UA-176845053-2 Meine Frau ist streitsüchtig! (Männerrat #8) - Mens Mental Health

Juni 24

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Meine Frau ist streitsüchtig! (Männerrat #8)

Oft berichten mir Männer in der Therapie, dass ihre Partnerinnen, die sie einmal geliebt haben, nur noch streitsüchtig, nörglerisch und schimpfend unterwegs seien. Was ist passiert? Natürlich sind beide Seiten zu betrachten. Was sind die Anteile der jeweiligen Partner? Bevor sie ihre Partnerin mit der Negativhaltung betrachten, dass diese streitsüchtig ist, überprüfen Sie sich zunächst selbstkritisch! Das ist die schwierigste aller Aufgaben. Wir kommen später noch einmal darauf zurück. 

Aber was bedeutet streitsüchtiges Verhalten? Abgesehen davon, dass es in der psychiatrischen Diagnostik keine Streitsucht im engeren Sinne gibt, wird schnell klar, dass es sich um ein besonders negativistisches Verhalten handelt, bei dem eine Person chronisch unzufrieden ist und dem anderen Vorwürfe und Vorhaltungen durch Nörgeln, Anklagen, Vorhaltungen oder ähnliches macht. Das kann Ausdruck ihrer Persönlichkeit wie auch der partnerschaftlichen Situation sein. Sie sollten mit Ihrer Partnerin klären, ob sie beide gemeinsam an der Verbesserung der Beziehung arbeiten wollen. Wenn dies nicht möglich ist, klären Sie selbst Ihre Ziele und Chancen!

Die Symptome einer negativistischen Beziehung

Die Merkmale einer übermäßig von Negativität belasteten Beziehung sind gut erforscht. In der Paartherapie sind sie als die fünf „apokalyptischen Reiter“ einer Paarbeziehung bekannt (nach dem New Yorker Psychologen und Paartherapeuten John Gottman, der ursprünglich vier Merkmale postulierte). Diese sind: (1) destruktive, vernichtende Kritik am Partner, (2) Verteidigungshaltung (Ja, aber-Haltung), (3) Verachtung und Abwertung des Partners (der Beziehungskiller schlechthin), (4) Rückzug und Mauern in der Beziehung („in der Wagenburg“) und (5) Machtdemonstration („herrschen und nicht teilen“). 

Der entscheidende Risikofaktor für die Zukunft einer Partnerbeziehung ist nicht, dass oder wie oft zwei Partner streiten, sondern ausschließlich, wie sie streiten. Gottman konnte mit über 80%-iger Genauigkeit aus dem Auftreten und der Stärke der „apokalyptischen Merkmale“ vorhersagen, ob eine Partnerbeziehung bestehen bleibt oder nicht. Eine Paarberatung oder -therapie sollte möglichst früh stattfinden. Je früher das Paar neutrale und unabhängige Hilfe bekommt, desto besser sind die Chancen auf eine positive Veränderung. Aber auch Trennung sollte in Betracht gezogen werden, wenn es keine positive Veränderung gibt.

Die Merkmale einer chronisch belasteten Paarbeziehung

Schauen wir uns die fünf Merkmale etwas genauer an. 

Merkmal 1:

Destruktive, vernichtende Kritik: Wenn der Alltag ganz überwiegend oder vollständig aus Konflikten besteht, in denen der Partner mit völlig überzogener negativistischer Kritik übergossen wird, ist dieses Kriterium erfüllt. Typisch sind Sätze wie: „Du bist schuld“, „Du machst immer alles falsch“ oder „So geht es mit Dir nicht weiter!“. Konstruktive Kritik und Beschwerden sind dagegen möglich. 

Merkmal 2:

Verteidigungshaltung: Der Partner ist für konstruktive Kritik unerreichbar. Es ist, als ob man gegen eine Wand spricht. Oft werden dieselben Floskeln und Beschwichtigungen wiederholt. 

Merkmal 3:

Verachtung und Abwertung: Der Partner wird immer wieder verächtlich gemacht und abgewertet. Es geht um die Demütigung und Bloßstellung des anderen. Dies geschieht in partnerschaftlichen Konflikten, aber auch in Anwesenheit anderer (Freunde, Verwandte, Fremde). Es handelt sich bei dieser Interaktionsform um die extremste und schädigendste von allen fünf Problemverhaltensweisen.

Merkmal 4:

Rückzug und Mauern: Der Partner ist nicht mehr erreichbar, vor allem emotional, aber oft auch auf der reinen Vernunftebene. Die Partner sind nicht durch Intimität und Offenheit miteinander verbunden. Auch wenn Rückzug und Mauern nur von einem Partner ausgegangen sind, betrifft der Prozess der Isolation und Vereinsamung am Ende beide. 

