dass die Welt ohne Männer besser wäre und manche streben dies auch tatsächlich an. Dann heißt es „Ich hasse Männer“, „Das Ende der Männer“ oder „Die Lust am Töten: Warum Männer Gewalt lieben“. In sozialen Netzwerken hypen Botschaften wie #menaretrash u.ä. Durch diese hasserfüllten, oft ungezügelt verbreiteten Botschaften wird Männern – und Jungen insbesondere – nahegebracht, dass sie sich ihres Geschlechts schämen und Schuldgefühle alleine aufgrund ihres Geschlechts entwickeln sollen.
Unzulässige Generalisierung
Das Wirkprinzip und die Zielabsicht der allzu alltäglichen männerfeindlichen Botschaften sind offensichtlich: Wenige schlechte Männer stehen für alle Männer. Männer sollen sich insgesamt ihres Geschlechts - und nicht nur ihrer problematischen Geschlechtsgenossen – schämen. Die massenhafte Kommunikation einer vermeintlichen Kollektivschuld beherrscht schon seit Jahren die Medien. Dass sich die #MeToo-Bewegung dann auf diese Stimmung draufgesetzt hat, war nur ein weiterer (psycho-)logischer Schritt in Richtung Männer-Negativität. Das Konzept hat einen Namen: Misandrie. Die Verunglimpfung, Herabwürdigung und der Hass auf Männer, alleine aufgrund ihres Geschlechts. Misandrie ist das Pendant zur Misogynie, die viel bekannter ist und sich auf Frauen als Geschlechtskategorie bezieht. Beides sind Formen des gruppenbezogenen Menschenhasses.
Während die Misogynie zu Recht immer wieder angeprangert wurde und nur noch an den Rändern der Gesellschaft in größerem Maße vorkommt, ist die Misandrie in der Mitte der Gesellschaft vorhanden und ist dort tagtäglich anzutreffen. In Werbefilmen und Anzeigen tauchen – ohne Beanstandung durch Aufsichtsgremien – immer wieder verunglimpfende und negativierende Botschaften in Bezug auf Männer auf. So hat ein Werbefilm der Marke „Edeka“ zum Muttertag 2018 Männer in mehr als 10 verschiedenen Szenen als unsensibel, tolpatschig und inkompetent dargestellt. Die kanadischen Genderforscher Paul Nathanson und Katherine K. Young haben schon vor über 20 Jahren analysiert, dass in westlichen Ländern täglich Dutzende von misandrischen Botschaften über die Medienkanäle gesendet werden.
Was oft wiederholt wird, gerät zur gefühlten und geglaubten Wahrheit
Die Botschaft, die endlos oft wiederholt wird, ist, dass mit Männern aufgrund ihres Geschlechts etwas nicht stimmt. Das Gefühl der Geschlechtsscham legte sich in den letzten Jahren wie eine dicke Ascheschicht über die Männer im Land und lähmt diese zunehmend. Befreiung geht anders! Immer mehr Menschen – Frauen wie Männer – glauben die generalisierten negativen Botschaften über Männer. Was oft wiederholt wird, gewinnt an Glaubwürdigkeit. Es handelt sich um den sozialpsychologischen Wahrheits-Effekt („truth-effect“), den sich auch politische Propagandaexperten immer wieder zu Nutze machen. Das Männerbild ist in den letzten Jahrzehnten immer negativer geworden, während die Männer in Wahrheit sich immer mehr in eine positive Richtung verändert haben. Ein Gender-Paradox erster Güte!
Natürlich werden nur Männer weißer Hautfarbe in misandrischen Szenen gezeigt, weil andernfalls der Vorwurf des Rassismus unweigerlich auftauchen würde. Dafür wiederum sind die Autoren und Produzenten solcher Bücher und Filme misandrischer Botschaften zu feige. Dass sie jedoch Diskriminierung propagieren, ist offenbar erlaubt und legitim in Zeigen vorgeblicher Anti-Diskriminierung.
