Es ist erstaunlich in Anbetracht der seit vielen Jahren in der Gesellschaft um sich greifenden negativen Stimmung in Bezug auf Männer („Misandrie“), wie wenige Männer sich für Männerbelange, vor allem Wohlbefinden und psychische Gesundheit von Männern, engagieren. Man sollte meinen, dass sich Männer neben anderen Dingen auch um sich selbst und die Belange ihrer Geschlechtsgenossen kümmern würden, wie dies viele Frauen schon lange tun. Nicht wenige Männer engagieren sich einseitig für Feminismus in dem Glauben, dass dies letztendlich Gerechtigkeit für alle erreicht. Dies ist in Anbetracht des heutigen radikalen Feminismus, der den Diskurs weitgehend beherrscht, nicht nachvollziehbar. Es ist wohl eher ein Anpassungs- und Unterordnungsverhalten gegenüber einer als übermächtig erlebten sozialen Bewegung.
Die Nachteile und Diskriminierungen im Leben von Männern sind kaum bekannt
Frauen haben, was die Vertretung ihrer eigenen Interessen angeht, seit vielen Jahrzehnten eine andere Praxis entwickelt, den Feminismus. Dieser hat es in immer wieder neuen Facetten geschafft, die Anliegen der Frauen in den Fokus der Gesamtgesellschaft zu rücken. Dies hat zu vielen realen Verbesserungen für Frauen geführt. Aber auch zahlreiche problematische Nachteile haben sich entwickelt: Die Zerstörung der Sprache für vermeintliches Gesehenwerden (Gendersprache; siehe auch „Das Unbehagen an der Gendersprache“), die permanente Einforderung von Quoten statt der Forcierung von Anstrengung, Motivation und Kompetenz sowie der Rückzug auf Opferrollen, falls andere Strategien erfolglos sind. Eine vergleichbare soziale Bewegung für Männer, eine Art Maskulismus, fehlt in der öffentlichen Wahrnehmung. Dort, wo die Vertreter dieser sozialen Bewegung wahrgenommen werden, werden sie öffentlich oft negativ stigmatisiert (frauenfeindlich, rechts, alt und weiß; siehe auch „Der alte, weiße Mann – Hassobjekt, Privilegienträger oder einfach nur Mensch?!“). Dies sind in erster Linie Versuche, Stimmen von Männern für Männer zu verunglimpfen. Dabei haben Männer nicht weniger Grund als Frauen, sich für ihre Belange einzusetzen, da es nach wie vor auch viele Probleme und Nachteile im Leben von Männern gibt („gender gaps“; siehe auch „Zehn Gaps und Diskriminierungen von Männern und was dagegen getan werden kann“) gibt. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, warum sich mehr Männer (und Frauen) auch für die Belange von Jungen und Männern engagieren sollten und was dies für den gesellschaftlichen und zwischengeschlechtlichen Zusammenhalt bedeutet.
Wieso sich die meisten Männer nicht gegen die negative, männerfeindliche Entwicklung zur Wehr setzen
Die Mehrzahl der Männer hat die seit einigen Jahren in den westlichen Gesellschaften vorfindbare negativistische männerkritische bis männerfeindliche Stimmung offenbar noch nicht zur Kenntnis genommen. Misandrie als gesellschaftliches Phänomen, das viele Männer vor allem nach Trennung und Scheidung, aber zunehmend auch in den Medien trifft, wird von vielen verdrängt oder geleugnet. Dieses Phänomen der Nicht-Wahrnehmung der eigenen Lage wird auch als „male-gender-blindness“ (siehe auch „„Male gender blindness“, Misandrie und Gamma-Fehler – die unbewusste Ablehnung des Männlichen als Ursache von Stress und Selbstverachtung“) bezeichnet.
Was sind die psychologischen Motive, die eigene Lage nicht umfassend und realistisch wahrzunehmen? Viele Männer ignorieren die Entwicklungen oder haben nach Trennung, Scheidung und Karrieremisserfolgen resigniert. Diese Karrieremisserfolge treten für hoch qualifizierte Männer im Berufsleben immer häufiger auf, weil sie durch die Verwirklichung der Quoten-Gleichstellungspolitik keine Chance haben, beruflich zum Zuge zu kommen, bis mehr als 50% der Leitungsstellen mit Frauen besetzt sind.
