Der Begriff des „People Pleasers“ ist inzwischen in Deutschland weit verbreitet und wird immer bekannter. Dies ist ein Hinweis auf eine zunehmende Sensibilisierung für das Problem, es anderen Menschen immer recht machen zu müssen und eigene Bedürfnisse völlig zu vernachlässigen. Denn dies sind die Hauptmerkmale des „People Pleasing“. Im folgenden Beitrag werden Hintergründe, Symptome und Lösungen für ein selbstschädigendes Verhalten mit Schwerpunkt auf Männern dargestellt. Gerade bei Männern besteht immer noch eine besonders starke Tabuisierung des Themas, auch seitens Medien und sogar Fachkräften. Auf Deutsch wurde dieses Verhalten früher mit den Begriffen Anerkennungs- und Bestätigungssucht oder auch Harmoniesucht bezeichnet.
Machen Sie sich klar: „People Pleasing“ führt nicht dauerhaft zum erwünschten Erfolg. Wer sich permanent aufopfert, wird oft ausgenutzt, nicht ernstgenommen und erlangt gar nicht die Beliebtheit, die er sich erhofft. Oftmals finden wir die Menschen interessanter, die nicht um jeden Preis gefallen wollen, die Rückgrat haben und ihre Meinung vertreten. Es zeugt von gesundem Selbstwert, für sich und seine Bedürfnisse einzustehen, sich von anderen Menschen abzugrenzen und das eigene Leben selbstbewusst zu gestalten. Ein geeignetes Lebensmotto ist: „Ich muss nicht um jeden Preis gefallen, um geliebt und akzeptiert zu werden.“ Natürlich können Sie nach wie vor anderen helfen, wenn Sie dies wirklich wollen, aber nicht aus Angst vor Ablehnung.
Bin ich ein „People-Pleaser“?
Ein „People Pleaser“ ist eine Person, die die Bedürfnisse anderer generell über ihre eigenen stellt. Dies kann zwanghafte Züge annehmen, so dass ein Unterlassen des Verhaltens gar nicht mehr gelingt. Im Hintergrund stehen oft Gefühle von Angst (vor Versagen und Zurückweisung), Schuld (Fehler gemacht zu haben; etwas Falsches gesagt zu haben) und Scham (unpassend und unakzeptabel zu sein). Oft kennt der „People Pleaser“ seine eigenen Bedürfnisse gar nicht oder nimmt diese nicht in hinreichender Weise wahr. Solche Menschen sind sehr auf Akzeptanz und Zuwendung durch andere eingestellt. Sie erwarten innerlich oft Zurückweisung und Nicht-Akzeptanz durch andere.
Sie weisen damit ein Defizit an Autonomiefähigkeit und Selbstständigkeit auf und zeigen in den Persönlichkeitsbereichen Dependenz und Unsicherheit meist hohe Werte. Die Personen selbst werden vom Umfeld meist oft als angenehm, hilfsbereit und freundlich, aber auch als übermäßig angepasst, ohne eigene Meinung und ohne Konturen angesehen. „People Pleasing“ ist mehr als Freundlichkeit oder Höflichkeit. Es entspricht eher übertriebener Unterwürfigkeit und Servilität. Für die Betroffenen selbst führt das Verhalten zu einer Selbstvergessenheit und Selbstvernachlässigung, die sich auf Dauer -psychologisch und sozial - schädlich auswirken können.
„People Pleaser“ haben auf der Grundlage ihres Verhaltensmusters Schwierigkeiten, für sich selbst einzutreten, was zu einem schädlichen Verhalten der Selbstaufopferung oder Selbstvernachlässigung führen kann. Dabei ist ihr soziales Grundbedürfnis von positiver Natur, aber ins Extreme und Zwanghafte übersteigert.
Wie wird man „People Pleaser“?
Die Ursachen für das übermäßige, zwanghafte „People Pleasing“-Verhalten liegen meist in der Kindheit der Betroffenen. Neben Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch, die dauerhafte Ängste in der Persönlichkeit erzeugen können, ist es vor allem die innere Scham, nicht richtig und passend zu sein, die „People Pleasing“ erzeugen kann. Es handelt sich um eine tiefe innere Verunsicherung des Selbst, so dass „People Pleasing“ als ein Problem der Persönlichkeit angesehen werden kann. Betroffene Personen haben bei starker Ausprägung des Problemverhaltens meist ein fragiles Selbst, leiden unter Selbstunsicherheit, Selbstwertproblemen und hoher sozialer Ängstlichkeit.