Männer, Scham und Gesellschaft - mit Scham beherrschen und manipulieren
Was seit Jahren in der Geschlechterdebatte aus feministischer Sicht benutzt wird, ist die Induktion von negativen Gefühlen durch entsprechende Botschaften. Dafür wird eines der diffusesten und ambivalentesten Gefühle benutzt, das es aus psychologischer Sicht gibt: Die Scham. Sie entsteht ab dem 2. Lebensjahr, wenn das Kind innerlich noch ganz eng mit seiner Mutter verbunden ist und es langsam lernt, dass Mutter und Selbst zwei getrennte Wesen sind. Durch die Mutter (seltener den Vater) wird im Falle übertriebener Scham dem Kleinkind das Gefühl vermittelt, dass mit ihm etwas nicht stimmt, dass es unpassend, negativ oder im schlimmsten Fall unerwünscht ist. Das Gefühl, das dann durch die gespürte Ablehnung entsteht, ist die Scham. Noch versteht das Kleinkind dann nicht, warum es Ablehnung, Abwertung und den abschätzigen Blick der Mutter erfährt.
Wenn dies daran liegt, dass es ein Junge ist, wird es im Rahmen der psychosexuellen Entwicklung ab dem 3. bis 4. Lebensjahr ein negatives Selbstbild als Junge ausbilden. Es handelt sich dann um ein Schamgefühl aufgrund des „falschen“ Geschlechts („gender shaming“). Aus einer frühen Beschämung kann ein fragiles Selbstwertgefühl entstehen, dass dann durch innerlich erzeugte Schamgefühle immer wieder gespeist wird. Die äußerlich induzierte Anfangsbotschaft „Mit dir stimmt etwas nicht“ wird innerlich im Kind und später im Erwachsenen durch Selbstindoktrination am Leben erhalten. Besonders schwerwiegend ist die internalisierte Scham als Gefühl der Minderwertigkeit. Männer sollen diese Scham als kollektives Stigma entwickeln, um sich nicht mehr stark zu fühlen. Durch die Vermittlung und Aufrechterhaltung von Schamgefühlen – in der Erziehung wie auch in Massenmedien und Gesellschaft – wird viel Macht und Manipulation ausgeübt. Das Ziel ist die Durchsetzung einseitig feministischer Positionen als ideologische Bollwerke.
Gender Disappointment
Während Sigmund Freud vor mehr als 120 Jahren den Mädchen mit dem Penisneid ein Defizit attestiert hat, wird heute das den Jungen eigene Geschlechtsteil als Manko vermittelt. Zwei Drittel der jungen Frauen und Männer in Deutschland, die ein Kind erwarten, möchten keinen Jungen. Manche, feministisch gesonnenen, schwangeren Frauen erleiden einen Nervenzusammenbruch, wenn sie erfahren, dass ihre Schwangerschaft mit der Geburt eines Jungen enden wird. Wenn Ablehnung oder gar Enttäuschung über ein bestimmtes Geschlecht so stark ist, dass es die psychische Verfassung der Eltern beeinträchtigt, wird dies als „Gender Disappointment“ bezeichnet.
Dieser Begriff wird im englischsprachigen Raum verwendet und beschreibt das Gefühl der Enttäuschung, wenn das erwartete oder gewünschte Geschlecht nicht mit dem realen Geschlecht des Kindes übereinstimmt. Die Eltern haben das Gefühl, dass sie mit der Zeugung eines Jungen etwas falsch gemacht haben und dass sie das schlechtere Ergebnis bekommen. Sie ahnen wohl, wie schwer es der Junge in der heutigen misandrischen Gesellschaft haben wird.