Männer als Väter – nach der Trennung beginnt oft eine Odyssee für mehr Umgang mit den Kindern
Viele passen sich aus Angst und Konformismus an, in dem Glauben so noch irgendwie durchzukommen und vielleicht doch noch Zugang zu ihren bei den Müttern lebenden Kindern zu bekommen. Diese leben dort im Residenzmodell dauerhaft bei den Ex-Partnerinnen, welche diese Kinder oft wie ihren persönlichen Besitz behandeln und den Umgang mit dem Vater vielfältig sabotieren. Der Ex-Mann und Vater ärgert sich über diese Verhaltensweisen, erlebt aber immer wieder und aufs Neue seine Ohnmacht, weil seine Ex-Frau einfach durch die Dauerresidenz am längeren Hebel sitzt. Er muss jedoch Unterhalt bezahlen, auch wenn er sich gerne mehr um die Kinder kümmern würde.
Es gibt also viele Gründe, dass der postmoderne Mann nicht gegen seine Benachteiligungen aufbegehrt – sie oft noch nicht mal erkennt - und an seiner eigenen Ohnmachtsverstärkung mitwirkt. Der Mann in den 2020-er Jahren in Deutschland ist im Regelfall kein Privilegienbesitzer, sondern Arbeitnehmer in oft sehr stresshaften Kontexten oder lebt häufig in prekären Verhältnissen (Armut, Wohnungslosigkeit, Suchtkrankheit, Vereinsamung).
Hinzu kommt noch, dass die Massenmedien ein Bild der Gesellschaft zeichnen, nach dem der Mann der mächtige Unterdrücker und die Frau das entrechtete Opfer ist. Dieses Gesellschaftsbild ist fernab jeglicher Realität. Es handelt sich, vor allem im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), um eine Medien-Matrix (vgl. „Prof. Michael Meyen: Die Medien-Matrix“), bei der die Medienakteure nicht das Bestreben haben, die Realität möglichst exakt abzubilden, sondern eine eigene Realität entwerfen und verbreiten. Diese will nicht ein realitätsnahes Abbild der Gesellschaft liefern, sondern liefert unter dem Deckmantel der Seriosität und Objektivität ein selbst kreiertes manipulatives Gesellschaftsbild, nach dem die Geschlechter sich in einem harten Kampf befinden, der aus bösen Männern, die alles beherrschen, und hilflosen Frauen, die allenthalben entrechtet und missbraucht werden, besteht. Obwohl es leider viele gewalttätige Männer und traumatisierte Frauen gibt, ist dieses Bild dennoch unzureichend, um die gesellschaftliche Realität auch nur annähernd zu beschreiben. Es bedarf des differenzierten Blicks auf Gesellschaft und Menschen, Männer und Frauen zumal.
Schäm Dich, weil Du ein Mann bist!
Der englische Männerpsychologe und -forscher John Barry weist zu Recht darauf hin, dass die verallgemeinerte negative Sicht unserer Tage auf Männer und vor allem der Begriff der toxischen Männlichkeit keinen fruchtbaren gesellschaftlichen Nutzen mit sich bringt. Er bezeichnet – anders etwa als männliche Depression – keine Diagnose und hat daher auch keinen klinischen Nutzen, um Jungen und Männern konkret zu helfen. Der einzige Zweck des Begriffs besteht offenbar in gruppenbezogener Diskriminierung und Verunglimpfung der großen Mehrheit der Männer, die alles andere als toxisch sind. Männer sollen sich ihrer selbst, ihres Geschlechts und ihrer Identität schämen, ist die Botschaft hinter diesen unablässig wiederholten Verunglimpfungen. Diese von immer mehr gesellschaftlichen Instanzen vermittelte Scham soll Männer mit einem dauerhaft negativen Lebensgefühl ausstatten, so dass sie Ungerechtigkeiten nicht wahrnehmen und sich freiwillig selbst bezichtigen und unterordnen. Sie erkennen dadurch Benachteiligungssymptome, wie sie z.B. im Bildungs- und Medienbereich inzwischen deutlich vorhanden sind, nicht mehr und leisten in der Folge auch keinen Widerstand dagegen.