Motivation für „People Pleasing“
Die Motivation eines „People Pleasers“ ist es, in jedem Fall und unbedingt Anerkennung, Bindung, Zuneigung, positives Feedback und Liebe zu bekommen. Ob dies durch die Familie, den Partner oder andere nahestehende Menschen erfolgt, ist gar nicht so entscheidend. Wichtig ist vielmehr, dass dieses Verhalten dauerhaft auftritt und kaum Ausnahmen kennt. Dahinter steckt schlicht und ergreifend die Angst davor, abgelehnt zu werden. Auch wenn der „People Pleaser“ davon überzeugt ist, das Gute und Richtige zu tun, schädigt er sich selbst immer mehr, da er in Wirklichkeit in seiner inneren Wertehierarchie an letzter Stelle steht und daher immer zu kurz kommt.
Symptome und Kernmerkmale des „People Pleasing“
Bei allen Unterschieden in Biographie und Persönlichkeit, die es zwischen „People Pleasern“ gibt, wiederholen sich einige Merkmale auffällig oft:
- Geringes Selbstwertgefühl: Manchmal verhalten sich Menschen, die anderen gefallen wollen, harmoniesüchtig und dependent, weil sie ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht wertschätzen. Aufgrund mangelnden Selbstvertrauens haben Menschen, die es lieben anderen zu gefallen, ein Bedürfnis nach äußerer Bestätigung. Sie erleben dann, dass das Erledigen von Dingen für andere zu Anerkennung und Akzeptanz führt. Dies hält jedoch nur kurzfristig an und muss oft wiederholt werden, um das eigene Selbstwertgefühl immer wieder hochzuhalten.
- Unsicherheit und Scham: In vielen Fällen versuchen Menschen, anderen zu gefallen, weil sie befürchten, dass andere Menschen sie nicht mögen, wenn sie nicht alles tun, um sie glücklich zu machen. Dies erzeugt eine große innere Unsicherheit, Fehler zu machen. Die Betroffenen empfinden dann Scham, nicht richtig zu sein, nicht zu passen, und überschreiben dieses Gefühl, das auf der Basis irrationaler Gedanken entstanden ist, mit übermäßiger Anpassung und Gefälligkeiten.
- Perfektionismus: Manchmal wollen Menschen, dass alles "einfach so" ist, auch wie andere Menschen denken und fühlen. Sie streben dann danach, den anderen, die perfekt erscheinen, alle Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen, um selbst so zu werden wie diese.
- Vergangene Erfahrungen: Auch schmerzhafte, schwierige oder traumatische Erfahrungen – vor allem in der Kindheit - können eine Rolle beim „People Pleasing“ spielen. Menschen, die Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch erlebt haben, werden eher versuchen, anderen zu gefallen und so angenehm wie möglich zu sein, um nicht auf befürchtete Ablehnung oder Zurücksetzung zu stoßen.
Der „People Pleaser“: 10 Hauptsymptome
- Nicht „Nein” sagen können, stattdessen innerer Zwang zum „Ja“-Sagen
- Anderen immer zustimmen, selbst bei innerlich anderer Meinung
- Sich für die negativen Gefühle anderer verantwortlich oder schuldig fühlen
- Häufiges, unnötiges Entschuldigen
- Übermäßiger Stress durch Engagement und Tätigkeit für andere
- Mangelnde Abgrenzung gegenüber anderen („Verschwimmende Ich-Grenzen“)
- Kollabieren bei Kritik („Ich-Fragilität“)
- Übermäßige Anpassung an andere („Chamäleon-Effekt“)
- Sucht nach Bestätigung („Exzessive Dependenz“)
- Übermäßige Konfliktvermeidung
Das „People Pleasing“ ist im Kern eine Angststörung, die durch zwei Grundängste erzeugt und aufrechterhalten wird – die Versagensangst und die Angst vor Ablehnung. Darauf setzt chronische Scham auf, nicht passend und im Kern falsch zu sein. Die Betroffenen jagen einem übertriebenen Bild von Perfektion hinterher. Sie wollen diese Perfektion in den Augen anderer erreichen und versuchen, jeden Menschen in ihrem Umfeld zufrieden zu stellen. Gelingt das nicht, werden sie von Angst vor Ablehnung und dem Schuldgefühl gequält, andere enttäuscht zu haben.