Scham – ein schwieriges, ambivalentes Gefühl
Bleiben wir aber noch bei der Scham als tiefste und komplexeste menschliche Emotion. Scham ist ein seltsam schwieriges, ambivalentes Gefühl. Die Emotionspsychologie ist sich darüber einig, dass die Scham zu den schwierigsten Gefühlen zählt, sowohl hinsichtlich der Entstehung als auch in Bezug auf die Bewältigung. Viele Menschen wissen gar nicht, dass es bei ihnen die Scham im Hintergrund sein kann, wenn sie sich schuldig, unpassend oder abgelehnt fühlen. Scham kann für Männer dazu führen, dass sie sich als Versager, als Schuldige oder als Aussätzige fühlen. Häufig werden diese Gefühle durch andere Männer, aber auch durch Frauen ausgelöst.
Entscheidend ist jedoch immer, ob die betroffenen Männer die offen – oder noch riskanter – subtil vermitteln Botschaften akzeptieren und sich davon beeinflussen lassen. In vielen existentiellen Situationen (z.B. Hunderte von Ablehnungen beim Online-Dating) ist die Macht dieser Botschaften jedoch so stark, dass ein Sich-Entziehen kaum möglich ist. Ein aufkommendes Schamgefühl führt oft zum sozialen Rückzug, zur Isolation und Einsamkeit. Bei vielen Männern führt ein chronisches Scham- und Einsamkeitsgefühl auch zu erhöhtem Substanzkonsum. Da die Scham ein sehr umfassendes, breites Gefühl darstellt, kann sie sich auf viele Bereiche des Lebens beziehen. Dazu gehören Partnerschaft, Sexualität, Freundschaften und Arbeitswelt. Die Scham dockt oft an alle menschlichen Grundbedürfnisse, wenn diese nicht erfüllt werden, an. Diese sind vor allem Zugehörigkeit, Anerkennung, Nähe, Schutz und Sicherheit. Insgesamt kann sich das Problem starker Selbstunsicherheit und Ängstlichkeit entwickeln.
Geschlechtsscham
Das Schamgefühl, das sich unter Männern in den letzten Jahren stark ausgebreitet hat und die meisten inneren Verwüstungen anrichtet, ist die Geschlechtsscham. Geschlechtsscham bedeutet, dass Jungen und Männer sich ihres eigenen Geschlechts schämen. Vielfach hat sich eine Kollektivscham unter jungen Männern, besonders akademischen und politisch linksstehenden, herausgebildet.
Diese Haltung wird seit Jahren von Massenmedien, aber auch von etlichen Politikern (ebenfalls linksstehenden) und Fachkräften im Bildungsbereich (Kindergärten, Schulen, Hochschulen) bewusst oder unbewusst verbreitet. Die Kernbotschaft lautet: „Du bist nicht okay, weil Du ein Mann bist. Und Deine Männlichkeit ist ein Problem, wenn Du nicht anders wirst!“. Die Ideologie des radikalen Feminismus, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Einfluss gewonnen hat und inzwischen schon lange in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, hat die Geschlechtsscham für Männer durch ihre Botschaften oft ausgelöst, bisweilen auch verstärkt. Nur sehr liberale, aufgeklärte Feministinnen erkennen, dass die Diskriminierung von Männern alleine aufgrund ihres Geschlechts ein Irrweg ist.
Die Botschaften, die vor allem verbreitet werden, sind: Männer sind toxisch; Männlichkeit bedeutet Gewalttätigkeit; Männer sind Vergewaltiger; Männer müssen so werden wie Frauen, um gut zu sein uvm. Gerade in dem Bereich der Geschlechtsscham wird die Abwehr oder Abscheu vor dem männlichen Geschlecht durch Blicke und später durch Worte transportiert. Je mehr sich der moderne Mann seines Geschlechts und seiner Männlichkeit schämt, desto leichter ist er manipulierbar. In der Gesellschaft, in Hierarchien und Beziehungen, aber auch durch Medien und Politik.