Durch das negative Labeling der Männer als toxisch entsteht auch Abwehr und Distanzierung von der eigenen Gruppe. Eine Intragruppen-Solidarisierung von Männern mit Männern, wie sie den Frauen immer wieder gelingt, wird somit unmöglich. Sogar die Gefahr selbsterfüllender Prophezeiungen wächst, dass sich nämlich Jungen und Männer, die sich ausgeschlossen und abgewertet fühlen, beginnen, sich wie Aussätzige und Ausgestoßene zu verhalten. Sie bilden dann marginalisierte und sich radikalisierende Gruppen, die wiederum als Beweis für die Toxizität der Männer dienen. Diese Gefahren könnten durch Verzicht auf den stigmatisierenden Ansatz der toxischen Männlichkeit und einen empathisch-verstehenden Blick auf Männer verringert werden. Dieser ist bislang nicht auszumachen und würde auch die Strategie des Radikalfeminismus, dass Männer schlecht und böse sind, bis sie sich dem Feminismus unterordnen, zerstören. Es gibt also viele Gründe, dass sich Männer mehr um die Belange der eigenen Gruppe kümmern.
Männer, die sich nicht um die Belange von Männern kümmern
Das immer wieder erlebbare Desinteresse von Männern für Männerthemen kann auf verschiedene Gründe zurückgeführt werden. Die drei wichtigsten sind im Folgenden erläutert:
(1) Nichts sehen – nichts hören – nichts sagen
Dieses weitverbreitete Muster bedeutet im Grunde die Nicht-Wahrnehmung der derzeitigen gesellschaftlichen Situation in Bezug auf die Geschlechter und ihr Verhältnis. Im Prinzip sind solche Wahrnehmungsfehler bei Menschen nicht selten und sie gehorchen den Regeln der kognitiven Abwehr. Obwohl es sowohl für Frauen als auch für Männer relevante Benachteiligungen („Gaps“) gibt, werden von diesen Männern die Diskriminierungen und Negativbilanzen für Männer ignoriert. Geringere Lebenserwartung, höhere Suizidquote, mehr Herzinfarkte, mehr Wohnungslosigkeit und Suchterkrankungen, Benachteiligung in der Vaterrolle nach Trennung und Scheidung sind einige der Themen, die auf der Negativbilanzseite für Männer stehen. Diese und weitere lebensrelevante Probleme für Männer wahrzunehmen und an ihrer Veränderung zu arbeiten, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe für eine ausgewogene Geschlechtergerechtigkeit. Die bisher in Deutschland praktizierte Geschlechterpolitik sieht vor, dass sich Männer einseitig unterordnen, auf ihre vermeintlichen Privilegien verzichten und die Frauen unterstützen, mehr und bessere Positionen zu erlangen. Andernfalls können sie nach Meinung des zuständigen Bundesministeriums (BMFSFJ) „einfach mal die Klappe“ halten. Das Ganze nennt sich dann Gleichstellungspolitik.
Auch Männer sind benachteiligt – die Gender-Gaps zu Lasten der Männer
Diese Haltung kann auch mit Ignoranz, Leugnung und Abwehr beschrieben werden. Dieses sind zwar leicht unterschiedliche kognitive Strategien, zielen jedoch alle drei darauf ab, die Realität im Leben der Geschlechter in stark selektiver und verzerrter Form wahrzunehmen. Es handelt sich um kognitive Abwehrmechanismen gegen die Komplexität der Realität im Leben von Männern und Frauen, wie sie auch aus klinischen Kontexten bekannt sind (vgl. „Sucht als Wahrnehmungs- und Denkstörung: Kognitive Abwehr und Verzerrungen bei Suchtstörungen“). Die langfristigen Schäden dieser Haltung, die auch als eine Strategie des Nichts (nichts sehen – nichts hören – nichts sagen) zu charakterisieren ist, werden enorm sein. Sie sind jetzt schon deutlich sichtbar, werden aber von den mächtigen Akteuren in der Politik und im Medienbereich verleugnet. Je länger notwendige Schritte in Richtung Verbesserung der männerspezifischen Benachteiligungen (vgl. „Zehn Gaps und Diskriminierungen von Männern und was dagegen getan werden kann“) aufgeschoben werden, desto stärker werden die notwendigen Kompensations- und Reparaturarbeiten sein. Als Beispiel sei hier der Gender-Education-Gap genannt. Darunter wird die Benachteiligung von Jungen im Schulsystem verstanden, die inzwischen vielfach belegt ist, ohne dass es nennenswerte Gegenmaßnahmen gibt. Schon jetzt schließen jedes Jahr 8-10% weniger Jungen im Vergleich mit Mädchen die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife ab. In wenigen Jahren wird sich dieser Unterschied auch bei den Hochschulabschlüssen und dann bei der Besetzung von hoch qualifizierten Stellen und Führungskräften zeigen. Amerikanische Psychologen, wie der weltberühmte Stanford-Professor Philip Zimbardo, haben dieses Problem als geschlechtsspezifische Benachteiligung im pädagogischen System und in der Entwicklung von Jugendlichen schon vor mehr als 15 Jahren erkannt und mit dem Begriff der „Boy Crisis“ bezeichnet.