„People Pleasing“ bei Männern besonders tabuisiert
Klassischerweise wird die Harmoniesucht als Problemverhalten Frauen zugeschrieben. Obwohl vorhandene Studien keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern erbringen, argumentieren selbst manche Expertinnen, dass „People Pleasing“ ein typisches und damit überwiegendes Frauenproblem darstellt. Dies ist jedoch ein unpassendes, feministisches Stereotyp. Bei Männern wird das „People Pleasing“-Verhalten viel stärker tabuisiert und verleugnet. „People Pleasing“ tritt bei Männern in der Anbahnung von Beziehungen, in chronisch dependenten Beziehungen und nach Trennungen bei Streitigkeiten in der Umgangspraxis mit Kindern oft auf.
(1) In der Anbahnung und Entstehung von Beziehungen können Männer durch „Mr. Nice Guy“ – Verhalten (vgl. Mr. Nice Guy – der nette Kerl von nebenan. Ein Weg für Männer?) versuchen, Akzeptanz und Zuwendung von der Frau ihres Herzens – und langfristig eine Liebesbeziehung - zu bekommen. Dieses Verhalten führt regelhaft nicht zum Erfolg, sondern provoziert meist gerade Nicht-Akzeptanz und Ablehnung durch Frauen.
(2) In Partnerbeziehungen, die durch Unterwürfigkeit und starken Gehorsam seitens der Männer geprägt sind (dependente Partnerbeziehungen), tritt „People Pleasing“ ebenfalls häufig auf. Dies geschieht, wenn die Männer in einer innerlich von Angst und Selbstunsicherheit geprägten Beziehung mit einer Frau leben (vgl. Die Angst der Männer vor Frauen). Die Wurzeln können hier in der Mutter-Sohn-Beziehung liegen.
(3) Außerdem finden sich auch Männer sich immer wieder in einer langfristigen toxischen Beziehung gefangen, in der sie von der Partnerin verbale, emotionale oder physische Gewalt (Toxische Beziehung: In einer toxischen Beziehung gefangen? (Männerrat #16)) erleben, woraus Ohnmacht und Depression entstehen können.
(4) Nicht wenige Väter leben nach einer Trennung aufgrund von Druck- und Stresssituationen mit ihrer Ex-Partnerin in der kontinuierlichen Angst, den Kontakt zu ihren Kindern bei nicht gezeigtem Wohlverhalten zu verlieren. Sie fühlen sich dann – aus subjektiv guten Gründen – zum „People Pleasing“ – Verhalten mit ihrer Ex-Partnerin gezwungen. Die Väter fürchten Entfremdung von ihren Kindern und den völligen Verlust des Kontakts und damit der Beziehung.
Leider nehmen Medien und Politik (vgl. Ich wünsche mir ein Familienministerium, das sich auch um Jungen und Männer kümmert…), aber leider auch Fachkräfte, nach wie vor wenig diese Spannungs- und Stresssituationen von Männern immer noch nicht ausreichend wahr oder verleugnen sie völlig.
People Pleaser: Konsequenzen im Verhalten
Es gibt im Verhalten von „People Pleasern“ vier zentrale Verhaltenstendenzen, die alle dazu dienen, immer wieder Bestätigung zu erhalten, Konflikte zu vermeiden und die Harmonie aufrechtzuerhalten. Diese sind:
(1) Überanpassung: Sagen und handeln, was vermutlich von einem erwartet wird. Alles andere wird zurückgehalten oder unterdrückt
(2) Over-achieving: Ständig nach Perfektion und Fehlerfreiheit streben, um nicht kritisiert werden zu können
(3) Selbstaufopferung: Glauben, alles für andere geben zu müssen, um geliebt zu werden. Sich dadurch psychisch und physisch selbst vernachlässigen
(4) Selbstdiffusion: Eigene Werte und Ziele werden immer unwichtiger, verschwimmen immer mehr. Die Persönlichkeit beginnt zu zerfließen.
Nicht alle vier Merkmale müssen bei „People Pleasing“ zwingend erfüllt sein. Einige „People Pleaser“ spüren ihre eigenen Bedürfnisse oder Einstellungen gegenüber anderen klar, trauen sich aber aus Angst vor Nicht-Akzeptanz oder Zurückweisung nicht, diese auszudrücken. Andere haben eine so starke Außenorientierung und schwache Ich-Grenzen, dass sie sich automatisch anderen unterordnen, deren Bedürfnisse erfüllen und ihnen jeden Gefallen tun müssen.