Die Entwicklung männerbezogener Geschlechtsscham beginnt früh im Leben von Männern: Neben dem schon beschriebenen „gender disappointment“ beim Kinderwunsch setzt sich die ablehnende Haltung im Bildungsbereich fort. Es ist schon lange bekannt, dass Jungen in Deutschaufsätzen schlechtere Noten erhalten, wenn die Lehrkräfte wissen, dass die Arbeit von einem Jungen stammt im Verhältnis zu anonymisierten Arbeiten. Viele Frauen – leider fehlen exakte Zahlen – hegen eine feindselige Attitüde gegenüber Männern. Dies kann durch persönliche negative Erfahrungen begründet sein, in der Mehrzahl ist es aber das Ergebnis der massiven massenmedialen Beeinflussung in Richtung Negativität gegenüber Männern. Auch in der Werbung wird gegen Männer gehetzt, wobei sich die misandrische (männerabwertende) Attitüde hier nur gegen weiße Männer richtet, weil die Verantwortlichen einen Shit-Storm fürchten, wenn sie migrantische Männer aus Afrika oder Arabien zeigen würden.
Keine empirische Basis für maskulinen Geschlechtsscham
Oft ist zu hören, dass die Männer doch nun mal gewalttätig und toxisch seien. Dieses unsinnige Narrativ wird immer weiter verbreitet. Es ist unsinnig, weil es keine empirische Basis dafür gibt. Epidemiologische Studien zu Persönlichkeitsmerkmale und psychischen Störungen zeigen immer wieder, dass 3-5% der erwachsenen Männer antisoziale und 2-3% narzisstische Züge zeigen. Bei weitem nicht alle von diesen werden gewalttätig oder toxisch. Mit anderen Worten: Selbst bei ungünstigster Berechnung zeigt nicht mehr als jeder 20. Mann (= 5%) Merkmale toxischen oder gewalttätigen Verhaltens.
Für Frauen ergeben sich, was Merkmale manipulativen oder psychisch gewalttätigen Verhaltens angeht, in der Summe ähnliche Quoten wie für Männer im antisozialen und narzisstischen Bereich. Toxizität ist also eher Ausdruck von Persönlichkeit als von Geschlecht. Es ist also zu schlussfolgern, dass in der modernen westlichen Gesellschaft immer mehr Jungen und Männern aus rein ideologischen Gründen ein Schamgefühl und schlechtes Gewissen nur wegen ihres Geschlechts vermittelt wird. Dass immer mehr Frauen – und auch Männer selbst – ein negatives Männerbild haben, ist also keine naheliegende Folge psychischer oder sozialer Realität, sondern Resultat intensiver männerfeindlicher, misandrischer Propaganda.
Was steckt hinter der Geschlechtsbeschämung?
Die Motive hinter der Geschlechtsbeschämung sind feindseliger, oft aber auch konformistischer Natur. Frauen, die Gewalt durch Männer erlebt haben, übertragen diese Erfahrung oft auf andere Männer. Dies kann sich sogar über Generationen fortsetzen. Eine alleinerziehende Mutter kann ihre negative Männerattitüde auf ihren Sohn übertragen, weil er dem Vater so ähnlich ist. Aussehen und Wesensart können misandrisches Verhalten triggern. Als Psychotherapeut habe ich solche Berichte immer wieder von Männern gehört, dass ihre Mütter sie mit dem Vater identifizierten, der sie betrogen oder geschlagen habe. Am Ende haben die Jungen die ablehnende Haltung, die ihnen entgegengebracht wurde, nur weil sie männlichen Geschlechts waren, übernommen und Selbsthass und Verachtung für sich entwickelt.
Die Verachtung des eigenen Geschlechts kann in der Folge zu autoaggressivem Verhalten führen. Aber auch eine tiefe Selbstunsicherheit, Ängstlichkeit und Depression sind bekannte Folgen. Die Söhne radikaler Feministinnen zeigen nicht selten viele psychische Störungen und Lebensprobleme, wie die kanadische Genderforscherin Janice Fiamengo analysiert hat. Männer aus solchen chronisch beschämenden Kontexten entwickeln oft eine latente Angst vor Frauen oder radikalfeminstischen Haltungen (siehe Die Angst der Männer vor Frauen). Häufig ist die Geschlechtsbeschämung gegenüber Männern nicht Ergebnis konkreter negativer Erfahrungen von Frauen, sondern die Folge einer politischen Agenda.