(2) Gentleman-Syndrom: Frauen und Kinder zuerst
Viele Männer glauben, dass Frauen chronisch benachteiligt sind, dass sie Opfer des Patriarchats sind und sie sich deshalb als deren Beschützer zeigen müssen. Das entspricht einerseits einer Mentalität eines weißen Ritters oder Gentlemans, die für die klassische Männerrolle sehr typisch ist, diesen Männern aber meist nicht gedankt wird. Dieses Gentleman-Verhalten zeugt jedoch letzten Endes von Überheblichkeit, da die moderne Frau schon lange nicht mehr nach einem Beschützer für ihre gesellschaftliche Emanzipation ruft. Andererseits kann in westlichen Ländern wie Deutschland von einem Patriarchat oder einer durchgängigen Benachteiligung der Frauen nicht mehr die Rede sein. Es gibt selektive Benachteiligungen für Frauen und Männer, genauso wie es selektive Bevorzugungen gibt. Junge hochqualifizierte Männer, die sich auf Führungspositionen im öffentlichen Dienst oder beim ÖRR bewerben, haben auf Jahre hinaus kaum Erfolgschancen, weil überall die Frauenquote von 50% erfüllt – und oft übererfüllt – werden muss. Die einseitige Benachteiligung von Frauen stellt aber nach wie vor ein öffentlichkeitswirksames Narrativ des Feminismus dar, das auch in den Medien, vor allem im ÖRR, nicht in Frage gestellt werden darf. Die Belege dafür sind jedoch spärlich bzw. nicht vorhanden. Eine genaue Überprüfung des in jedem Frühjahr in den Leitmedien „zelebrierten“ Gender-Pay-Gaps, der angeblich 17%, 19% oder 21% betragen soll, zeigt, dass dieser bestenfalls 4% beträgt oder – wenn Aspekte wie geschlechtsspezifische Berufswahl und Finanztransfers bei Unterhalt und Versorgungsausgleich und die längere Lebensdauer von Frauen berücksichtigt werden – auf Null zusammenschmilzt.
Männer mit Selbstverschleißungstendenz
Eine andere Ursache für den Gentleman-Effekt ist die Selbstvernachlässigungs- und Selbstverschleißungstendenz vieler Männer. Darunter wird eine tief verwurzelte Verhaltensneigung vieler Männer verstanden, sich für ihre Frauen und Kinder (Familie) einzusetzen oder gar aufzuopfern, dies aber nicht für andere Männer zu tun („Männer zuletzt! – Sollen Männer bevorzugt gegen COVID-19 geimpft werden?“). Diese sind für sie eher Konkurrenten als Bündnisgenossen oder Mitbrüder. Interessanterweise betrifft die Selbstverschleißungstendenz sowohl klassische als auch moderne Männer, wenn es diesen Unterschied überhaupt gibt. Besonders junge Männer verhalten sich oft idealistisch in Bezug auf Frauen und Familie, erkennen nicht, wenn sie benutzt werden, verwechseln Liebe und Nähe mit Sexualität und Berechnung. Sie können dadurch eher in ausbeuterische Beziehungen geraten und Opfer narzisstischer Tendenzen werden. Natürlich kann dies auch umgekehrt geschehen. Nur besteht hier der Unterschied, dass das Thema „toxische Männer“ schon seit längerem im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht. Den Begriff „toxische Frauen“ zu benutzen, ist geradezu unmöglich. Beide Begriffe sollten im Sinne eines fairen Umgangs miteinander nicht generalisierend verwendet werden. Die #metoo-Bewegung hat einen Bekanntheitswert von über 90%. Dass auch Männer Opfer von Missbrauch, Misshandlung und psychischer Gewalt durch Frauen werden können, ist bislang nicht ins öffentliche Bewusstsein gedrungen. Die entsprechende #mentoo-Bewegung ist bislang kaum jemandem bekannt, auch nicht den Männern, die Opfer von Kindesentzug, elterlicher Entfremdung oder falschen Anschuldigen wurden. Solange Männer nur die Beschützer für Frauen und Kinder spielen, wird sich ihre gesellschaftliche Abwärtsspirale fortsetzen. Männer sollten nicht aus falsch verstandener Großzügigkeit und Generosität die eigene Lage und die eigenen Interessen aus dem Auge verlieren.