Merkmal 5:

Machtspiele: Die Beziehung besteht zu einem großen Teil aus Machtspielen. Es geht um Gewinnen und Verlieren, Macht und Ohnmacht sowie Intrigen und Lügen. Während Machtspiele in geringem Ausmaß in vielen Beziehungen auftreten und diese durchaus auch bereichern können, wenn positive Ziele vorherrschen, sind sie im Übermaß riskant und destruktiv. Sie können bei Ungleichgewicht der Rollen- und Einflussanteile einen der Partner schwer beschädigen. Die zuvor genannten vier Strategien (von Destruktivität bis Rückzug) kommen bei den negativistischen Machtspielen bevorzugt zum Einsatz.

Anfänglich tolle Beziehungen können dysfunktional und toxisch werden

Falls Sie mehrere oder alle der genannten Merkmale aus Ihrer Beziehungsrealität kennen, nehmen Sie sich die Zeit, über Ihre Lage zu reflektieren und an Lösungen zu arbeiten. Wenn Sie die Probleme in Ihrer Beziehung lösen wollen, müssen Sie sich Ihnen stellen. Je mehr negativistische Interaktionen vorherrschen, desto stärker sollten Sie sich fragen, wie Sie Ihre persönliche Autonomie stärken können. Partnerbeziehungen, die in der Vergangenheit voller Liebe und Intensität waren, können sich dysfunktional und toxisch entwickeln. Dies geschieht vor allem nach schwerwiegenden Lebensereignissen und Krisen, die chronisch werden. Es kann aber auch sein, dass einer der Partner toxische Anteile in der Persönlichkeit aufweist, die nach einer Phase der Verliebtheit immer deutlicher werden und die Beziehung mehr und mehr dominieren.

Zum Abschluss 5 Tipps für eine Verbesserung oder Lösung der Situation:

Tipp 1:

Reden Sie mehr miteinander! Hören Sie der Partnerin bewusst und achtsam zu! Versetzen Sie sich in sie hinein! Was will sie Ihnen wirklich mit dem Nörgeln, den Beschwerden und den Streitereien sagen? Finden Sie eine (innerliche) Antwort darauf!

Tipp 2: 

Wenn das intensivierte Gespräch miteinander nicht hilft, suchen Sie Hilfe bei einer Paarberatung oder Paartherapie. Dort treffen Sie im Idealfall auf gut ausgebildete Berater und Therapeuten, die Ihnen Anstöße geben und weiterhelfen können. Die Beratung bei einer Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle ist für sie beide kostenfrei. Eine Paarpsychotherapie müssen Sie im Regelfall selbst bezahlen. Aber keine Sorge. Die Paartherapie ist ein Kurzzeitverfahren mit selten mehr als 15 Sitzungen. 

Tipp 3:

Klären Sie für sich selbst, ob die Paarbeziehung für Sie lohnenswert ist, fortgesetzt zu werden. Machen Sie eine gründliche und furchtlose Inventur (schriftlich!) Ihrer Beziehung und Ihrer eigenen Rolle. Betrachten Sie dabei Vorzüge und Nachteile, die Gewinne und Verluste Ihrer Partnerbeziehung für Sie selbst. Wenn Ihre Bilanz wiederholt und dauerhaft (nicht aus der Stimmung eines Tages heraus) negativ ausfällt, erwägen Sie die Trennung!

Tipp 4:

Sehen Sie Ihre Stärken als Mann und entwickeln Sie diese weiter. Ob sie Ihre Beziehung fortsetzen oder nicht, hängt auch von Ihnen ab. Sie können versuchen, Ihre Paarbeziehung zu verbessern. Wenn dies keinen Erfolg hat, sollten Sie Konsequenzen überlegen. Lassen Sie sich dabei unterstützen und beraten. Das kann Sie entscheidend stärken. Sie müssen Ihre Probleme nicht alleine mit sich ausmachen!

Tipp 5:

Trotz aller Belastungen im Alltag, denken Sie positiv. Lassen Sie sich nicht in einen Sog aus Negativität und Abwertung hineinziehen! Solange Du von negativen Interaktionen in der Beziehung  beherrscht bist, befindest Du Dich in einem geschlossenen inneren Kreislauf aus negativem Denken und Fühlen. Erkennen Sie Ihre Freiheit und Autonomie, eigene Lösungen zu finden und diese zu verwirklichen!

Wenn Sie mehr über das Thema „Konflikte in Partnerschaften“ und deren Lösungen lesen wollen, finden Sie unter „Konflikte in Beziehungen lösen – Kompetenztraining für Partner“ eine ausführlichere Darstellung der psychologischen Hintergründe chronisch konfliktbelasteter Beziehungen und die wichtigsten Verbesserungsansätze. 


Tags

Beziehung, Freundin, Konfilkt, Männer, Neuanfang, Partnerin, Partnerschaft, Selbstwert, Streit, streiten


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