UA-176845053-2 Mehr Männer in die Psychotherapie! Informationen, Chancen & Wege

April 1

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Mehr Männer in die Psychotherapie! Informationen, Chancen, Wege

Immer noch finden mit 38% aller Psychotherapie-Patienten deutlich weniger Männer als Frauen den Weg in ambulante psychotherapeutische Behandlung. Dabei unterschieden sich Männer und Frauen hinsichtlich der Häufigkeit psychischer Störungen kaum voneinander. Frauen weisen um 3% bis 5% häufiger eine behandlungsbedürftige psychische Störung auf. Bei Männern sind Suchtstörungen (Alkohol, Drogen, Verhaltenssüchte), Depressionen und Ängste die häufigsten psychischen Störungen. Oft zeigen sich die Symptome in Erschöpfungsgefühlen, Rückzug, leichter Reizbarkeit sowie Konzentrations- und Leistungsstörungen.

Hemmungen und Schamgefühle sind leider oft die Barrieren auf dem Weg zur Hilfe 

Männer haben mehr Hemmungen und Schamgefühle, was Hilfe durch eine fremde Person angeht, als Frauen. Sie versuchen häufiger, die Symptome einer psychischen Störung (z.B. Depression, Angststörung oder Sexualproblematik) zu verheimlichen und mit sich selbst auszumachen. Zu den ungünstigen Strategien gehören Rückzug, Vereinsamung oder höherer Alkohol- und Substanzkonsum. Nicht selten geraten Männer in eine Scham- und Schuldspirale, aus der sie schwer oder gar nicht mehr herausfinden. Im klassischen männlichen Rollenbild ist es nicht vorgesehen, dass ein Mann nach außen Probleme und Schwächen zeigt.

Dabei kann kein Mensch perfekt und frei von Problemen sein. Aus dem klassischen Rollenbild des vereinsamten, nicht mitteilungsfähigen Mannes ist es auch erklärbar, dass drei- bis viermal mehr Männer als Frauen Suizid begehen. Es ist sehr wichtig, diesen vereinsamenden Rückzug ins Innere umzukehren, und den Männern aufzuzeigen, dass sie sich äußern und mitteilen dürfen und auch sollen. Viele Männer fürchten auch Ablehnung und Zurückweisung, wenn sie sich öffnen und ihre innersten Gedanken und Probleme offenbar machen. Die heutige, oft männerfeindliche Stimmung in Medien und Gesellschaft, die Männer bisweilen pauschal als unsensibel, machthungrig und toxisch stigmatisiert, verstärkt diesen Trend noch.

Die Psychotherapie bietet eine wirksame und vertrauliche Möglichkeit – auch und speziell für Männer - (es gilt strenge ärztliche Schweigepflicht!), Hilfe in Krisensituationen oder bei dauerhaften Problemen zu erhalten. Dabei stellt gerade die Möglichkeit, sich einer - anfangs völlig fremden - Person mit fachlicher Ausbildung und Erfahrung anzuvertrauen, eine große Chance dar, die Probleme mit dem Selbst, den Emotionen oder dem Verhalten in den Griff zu bekommen

Corona- Lockdown macht Männern schwer zu schaffen

Neueste Studien zeigen, dass Männer unter den Bedingungen des Corona-Lockdowns verstärkt mit Rückzug, Vereinsamung und Vereinsamung reagieren. Auf die längere Sicht werden Depression und Suchtprobleme folgen. Entgegen den Darstellungen der meisten Medien weisen Männer eine besondere Sensibilität gegenüber dem Dauerstress der Pandemie auf. Dabei haben alle krankenversicherte Personen das Recht auf eine psychotherapeutische Behandlung, wenn sie unter einer der behandlungsbedürftigen psychischen Störungen nach ICD-10 (International Classification of Diseases; Kapitel F – psychische und Verhaltensstörungen) leiden. 