(3) Angst, Anpassung und Resignation
Für viele Männer ist die derzeitige gesellschaftliche Situation schlichtweg bedrohlich und angsterzeugend. Oft spiegelt sich dies auch in ihren Partnerschaften wieder. Sie fühlen sich in beiden Kontexten – Gesellschaft und Politik im Großen, Partnerschaft und Familie im Kleinen - nicht mehr benötigt und schon gar nicht gefragt, sondern überflüssig und ohnmächtig. Sicherlich flüchten manche aus dieser Ohnmacht in Gewaltverhalten, emotional oder physisch. Männer, die aus einem inneren Ohnmachtsgefühl heraus, gewalttätig werden, brauchen Hilfe. Das ist mit die effektivste Unterstützung und Prävention, auch für die Opfer, meist Frauen und Kinder. Aber die Mehrzahl der Männer, die sich ohnmächtig fühlen, zieht sich mehr und mehr in sich selbst zurück, kapseln sich ab und vereinsamen. Oft resignieren sie am Ende, werden depressiv, antriebslos und entwickeln einen extremen Sarkasmus, auch in Bezug auf sich selbst.
Männerthema Selbstverzwergung: Selbst verschuldete Unmündigkeit
Männer, die sich für Männerthemen engagieren, werden in öffentlichen Debatten und vor allem in den Medien und von politischer Seite, schnell als frauenfeindlich („misogyn“) stigmatisiert. Dies ist ein Trick, um das Thema rund um die Männerbelange zu unterdrücken. Die Angst vor Negativstigmatisierung macht viele Männer mundtot. Sie werden ängstlich in Anbetracht überzogener, destruktiver und hasserfüllter Kritik, die sich in den sozialen Netzwerken wie ein Shitstorm über sie ergießt. Das führt die Männer der Gegenwart zunehmend in eine Position der Selbstverzwergung. Sie nehmen sich selbst immer weniger wichtig und passen sich vorauseilend an die dominanten Narrative an. Aus dieser Selbstverzwergung werden sie sich nur durch eigene Anstrengung befreien können. Angst, Anpassung und Resignation haben den postmodernen Mann in eine selbstverschuldete Unmündigkeit geführt. Er ignoriert seine Lage, verleugnet sie oder passt sich übermäßig an feministische Positionen an. All diese Wege schaffen ihm kurzfristig Erleichterung, führen langfristig jedoch in noch mehr Unmündigkeit und Ohnmacht.
Fazit: Männer brauchen Sensibilität für sich selbst
Um die eigene Lage besser zu erkennen und zu reflektieren, brauchen Männer als hälftiger Teil der Bevölkerung mehr Sensibilität für sich selbst, ihr Gewordensein, ihr Bild in Medien, Politik und Bildungswesen. Die wichtigsten kognitiven Abwehrmechanismen dagegen sind Ignoranz, Überheblichkeit und Angst. Diese zu überwinden, ist gesellschaftliche Aufgabe der nächsten Jahre. Besonders betrifft es das Bildungswesen und die Medien. Gerade die einseitig engagierten und betriebsblinden Akteure in diesen Bereichen sollten ihr Blickfeld erweitern. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist die Empathieförderung und -entwicklung einer feministischen Filmemacherin.