Konsequenzen für die „People Pleaser“ selbst
Menschen, die ein intensives, unflexibles Verhalten als „People Pleaser“ zeigen, gefährden ihre Gesundheit und ihre sozialen Beziehungen. Es wurde schon nachgewiesen, dass noch stärkere Ängste (als ohnehin schon), Depressionen und sogar Essstörungen und Gewichtszunahme die Folgen sein können. So zeigte sich in einer Studie, dass „People Pleaser“ mehr essen, wenn sie das Gefühl haben, anderen dadurch einen Gefallen zu tun.
Dies tun sie auch, wenn sie selbst weder Hunger noch Appetit verspüren. In der Folge – auch dies ein Studienergebnis – zeigte sich, dass People Pleasing mit Übergewicht einhergehen kann. Chronisches „People Pleasing“ führt auch zu problematischen sozialen Rollen, weil anderen Menschen das übertriebene Harmoniestreben und die dependenten Anteile natürlich nicht verborgen bleiben, und sie darauf – zumindest innerlich - mit Ablehnung oder Verachtung reagieren, auch wenn sie nach außen hin die Hilfe- und Dienstleistungen des „People Pleasers“ gerne in Anspruch nehmen.
Im Grunde gut…
„People pleaser“ zeigen im Grunde ein erwünschtes, sozial positives Verhalten. Dieses ist bei ihnen aber ins Extreme übersteigert und ihre Hintergrundsmotivation ist so, dass sie sich selbst schädigen. Für ihre empfundene Servilität werden sie oft von anderen – heimlich oder offen – belächelt, nicht ernst genommen oder gar zurückgewiesen. Bei den „People Pleasern“ stehen die Bedürfnisse nach Bindung und Selbstwertbestätigung und -erhöhung ganz im Vordergrund.
Diese gehören zu den für alle Menschen zentralen Bedürfnissen – neben Luststeigerung und Unlustvermeidung sowie Orientierung und Kontrolle. Durch Defizite – vor allem in der Kindheit, aber auch im späteren Leben -können die erstgenannten Bedürfnisse ins Extreme übersteigert werden, so dass sie im psychischen System der Person und im Verhalten zu überwertigen Motiven werden. Das Besondere bei „People Pleasern“ ist, dass die Angst vor Nicht-Befriedigung der Bedürfnisse nach Bindung und Selbstwertbestätigung so groß ist, dass sie alles dafür tun und sich selbst verbiegen, um Akzeptanz und Erfüllung dieser Bedürfnisse zu erhalten. Sie machen sich dadurch in extremer Weise von anderen abhängig.
Die Folgen von „People Pleasing“ sind oft dramatisch
„People pleasing“ ist in jedem Fall ein Verhalten im Ungleichgewicht. Für die Betroffenen ist das dauernde übermäßige Kümmern um die Bedürfniserfüllung anderer ein hoher Stressfaktor im Alltag. Als Konsequenzen sind nicht nur die schon beschriebenen gesundheitlichen (Angstspirale, Depression) und sozialen (Randständigkeit, latente Ablehnung) Folgen relevant. Auch im Selbst des „People Pleasers“ verändert sich etliches auf die lange Sicht zum Schlechten: Das oft schon geringe Selbstbewusstsein verringert sich weiter, die Ängste vor Ablehnung und Nicht-Akzeptanz nehmen zu, die eigene Meinung wird oft gar nicht mehr erkannt und vor sich selbst zugelassen.
„People Pleasing“ ist auf Dauer anstrengend. Nur zu geben, sich permanent zu verstellen, die eigene Meinung runterzuschlucken, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu ignorieren – das ist viel Stress für das Ich und schadet dem Selbstwertgefühl. Insgesamt wird die Person immer anfälliger für Einsamkeit, negatives Selbstbild und die Gefahr, ausgenutzt zu werden. „People Pleaser“ sollten auf Dauer Hilfe für ihre Probleme einholen, um sich besser abgrenzen und für die eigenen Bedürfnisse eintreten zu können.
Die extremste Form von „People Pleasing“: Soziotropie
Menschen im Extrem gefallen zu müssen, ist oft mit einem Persönlichkeitsmerkmal verbunden, das als "Soziotropie" bezeichnet wird. Es ist das dauerhafte Streben und damit Beschäftigtsein, anderen zu gefallen und deren Zustimmung und Zuwendung zu erhalten. Im Hintergrund besteht eine große Angst, nicht mehr gemocht und zurückgewiesen zu werden. Soziotropie ist durch eine übermäßige Investition in zwischenmenschliche Beziehungen gekennzeichnet. Sie ist das Gegenteil von Autonomie. Soziotrope Menschen verhalten sich wie Satelliten, die hingebungsvoll um andere kreisen, um Selbstbestätigung durch Fremdbestätigung zu erlangen. Sie wollen mit allen Mitteln und jederzeit anerkannt und akzeptiert werden. Deshalb entstehen regelhaft unangenehme bis hin zu entwürdigenden Situationen, etwa wenn eine Person von einer anderen beschimpft und erniedrigt wurde, und sie sich daraufhin noch unterwürfig verhält.