Männer brauchen meist einen männlichen Psychotherapeuten

Noch immer tun sich viele Männer schwer, Hilfe für sich in Anspruch zu nehmen. Sie sollten es sich jedoch in jedem Fall wert sein. Viele Männer bevorzugen dabei einen männlichen Psychotherapeuten, weil sie sich – sicher meistens auch zu Recht – ein besonders gutes Verständnis für ihre Lage und Probleme versprechen. Psychotherapeuten bezeichnen diesen Zusammenhang als Übertragung und Gegenübertragung. Dabei werden unbewusst Ähnlichkeiten zu anderen Männern aus dem bisherigen Leben (Vater, Großvater, Bruder) auf den Psychotherapeuten projiziert und dann von diesem empathisch bearbeitet und interpretiert. Diese Passung zwischen Therapeut und Patient ist besonders wichtig, wenn es um die Themen Selbstbild, Selbstwert, Persönlichkeit und Sexualität geht. 

Sexualtherapie

Der Patient kann bei einem männlichen Psychotherapeuten ohne allzu große Schamgefühle über seine Probleme, Erfahrungen und Nöte sprechen. Der männliche Therapeut weiß, worum es geht und kann sich gut einfühlen. Die häufigsten Themen heutzutage im Bereich der Sexualtherapie sind: Libido- und Erektionsprobleme, übermäßiger Pornokonsum, Sexsucht, Hemmungen gegenüber Frauen („Absolute Beginner“), dysfunktionale Sexualphantasien und negative Erfahrungen in der Sexualität. All diese Themen können in der Psychotherapie mit Schwerpunkt Sexualtherapie behandelt und gelöst werden. 

Vom vaterlosen Kind zum reifen Mann

Ein ganz besonders wichtiges Thema, das viele Männer – meist latent, bisweilen offen - beschäftigt, ist die Beziehung zu ihrem Vater, ihre Vätererfahrungen. Sei es, dass es gar keinen anwesenden Vater gab, dass sie ihn durch Scheidung und Trennung früh verloren haben oder dass er sich wenig für sie interessierte oder sie vielleicht sogar physisch und psychisch misshandelte, immer ist der Vater die wichtigste männliche Person im Leben eines Sohnes und späteren Mannes. Von ihm können sie im Idealfall lernen, ein Mann zu sein.

Sehr oft gelingt dies aber nicht. Die erlebten Defizite oder traumatischen Erfahrungen können aber in einer Psychotherapie nachbearbeitet werden. Um ein starker, selbstbewusster und liebevoller Mann zu sein oder zu werden, braucht jeder Mann diese Klärung des Verhältnisses zum eigenen Vater. Dennoch können auch vernachlässigte und misshandelte Männer einen intensiven, konstruktiven Weg zum reifen Mann und Vater voller Stärke, Autonomie- und Liebesfähigkeit beschreiten und ihre Ziele erreichen. 

Quo vadis, Männer? 

Zum Schluss: Männer sollten sich wichtig nehmen, sich in Beziehungen nicht verunglimpfen, erniedrigen oder gar misshandeln lassen und sich weiterentwickeln. Dies gilt besonders für die komplexen und vielfältigen Anforderungen der heutigen Welt, bei denen Beruf, Partnerschaft und Familie oft starken Stress bereiten. Sie dürfen aber auch keinesfalls andere Menschen misshandeln oder erniedrigen. Gerade in Partnerschaften entwickeln sich oft wiederkehrende Abläufe negativer, zerstörerischer Kommunikation und Interaktion. Wenn es den Partnern nicht gelingt, diese selbst zu durchbrechen, ist fremde fachkundige Hilfe wichtig.

Um neue Wege mit sich selbst und in Beziehungen zu gehen, ist oft eine Psychotherapie oder ein Männer-Coaching der beste Weg.  Auch wenn psychische Probleme länger anhalten, sollte dieser Weg beschritten werden. Wenn Männer sich Hilfe für sich selbst holen, ist dies kein Zeichen der Schwäche, sondern der Professionalität im Umgang mit sich selbst. Also im Grunde eine Stärke. 

Es lohnt sich für Männer, sich auf den Weg zu einem starken inneren Selbst zu machen. Starke Männer brauchen keine Gewalt und keine Statussymbole. Sie überzeugen durch ihr Wesen, ihre innere Gelassenheit und ihre Ausstrahlung. 



Tags

Männer, Psychische Gesundheit, Psychotherapie


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