Lösungen: Empathie für die „Gegenseite“ bringt Verständnis, Einsichtsfähigkeit und Weisheit
In diesem Zusammenhang ist die Geschichte der feministischen Dokumentarfilmerin Cassie Jaye „The red pill“ interessant. Erst indem sie sich in dokumentarischen Interviews mit führenden amerikanischen Männerrechtlern einließ, konnte sie eine unabhängige Position zwischen Feminismus und Maskulismus einnehmen. In Deutschland hingegen wird Kritik am Feminismus reflexartig als frauenfeindlich eingestuft, um diese Stimmen mundtot zu machen. So kommt es, dass es weder in der Forschung noch in den Medien eine nennenswerte Beschäftigung mit Männerproblemen und -belangen gibt. Das Thema wird derzeit überwiegend ignoriert und totgeschwiegen. Das Gegenteil ist notwendig, will man im wissenschaftlichen, öffentlichen Diskurs Fortschritte erzielen: Frauen wie Männer sollten an der herrschenden Geschlechterpolitik und den realen Verhältnissen Kritik üben können, um den Geschlechterfrieden voranzubringen. Schlussendlich wird neben berechtigten Belangen von Frauen und Männern an ihrer gesellschaftlichen Lage und konkreten Benachteiligungen eine humanistische Position von Nöten sein, um die zunehmende Genderisierung und Sexualisierung des Alltags bis hin in die Früherziehung (vgl. „Geschlechtsoffene Erziehung: ein gefährliches pädagogisches Experiment mit unabsehbaren Langzeitfolgen“) zu überwinden.
Crossover: Das andere Geschlecht in den Blick nehmen!
Es ist einerseits notwendig, dass Männer die eigene Situation in der postmodernen Gesellschaft kritisch in den Blick nehmen und die Problemlagen erkennen. Wenn sie es nicht für sich tun, sollten sie es für ihre Söhne tun, denen ein benachteiligtes Leben (Vaterschaft, berufliche Chancen, politische Teilhabe) in der Gesellschaft der Zukunft droht. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass sich Männer kurzfristig massenhaft für Männerthemen engagieren. Solch notwendige soziale Entwicklungen aus einer faktisch inferioren Position („David vs. Goliath“) geschehen nur unter bestimmten Konstellationen: Leidensdruck, Solidarisierung einer Minderheitsgruppe, effektive Intragruppen-Kommunikation und erfolgreiche öffentlichkeitswirksame Aktivitäten sind einige der notwendigen Bausteine. Eine sehr nachteilige und auch behindernde Rolle auf dem Weg zu mehr Bewusstsein und Engagement spielen die meisten Medien, vor allem die öffentlich-rechtlichen Anstalten (ÖRR), die das Thema der Männerrolle nur verzerrt oder gar nicht reflektieren.
Ein wichtiger und zukunftsträchtiger Ansatz zur Verbesserung des Geschlechterfriedens ist die Cross-Over-Methode: Männer kümmern sich um die Lage von Frauen, Frauen kümmern sich um die Lage von Männern. Jedes Geschlecht engagiert sich für die Probleme und Benachteiligungen des anderen. Dieser Ansatz wird von einem engagierten Verein in Wien (Twogether.Wien) seit Jahren verwirklicht. Auf diese Weise wird gegengeschlechtliche Empathie gefördert, Männer und Frauen verstehen sich besser und zwischengeschlechtliche Kommunikation gelingt eher. Solche Ansätze sollten auch in Deutschland Schule machen und die einseitige Dominanz des Radikalfeminismus, wie sie inzwischen auch in der Regierungspolitik herrscht, ablösen. Derartige neue Wege in der Geschlechterpolitik können aussöhnen und heilen, was in Jahrzehnten vernachlässigt oder gar zerstört wurde. Das Ziel ist Sensibilität für die eigene Lage und die Lage des anderen Geschlechts, um der Gerechtigkeit für alle näher zu kommen. Die Lösung im Verhältnis zwischen den Geschlechtern muss in den Humanismus und die Zurückdrängung der Genderisierung und Sexualisierung des Alltags führen.