Denn für sie sind die negativen Verhaltensweisen des anderen ein Gefahrensignal, dass sie dessen Zuneigung verlieren könnte. Soziotropes Verhalten dient kurzfristig der Beruhigung von Ängsten, ist aber auf die lange Sicht selbstwertschädigend und selbstentwürdigend. Typische soziotrope innere Grundannahmen sind dann auch Leitsätze wie „Ich kann ohne Dich nicht leben“, „Wenn jemand eine andere Meinung hat, mag er mich nicht“ oder „Um glücklich zu sein, muss ich unbedingt von allen anderen akzeptiert und gemocht werden“. Die soziotrope Persönlichkeit schenkt anderen Menschen übertriebene Aufmerksamkeit und Zuneigung, um immer akzeptiert und gemocht zu werden. Sie überhäufen ihre Mitmenschen mit freundlichen Worten, Komplimenten und oft auch mit Gefälligkeiten und Geschenken.
In der Folge grenzt ihr Verhalten meist an Unterwürfigkeit, sie versuchen verzweifelt, Anerkennung zu erlangen. In vielen Fällen ist die Soziotropie mit starken inneren Ängsten, einer Depression oder Problemen der Persönlichkeit (vermeidende, dependente oder emotional-instabile Persönlichkeit) bis hin zu einer chronischen Persönlichkeitsstörung verbunden.
Wie kann man sich „People Pleasing“ abgewöhnen?
Jahrelange tiefsitzende Gewohnheiten abzulegen, funktioniert nicht von heute auf morgen. Es bedarf neuer Rituale, die regelmäßig und oft verfestigt werden müssen. Wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse aber besser wahrnehmen und im Blick behalten, ist das ein erster Schritt, für sich selbst einstehen und sich somit besser akzeptieren zu können. Ist der Leidensdruck sehr hoch und sind psychische Folgeprobleme wie Angststörung oder Depression entstanden, kann auch psychotherapeutische Hilfe ratsam sein.
Fünf Tipps zur Reduktion des „People Pleasing“
1. Machen Sie sich nachhaltig klar, dass übermäßiges Gefallenerweisen und vielleicht sogar Geschenkemachen weder Freundschaften noch Liebe erzeugen oder erhalten können! Sie werden wirklich gemocht oder geliebt wegen ihrer Persönlichkeit und nur dafür. Alles andere zählt auf Dauer nicht. Mit Gefälligkeiten und Dienstleistungen, die Sie aus Angst vor Liebesverlust erbringen, können Sie nachhaltig keine Zuwendung „erkaufen“. Suchen Sie nach Beispielen aus Ihrem Leben für diese Weisheit und machen Sie sich Notizen dazu!
2. Wenn Sie jemand um einen Gefallen bittet, antworten Sie nicht automatisch in einer Sekunde mit „ja“, sondern überlegen Sie in Ruhe (mindestens 5 Sekunden oder länger), ob Sie wirklich „ja“ sagen wollen! Gönnen Sie sich diese Zeit als erster Schritt in Richtung verbesserter Selbstfürsorge!
3. Sagen Sie gerne auch einmal „nein“, wenn Sie sich überfordert, ausgenutzt oder nicht zuständig fühlen! Wenn die andere Person sich anschließend von Ihnen zurückzieht, war es kein echter Freund (keine echte Freundin). Es wird Ihnen helfen, echte von falschen Freunden zu unterscheiden. Damit wählen Sie die Menschen als Partner oder Freund aus, die Ihnen wirklich guttun.
4. Tun Sie jeden Tag ganz bewusst etwas für sich selbst, etwas was Ihnen wirklich gut tut und Ihr Wohlbefinden steigert! Führen Sie ein Tagebuch dazu, das wird Sie später zufrieden und stolz machen, was Sie schon erreicht haben! Wenn Sie es an einem Tag vergessen, setzen Sie am nächsten Tag wieder ein!
5. Beginnen Sie mit Ihren Veränderungen langsam und mit realistischen Schritten! Belobigen Sie sich selbst, auch für kleine Schritte! Dazu ist ein positives Selbstgespräch geeignet. So kann sich langsam Mut und Zuversicht für weitere Schritte und Erfolge aufbauen.