Folgen der Geschlechtsbeschämung
Die möglichen Folgen der maskulinen Geschlechtsbeschämung sind vielfältig und bislang wenig erforscht. Leider sind bis heute fast nur Einzelfallstudien, Befragungen und klinische Erfahrungen vorhanden. Je nach Fragestellung und Studiendesign empfinden 30% bis knapp 50% aller Männer in westlichen Ländern Geschlechtsscham. Vielfach leiden sie darunter, dass sie den Anforderungen der klassischen Männerrolle (Härte gegen sich selbst und andere; Gefühlsunterdrückung; dauerhafte Demonstration von Stärke) und den feministisch vermittelten Anforderungen an Männer (Anpassung, Unterordnung, Gefühlsbetontheit) nicht gerecht werden.
Gerade die Ambivalenz der beiden Rollenanforderungen macht es Männern schwierig, sich selbst zu akzeptieren. Sie müssen einen Weg zwischen den beiden Extremen finden, der oft nicht erkennbar bist. Vor allem die Abwertung der Männerrolle mit Stärke und Beschützeraufgaben in der öffentlichen Darstellung bei gleichzeitiger Dominanz dieser Rolle auf Datingportalen hinsichtlich der Verhaltenserwartungen von Frauen an Männer (Körpergröße, Beschützerverhalten, Muskelkraft, hoher sozialer Status) ist für Männer verwirrend und widersprüchlich.
Wenn Männer aus jeder Ecke der Gesellschaft immer wieder die Botschaft erhalten, dass sie falsch oder gar toxisch sind, sind Verwirrung und Selbstwertprobleme die Folge. Diese Probleme können zu Reaktanz (mit Widerstandsgefühl in der alten Rolle bleiben und diese noch überzeichnen) oder übersteigerter Ängstlichkeit - oft assoziiert mit Selbstunsicherheit, Entschlussunfähigkeit, Depressivität - führen, Fehler zu machen. Auch nehmen die Fälle männerspezifischer Depression zu (siehe Männerdepression – Wo gibt´s denn so was?).
Lösungswege aus der Geschlechtsscham
Wenn immer mehr – vor allem jüngere – Männer Scham- oder gar Schuldgefühle nur wegen ihres Geschlechts erleben, ist dies ein gesellschaftliches Alarmsignal. Denn die Nicht-Auflösung eines derartigen Schamgefühls kann auf längere Sicht für erhebliche psychische Belastungen und Beziehungsprobleme sorgen. Zu den Risiken im psychischen Bereich gehören vor allem Depressionen, Ängste, Persönlichkeitsstörungen, Sexualprobleme und Sucht. Daher ist die Auflösung des zunehmenden Schamgefühls für Männer eine wichtige Aufgabe der Entwicklung und Selbstfürsorge.
Die pädagogischen Dienste (Kindergärten, Schulen) leisten diese Aufgabe überwiegend nicht. Es bleiben nur Eltern, männerfreundliche Menschen aus der Gesellschaft und alternative Medien, um eine männergerechte und insgesamt humane, geschlechtergerechte Gesellschaft zu entwickeln. Da Scham ein besonders tiefgehendes und breites inneres Gefühl darstellt, das bei Chronifizierung schädliche Konsequenzen erzeugt, sollten sich die Männer aber auch selbst von einem übermäßigen und selbstschädigenden Schamgefühl wegen ihres Geschlechts frei machen. Es gehört zu einer guten Selbstfürsorge (siehe Selbstfürsorge für Männer – wichtiger denn je! (Männerrat #26)), dass Männer Geschlechtsscham erkennen und sich davon lösen, um ihren persönlichen Wachstumspfad als Mann und Mensch zu finden. Dafür gibt es verschiedene Wege: Gespräche mit anderen betroffenen Männern; Teilnahme an einer Männergruppe; Selbsterfahrungsgruppen und schließlich auch Psychotherapie.